Bauernverband-Präsident Rukwied in Dittenheim

22.11.2015, 14:32 Uhr
Bauernverband-Präsident Rukwied in Dittenheim

© Leykamm

Seine deutlichen Worte zu der neuerlich drohenden Auflagenverschärfung wurden allerdings in der Mehrzweckhalle vor knapp 350 Gästen von Artur Auernhammer noch an Schärfe getoppt. Würde sich sich die 60-Minuten-Regelung durchsetzen, wäre das „ein absoluter Schwachsinn!“ So echauffierte sich der Bundestagsabgeordnete und zugleich stellvertretende Kreisobmann des Bayerischen Bauernverbands (BBV). Er habe bereits einen Brief an die Umweltministerin geschrieben, um ihr zu erklären, „wie Güllefahren eigentlich funktioniert“.

Bauernverband-Präsident Rukwied in Dittenheim

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Nun müsse bezüglich der Vorgaben ein klares Zeichen gesetzt werden: „Bis hierher und nicht weiter!“ Die Düngeverordnung müsse schon so gestaltet sein, dass man mit ihr sinnvoll umgehen kann, hatte schon vor Auernhammer der DBV-Chef gefordert. Bei einer Umsetzung der jetzigen Version der Verordnung sei „eine ordnungsgemäße, effiziente Düngung nicht mehr möglich“, stellte Rukwied klar.

Die Schweiz als Vorbild

Dabei brauche man sich nur an der Schweiz zu orientieren. Die dortige Sperrfrist für die Ausbringung orientiere sich an der Witterung – bei Bodenfrost greift das Verbot. „Und wir machen genau das Gegenteil“, so der Präsident in Anspielung darauf, dass auch schon mal eine Sperrfrist mit Beginn August angedacht war. Nicht minder treibt ihn die Frage um, ob angesichts der nicht endenwollenden Talfahrt der entsprechenden Erzeugerpreise „die Schweinehaltung überhaupt noch eine Zukunft in unserem Land hat.“ Seine Antwort lautete zwar „Ja“. Doch es gelte in diesem Bereich sowie für die gesamte Landwirtschaft,viele Hürden aus dem Weg zu räumen, um die eigene Zukunftsfähigkeit sicherzustellen.

Das wiederum klappe nur mit vereinten Kräften. Insofern sei die Stärkung der Exportabteilung im Bundeslandwirtschaftsministerium der richtige Schritt.

Der Druck auf die heimischen Erzeuger bleibe aufgrund der Auflagen dennoch hoch. Einiges habe entschärft werden können. So seien nun auch auf Greening-Flächen Pflanzenschutzmittel erlaubt. Ohne sie sei es nicht möglich, die gewünschten Eiweißpflanzen großflächig gedeihen zu lassen. Dies Argument habe überzeugt. Im Gegenzug hätten die Bauern auch Wort gehalten und die Zahl jener Pflanzen auf deutschen Äckern verdoppelt.

Doch die Umweltauflagen insgesamt seien immer noch überzogen. Der Präsident zitierte eine Biobäuerin, die kürzlich ihrem Ärger Luft gemacht hatte. Die Regelungen führten mittlerweile dazu, dass „weder konventionelle noch Biolandwirte vernünftig wirtschaften können“. Rukwied nutz­te die Gelegenheit, um mit einem Vorurteil aufzuräumen. Die Hauptursache für das verstärkte Auftreten resistenter Keime sei in den Kliniken und nicht in den Ställen zu suchen. Ohnehin sei in den letzten drei Jahren der Einsatz der Antibiotika dort um 20 Prozent zurückgegangen. Ein völliger Verzicht aber sei nicht möglich.

In seiner Rede nahm der DBV-Chef aber auch den eigenen Berufsstand in die Pflicht. Die Bauern müssten offensiver kommunizieren und dabei auch Netzwerke wie Twitter oder Facebook nutzen. Letztlich aber gab sich der Präsident zuversichtlich. Er sei überzeugt, dass hierzulande auch noch in 100 Jahren Landwirtschaft von Bauern betrieben werde.

In scharfem Kontrast dazu meldete sich kurz darauf ein Herr aus dem Publikum zu Wort, dem der fortschreitende Strukturwandel Magenschmerzen bereitet. Schon jetzt sei die Zahl der bäuerlichen Betriebe auf den Dörfern drastisch reduziert. „Ist dann in ein paar Jahren vielleicht gar keiner mehr da?“, fragte er achselzuckend. Dem widersprach Rukwied. In einigen Bereichen aber sei die Entwicklung auch aus dem Ruder gelaufen. Bei der Ferkelerzeugung etwa müsse man schon von einem „Strukturbruch“ sprechen.

Die Grußwortredner des Bauerntags kann er dabei auf seiner Seite wissen. Wie zum Beispiel den gastgebenden Bürgermeister Günter Ströbel, der etwa die gegenwärtigen Milchpreise als „skandalös“ bezeichnete. Auch ihm machen Umweltauflagen beim Ausbau des Kernwegenetzes in der Gemeinde zu schaffen. Das Verfügungsrecht der Kommunen über den eigenen Boden würde hier immer stärker eingeschränkt.

An einem Strang ziehen

Gemeinsam mit dem Berufsstand müsse die Politik „an einem Strang ziehen“, empfahl der Landtagsabgeordnete Manuel Westphal. Die Zukunft der Landwirtschaft lasse sich nur mit den Bauern sicherstellen. Dass diese sich im Gegenzug auch der gesellschaftlichen Verantwortung stellen, betonte BBV-Kreisobmann Fritz Rottenberger. Dazu brauche man aber auch Handlungsspielraum. Zumal man nicht im gleichen Maß wie die Industrie vorplanen könne.

Die verheerenden Witterungsverhältnisse in diesem Jahr benannte er als Zeugen. Doch auch er blieb zuversichtlich. Man habe etwa im Landkreis „ein großes Potenzial junger Leute“, die das schwierige Feld der Landwirtschaft zu beackern gewillt seien. Zur Musik der Theilenhofener Hüttenmusikanten klang der Bauernabend aus. Neben dem Ensemble sorgte dort auch der Landfrauenchor für musikalische Umrahmung. Für Augenschmaus und hoheitliches Flair sorgten die Kalbensteinberger Kirschkönigin Christa Barthel und die Fränkische Rosenkönigin Hanna Steinbauer aus dem Nussdorf Sammenheim.

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