In Dettenheim herrscht nun Ruhe

4.8.2017, 12:00 Uhr
In Dettenheim herrscht nun Ruhe

© Jan Stephan

Auf der Kreuzung, durch die sich vor einer guten Woche noch 15 000 Autos pro Tag trafen, könnte man inzwischen wunderbar Federball spielen, ohne groß vom Verkehr gestört zu werden. Die Ampeln sind abgeschaltet, nur ein paar Autos von Haardt her fahren noch durch den Ort. Ein wunderliches Gefühl, wenn eine der meistbefahrenen Kreuzungen des Landkreises auf einmal zurückgefunden hat zu einem Dasein als verschlafener Dorfplatz.

„Wir sind wahnsinnig froh, dass wir den Verkehr jetzt endlich raushaben“, sagt Karl Roth, der für die CSU im Weißenburger Stadtrat sitzt und seit Jahren darum gekämpft hat, dass die Umgehung Realität wird. Der Autolärm allerdings ist nicht an allen Orten Dettenheims weniger geworden. „Auf meiner Terrasse höre ich die Lkws lauter als bisher“, sagt Roth. „Aber ich will wirklich nicht meckern.“ Bis zuletzt haben die Dettenheimer noch versucht, einen Lärmschutzwall zu bekommen, der die neue Umfahrung im Westen vom Dorf trennt. Die Schambacher haben die Wand bekommen, die Dettenheimer hatten das Problem, dass es sich in ihrem Fall nicht um ein reines Wohngebiet, sondern um ein Mischgebiet handelt und die vorgeschriebenen Grenzwerte eingehalten werden.

In Dettenheim herrscht nun Ruhe

© Limes Luftbild

Aber den neuen Aufschwung wollen sie sich in Dettenheim nicht vermiesen lassen, denn in der Tat geht es ordentlich vorwärts. Der erste Teil des Baugebiets am südlichen Ortsrand ist voll, der zweite erschlossene steht jetzt zur Vermarktung an. Roth: „Im Ort haben wir fast keine Leerstände mehr, da sind die letzten Jahre viele Anwesen von jungen Familien gekauft worden.“

Wahrscheinlich ein Vorgriff auf die damals bereits beschlossene B-2-Umfahrung, denn vom Boom der Ortsteile im direkten Weißenburger Umfeld hatte Dettenheim zuvor nicht viel profitiert. Viele Bauwillige ließen sich von der Bundesstraße mitten durchs Dorf abschrecken. Mit der Umfahrung dürfte Dettenheim nun zu einem interessanten Wohnort werden, der nicht nur eine gute Verkehrsanbindung hat, sondern auch die Erreichbarkeit von Treuchtlingen und Weißenburg per Rad bietet.

Dazu steht nun auch noch die Dorf­erneuerung in den Startlöchern, die im kommenden Frühjahr beginnen soll. Die Hauptstraße und die Rezatstraße sollen hergerichtet werden und unter anderem die Rezat in Teilen aus ihrer Verrohrung geholt und wieder im Dorf sichtbar gemacht werden. Zudem soll ein Dorfplatz im Umfeld der bisherigen B-2-Kreuzung entstehen. Die Dettenheimer wollen sich ihr Dorf zu­rückholen, das jahrzehntelang vor allem den Autos gehörte.

Bereits seit den 1990er-Jahren kämpften die Dettenheimer darum, die Bundesstraße aus dem Dorf zu bekommen. Mit Höhen und Tiefen. Weißenburgs früherer Oberbürgermeister Reinhard Schwirzer hatte begonnen, politischen Druck für das Projekt aufzubauen, und den Umgehungsbau auf die Agenda der großen Politik gebracht. Sein Nachfolger, Jürgen Schröppel, machte an dieser Stelle weiter und kann sich nun freuen, am Mittwoch Teil der Einweihungsfeierlichkeiten zu sein.

Alle sind eingeladen

Von entscheidender Bedeutung war Landrat Gerhard Wägemann, der schon in seiner Zeit als Landtagsabgeordneter im Hintergrund die politischen Strippen zog und von Verkehrsminister Joachim Herrmann bis zu Ministerpräsident Horst Seehofer alle Zuständigen (und deren Vorgänger) beständig daran erinner­te, dass man in Dettenheim noch etwas zu erledigen habe. Auch der aktuelle Landtagsabgeordnete Manuel Westphal und die Bundestagsabgeordneten Artur Auernhammer und Josef Göppel warfen ihr politisches Gewicht in die Waagschale, um den Bau der Umgehung voranzutreiben.

Am Mittwoch wird nun mit politischer Prominenz unter möglichst großer Beteiligung der Öffentlichkeit die Einweihung gefeiert. Es sprechen die Staatssekretärin Dorothee Bär, Innenminister Joachim Herrmann, Landrat Gerhard Wägemann, Weißenburgs Oberbürgermeister Jürgen Schröppel und der Leiter des Staatlichen Bauamtes Ansbach, Heinrich Schmidt. Im Anschluss an die Einweihung gibt es einen Imbiss, zu dem alle eingeladen sind. Roth würde sich freuen, wenn viele zu der Einweihung kommen: „Im Sportheim haben wir auf jeden Fall genug Getränke.“

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