Auf der Suche nach dem Wolf in Altmühlfranken

21.4.2018, 07:00 Uhr
Auf der Suche nach dem Wolf in Altmühlfranken

© Doris Opitz/Pixelio.de

„Ein Wolf jagt am Brombachsee“, war die knallige Überschrift im Gunzenhausener Altmühl-Boten. Sie war durchaus berechtigt, hatte sich doch einer zu Wort gemeldet, dem man es zutraut, sich auszukennen. Harald Fritsch, der Vorsitzende der Jägervereinigung Gunzenhausen, der in Sachsen, der Ukraine oder Kanada bereits zahlreiche Erfahrungen mit Wölfen gesammelt hat. Er war sich seiner Sache hundertprozentig sicher und hatte eine ganze Tiefkühltruhe voller Spuren gesammelt. Kotproben, gerissenes Wild, Fotos von Spuren … Man ging davon aus, dass mit einer gentechnischen Untersuchung im Labor bald geklärt werden könnte, ob der Wolf nun erstmals seit kapp 200 Jahren wieder altmühlfränkischen Boden betreten hat oder nicht.

Hinweise nicht ausreichend

Dazu wird es nun allerdings nicht kommen. „Die Wildtierexperten am LfU (Landesamt für Umwelt, d. Red.) hatten bereits Ende Februar/Anfang März Kontakt mit Herrn Fritsch. Die vorliegenden Hinweise werden als nicht ausreichend bewertet, um einen Wolf zweifelsfrei nachzuweisen, beziehungsweise konnten anderen Tier­arten zugeordnet werden“, heißt es in einer schriftlichen Stellungnahme auf Anfrage unserer Zeitung. Man könne es nicht mit Sicherheit ausschließen, dass am Brombachsee ein Wolf unterwegs gewesen sei, aber die vorliegenden Hinweise sehe man nicht als stichhaltig genug an, um eine kostspielige genetische Untersuchung anzuregen.

Würde man jeden verdächtigen Riss eines Wildtiers genetisch auf den Wolf überprüfen lassen, würde das einen immensen Einsatz von Mitteln und Personal bedeuten, so dass Landesamt für Umwelt. Es wird also wohl keiner mehr kommen, um Fritschs Kühltruhe zu leeren. Der findet das Verhalten der Behörden wenig hilfreich und beklagte sich bereits auf der Jahreshauptversammlung der Jägervereinigung über mangelnde Kapazitäten und Willen zur Untersuchung. Fakt ist, dass sich Fritsch weiter sicher ist, dass der Wolf hier ist. „Ich denke, dass es zwei bis drei Tiere sind, glaube aber nicht, dass die schon ein Rudel gebildet haben.“ Er will auch keine Unruhe schüren. „Ich habe nichts gegen den Wolf, im Gegenteil, ich freue mich, wenn ich einen sehe, aber wir brauchen dann einen Plan, wie wir mit ihm umgehen“, erklärte er gegenüber unserer Zeitung. „Als Stehwild am Brombachsee ist das vielleicht nicht das richtige.“

Erste Schäfer schützen sich

Das sehen viele so. Etwa der Weißenburger Schafhalter Helmut Hüttinger. „Ich denke, dass schon viel mehr da sind, als wir wissen.“ Seine Schafeinzäunungen am Weißenburger Wassertretplatz in Richtung Römerbrunnen will er jetzt in naher Zukunft wolfssicher machen und hat schon mit Fachfirmen gesprochen. Zwei stromführende Drähte gegen das Untergraben und das Überspringen, damit sei man im Moment weitgehend auf der sicheren Seite. Vielen Hundehaltern dürfte das nicht gefallen, den ein oder anderen Schlag dürften sich auch neugierige Hunde einfangen.

Schäfer Hüttinger geht jedenfalls fest davon aus, dass der Wolf früher oder später im Weißenburger Land auftaucht. „Und wenn er dann da ist, dann ist es vielleicht schon zu spät, über Schutzmaßnahmen nachzudenken.“ Jürgen Schweininger, der Vorsitzende der Jägervereinigung Weißenburg, hält es ebenfalls für möglich, dass in den ausgedehnten Waldgebieten im Weißenburger Stadtwald oder dem angrenzenden Raitenbucher Forst sich ein Wolf ansiedeln könnte. Im Moment gebe es allerdings keinerlei Anzeichen dafür, dass ein Wolf bereits da sein könnte.

Gerüchte gab es zwischenzeitlich, allerdings auf dem Weißenburger Jura und seinem Umfeld. Bei genaueren Nachfragen finden sich aber keine allzu konkreten Hinweise. Sieht man von einem Viehhalter aus einem Raitenbucher Ortsteil ab. Der hatte vor rund einem Jahr ein totes und ausgeweidetes Kalb auf einer Weide nahe Nennslingen liegen. Der Landwirt glaubt, dass ein Wolf der Übeltäter war, die herbeigerufene Polizei hält auch einen wildernden Hund als Schuldigen für möglich. Eine genetische Untersuchung konnte damals keine Klarheit mehr liefern, weil das Kalb zu lange in der Sonne gelegen hatte, so der Landwirt.

Bedeutend schlauer ist man nach dieser Reise durchs Wolfserwartungsland Altmühlfranken also auch auch. Ob der Wolf da war, weiß man nicht, mit einiger Sicherheit darf man aber davon ausgehen, dass er eines Tages wieder kommt. Zumindest, wenn man seine Ausbreitung in Bayern zulässt. Und genau diese Frage wird in Bayern gerade heiß diskutiert.

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