Bauern in Altmühlfranken sind mit ihrem Image unzufrieden

6.2.2017, 12:00 Uhr
Bauern in Altmühlfranken sind mit ihrem Image unzufrieden

© Jürgen Leykamm

Im Vorstand der Ortsobmänner im Landkreis ergab sich zudem eine weitere Änderung. Tobias Stöhr (Gundelsheim) löst Karl Huber (Seitersdorf) ab, der sich ebenso wie Artur Auernhammer aus persönlichen Gründen nicht mehr zur Wahl stellte. Wie bisher im Gremium vertreten sind Karl Auernhammer (Burgsalach), Gerhard Busch (Hechlingen), Andreas Forster (St. Veit) und Dieter Riehl (Kurzenaltheim).

Zuvor hatten bereits 17 neue Ortsobmänner ihre Wahl angenommen.
Auf Kreisebene bildet man nun eine schlagkräftige Truppe, die in nicht ganz einfacher Zeit den Bauernstand in der Öffentlichkeit für die nächsten fünf Jahre vertreten darf. Auch in den bisherigen zehn Jahren seiner Amtszeit sei es immer schwerer geworden, die Flagge der Landwirtschaft hochzuhalten, ließ es Rottenberger beim Pressegespräch nach der nicht öffentlichen Versammlung durchblicken.

„Die Situation spitzt sich zu“, machte er deutlich. Mittlerweile müsse man sich als Bauer eigentlich „permanent für jede Aktion rechtfertigen“. Es gäbe viele Zeitgenossen, die ohne entsprechenden Wissenshintergrund mitdiskutierten. „Sie säen nicht, sie pflegen nicht, sie düngen nicht, sie ernten nicht – aber sie wissen alles besser!“, war auf einer Folie zu lesen. Dabei hagle es Kritik auch öfter mal „unter der Gürtellinie“.

Und dies aus Sicht der Bauern eigentlich ungerechtfertigt. Denn der Landwirt sei Erhalter der Kulturlandschaft und Produzent hochwertiger Nahrungsmittel, die so gut wie nie seien: „Die Natur ist unser Fernsehen – und das Programm machen wir Bauern!“ Keine blühende Wiese, kein Acker mit hellgelb leuchtendem Getreide ohne bäuerliche Mühe, packte Rottenberger die Situation in Schlagworte. All dies sei auch ökologisch sinnvoll, denn auf bewirtschafteten Flächen gebe es weniger Nährstoffeinträge als auf unbewirtschafteten. Wiesen wiederum litten oft unter den Schadstoffeinträgen aus der Luft (durch Autoverkehr, Industrie und Privathaushalte verursacht), deswe­gen würden sie gerade durch häufiges Mähen reduziert.

Die Landwirte wüssten das, die Kritiker der Landwirtschaft hingegen nicht, ist der Kreisobmann überzeugt. „Das tut mehr weh als ein schlechter Erzeugerpreis.“ Für Rottenberger wie für den gesamten Bauernstand ist ein immer größer werdendes Problem der Zeitgeist. Denn der ändert sich bekanntlich schnell, Landwirte aber müssten „in Generationen denken“. Richtig handeln nach öffentlicher Meinung aber sei gar nicht mehr möglich: „Da können wir machen, was wir wollen . . .“, stellt Rottenberger resigniert fest.

Höfesterben sei die Folge. Und: „Wer einmal das Hoftor zugemacht hat, macht es nie wieder auf!“ Auch falls der Zeitgeist mal umschlagen sollte. Es schließen oft die, die die Dauerkritik nicht mehr aushalten wollen. Es könne aber auch nicht sein, „dass die übrig bleiben, denen die öffentliche Meinung egal ist“, gibt Rottenberger zu bedenken.

Wie prekär die Lage ist, macht sein neuer Stellvertreter deutlich: Seit 1960 stagnierten die Erzeugerpreise, so Auernhammer. Die Löhne aber seien seither stark gestiegen. Daran gemessen, müssten heute etwa die Milchbauern drei Euro je Liter bekommen – derzeit ist es bestenfalls ein Zehntel hiervon. Hinzu komme etwa, dass der Landkreis Gefahr laufe, durch eine Neueinteilung der benachteiligten Agrarzonen weitgehend aus der Förderkulisse zu fallen.

Die Vorwürfe bezüglich angeblicher Massentierhaltung „gehen an der Realität vorbei“, befand der Kreisobmann. Im Gegenzug verwies er auf die massiven Schäden für die Landwirtschaft durch Graugänse, Biber und Wildschweine.

Auf jüngsten Gegenwind seitens der Politik verwies BBV-Bezirksdirektor Rudolf Fähnlein. Die neue Bauernregel-Kampagne von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks könne nicht unbeantwortet bleiben. Man erwäge rechtliche Schritte. Für den BBV auf Kreisebene hatte Fähnlein hingegen nur lobende Worte übrig. Hier gäbe es noch 2 958 Mitgliedsbetriebe, was einen Rückgang um 0,57 Prozent bedeute. Damit sei Altmühlfranken aber trotz allem der „stabilste Kreisverband in Mittelfranken“.

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