Auftakt für die Dorferneuerung in Dettenheim

13.6.2014, 08:14 Uhr
Auftakt für die Dorferneuerung in Dettenheim

© Renner

„Wir brauchen jetzt mal ein Startprojekt“, machte Udo Beckstein, Vertreter der Ortsbewohner im Vorstand der Teilnehmergemeinschaft zur Dorferneuerung, deutlich. Es müsse endlich etwas angepackt und nicht immer nur vorbereitet werden. „Die Leute verlieren die Lust und sagen, dass seit fünf Jahren nichts passiert“, unterstrich er.

Tatsächlich hatte die Auftaktveranstaltung zur Dorferneuerung im Januar 2009 stattgefunden. Die Bewohner schufen mit viel Elan in drei Arbeitskreisen die Grundlagen für die Umgestaltung ihres Ortes. Doch dann geriet die Sache ins Stocken, weil sich der Baubeginn für die B-2-Umgehung verzögerte. Die Umfahrung lässt bekanntlich immer noch auf sich warten – doch die gesamten Dorferneuerungspläne „fußen darauf, dass die B 2 endlich draußen ist“, erklärte Beckstein vor den Bauausschussmitgliedern.

Das Gremium traf sich jetzt am Sonnwendfeuerplatz, um sich vor Ort ein Bild zu machen. Mitte Mai hatte es schon eine nichtöffentliche Sitzung gegeben, in der sich der Ausschuss nicht einigen konnte. Mehrere Stadträte wollten vor einer Entscheidung Näheres zu den Wünschen der Dorfbewohner und der künftigen Nutzung des Platzes erfahren.

Das Areal befindet sich im Nordosten Dettenheims. Seit vielen Jahren wird dort alljährlich von der Landjugend eine Sonnwendfeier veranstaltet. Doch das soll den Dettenheimern zufolge künftig nicht die einzige Nutzung sein. „Es geht nicht darum, dass wir uns ein Denkmal setzen wollen, sondern es soll ein Platz entstehen, der vielfach genutzt wird“, versuchte Beckstein Bedenken zu zerstreuen.

Denn in der vorhergehenden Sitzung war Kritik an den Kosten für die Platzgestaltung in Höhe von 72000 Euro (je 31000 Euro von der Stadt Weißenburg und dem Amt für Ländliche Entwicklung, 10000 Euro an Eigenleistungen der Bürger) laut geworden. Vor allem dann, wenn das Areal nur einmal pro Jahr genutzt oder in ein paar Jahren völlig aus dem Fokus rücken würde, weil der ganze Ort sich nur noch am dann hoffentlich neu geschaffenen Dorfplatz treffe, wäre dies manchem Stadtrat zu viel Geld gewesen.

Nach den Vorstellungen der Dettenheimer soll sich der Platz aber zu einer Anlaufstelle beispielsweise für Schulklassen oder für Kindergartengruppen sowie für weitere Treffen und Feste entwickeln. Und die Anlage könnte als Rastplatz für Wanderer dienen, denn schließlich führen der Sternschanzenweg als Rundstrecke um Dettenheim, sowie der Franken- und der Main-Donau-Weg als Fernwanderrouten dort vorbei.

Die Vorplanungen sollen nun klären, wie der Platz sinnvoll angelegt werden kann. Im Entwicklungskonzept für die Dorferneuerung sind eine Feuerstelle, das Befestigen der Fläche, Sitzgelegenheiten und Grüngestaltung genannt. Außerdem sollen eine Hütte für einen Grill und andere Geräte entstehen und über eine Treppe ein Zugang zur Bäckergasse und damit direkt zum Ort geschaffen werden.

Ins Gespräch gebracht wurden auch ein Wasseranschluss und eine Abwasserleitung. Ob dies sinnvoll und in einem vertretbaren Kostenrahmen machbar ist, muss geprüft werden. Weißenburgs Rechtsamtsleiter Heiko Stefke gab zu Bedenken, dass Wasser in einer so langen und nur selten genutzten Stichleitung schnell verkeimt und keinesfalls zum Trinken verwendet werden kann. Stadtrat Karl-Heinz Degen (CSU) sprach sich für einen Stromanschluss aus. Der sei mit wenig Aufwand zu machen.

Erschwerend kommt hinzu, dass das Areal früher als Schuttplatz genutzt wurde, weshalb sich dort Altlasten finden dürften. „Wenn man gräbt, kommt nach einem Meter der Müll“, machte denn auch Ortssprecher Karl Roth klar. Daher hat die Stadt eine Bohrung machen lassen, die klären soll, was sich im Boden befindet. Die Untersuchungsergebnisse liegen noch nicht vor.

Stadtbaumeister Thomas Schwarz zufolge ist es trotzdem sinnvoll, die Planungen zu beginnen. „Die Erwartungen und die Ungeduld der Bürger“ seien groß, „da nach anfänglicher Euphorie und großem Einsatz der Dorfgemeinschaft alles durch den nach wie vor ausstehenden Bau der Ortsumgehung ins Stocken geraten“ sei. Das Amt für Ländliche Entwicklung, das bekanntlich für die Dorferneuerung zuständig ist, befürworte die Maßnahme ebenfalls.

„Stark überalterter Ortskern“

Schwarz sieht neben der besonderen Belastung durch die Bundesstraße 2  weitere Gründe, die Dorferneuerung endlich anzugehen. Dettenheim stehe nämlich „beispielhaft für die negativen städtebaulichen Veränderungen in solchen Ortschaften, bedingt hauptsächlich durch Strukturwandel in der Landwirtschaft und die demografische Entwicklung“. Der Stadtbaumeister: „Die praktischen Auswirkungen, das Ausbluten eines stark überalterten Ortskerns, Leerstand, verfallende Häuser, kann man schon lange nicht mehr übersehen.“

Ortssprecher Roth wies darauf hin, dass sich in dieser Hinsicht momentan viel bewege und etliche Anwesen saniert würden. Er und die übrigen Bausenatsmitglieder sprachen sich dann einstimmig für die rund 1700 Euro teure Vorplanung aus. Für Oberbürgermeister Jürgen Schröppel ist „ eine multifunktionale Nutzungsmöglichkeit wesentlich“. Und Wolfgang Hauber (Freie Wähler) bezeichnete den Sonnwendfeuerplatz als „herrliches Fleckchen Erde“, das tatsächlich auch als Rastplatz für Wanderer und Radler genutzt werden sollte.

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