Bei Regent scheint alles in trockenen Tüchern

1.2.2019, 06:04 Uhr
Bei Regent scheint alles in trockenen Tüchern

© WT-Archiv

„Diese Personen stehen dafür, mit einem neuen Konzept die Fehler der Vergangenheit zu überwinden, die Marke Regent wieder sichtbar zu machen, das Unternehmen langfristig zu stabilisieren und in die Gewinnzone zu führen“, heißt es in einer Pressemitteilung des Insolvenzverwalters. In der sucht man vergebens nach dem Namen der Investorengruppe. „Das wird im Moment noch nicht gewünscht“, stellt Krüger fest. Die Verhandlungen befänden sich aber auf der absoluten Zielgeraden. Dass der Vertrag noch nicht unterschrieben sei, liege auch an logistischen Gründen. Die Beteiligten kämen aus Berlin und Hessen. 

Bei dem potenziellen Käufer handelt es sich um eine private Investorengruppe, die sich auf die Übernahme von Traditionsunternehmen spezialisiert hat. Und zwar unabhängig von deren Branche. Deshalb holen sich die Investoren ausgewiesene Fachleute hinzu, die die Neuausrichtung und die Führung des Unternehmens übernehmen. In diesem Fall soll es sich um ein ganzes Team von zumindest in Branchenkreisen prominenten Persönlichkeiten handeln.

Eine langfristige Perspektive

Mithilfe dieser Fachleute soll Regent neu strukturiert werden. Vor allem im Marketing und dem Vertrieb hat man Bereiche ausgemacht, in denen man besser werden muss. Der Investitionshorizont der Käufer sei ein langfristiger, wird in der Pressemitteilung betont. Das dürfte wichtig sein, denn es ist kaum zu erwarten, dass die Umstrukturierung bei Regent binnen kürzester Zeit Früchte trägt. Immerhin hat es seinen Grund, dass Regent der einzige verbliebene Manufakturbetrieb ist, der noch Anzüge von Hand „Made in Germany“ produziert. 

Die Produktion in Weißenburg steht bei einer Übernahme außer Frage. Alle rund 50 Arbeitsplätze sollen erhalten bleiben; darunter auch die drei Ausbildungsplätze. In Zukunft will das Unternehmen Regent verstärkt durch die Ausbildung des eigenen Nachwuchses seine Fertigungskunst und das Know-how bewahren und an die nächsten Generationen weitergeben. Wegen des Mangels an Fachkräften liegt darin ein wichtiger Baustein für den langfristigen Erfolg, denn in Deutschland gibt es nach den Pleitewellen in der Textilbranche kaum mehr Fachpersonal auf höchstem Niveau. 

Ende November hatte Regent Insolvenz angemeldet. Die dritte innerhalb von fünf Jahren. Zunächst hatte das italienische Modeunternehmen Tombolini in der Augsburger Straße in Weißenburg das Sagen. Dann kam der aus Weißenburg stammende Unternehmensberater Dr. Peter Krampf, der Regent wieder auf einen guten Weg brachte, dem aber das Geld ausging, um die Umstrukturierung noch länger zu begleiten. Es übernahmen Philippe Brenninkmeijer, ein Spross der mil­liardenschweren Großfamilie, der un­ter anderem C&A gehört, sowie der Eichstätter Bauunternehmer Martin Meier. Den beiden gelang es nicht, die positiven Ansätze fortzuführen, die sich unter Krampf entwickelt hatten.

Die Marke strahlt noch Ende November zogen sie die Reißleine. Zu einem frühen Zeitpunkt, als dem Unternehmen die Zahlungsunfähigkeit lediglich drohte, wie der Insolvenzverwalter lobt. Das habe die Verhandlungen mit den Investoren deutlich erleichtert. Neben der Gruppe, die nun den Zuschlag bekommen dürfte, habe es mehrere Personen gegeben, die starkes Interesse gezeigt hätten und in Verhandlungen eingetreten seien.

Immer noch hat die Marke Regent in der Branche eine große Strahlkraft. Die Anzüge aus Weißenburg trugen einst Promis und Politikergrößen wie Roger Moore, Mario Adorf, Anthony Hopkins, die Klitschko-Brüder, Helmut Schmidt, Franz Josef Strauß und José Carreras oder Adlige wie Prinz Willem-Alexander, der bei seiner Krönung zum König im Jahr 2013 einen Frack von Regent trug. Die Investorengruppe will die Einzigartigkeit der Produkte made in Weißenburg wieder stärker herausarbeiten und Regent zu neuer alter Größe führen. Zuerst müssen sie aber den Kaufvertrag unterzeichnen, was nach Hoffnung von Insolvenzverwalter Krüger in den nächs­ten Tagen der Fall sein soll. Dann wird man auch wissen, wer die Investoren sind und welche namhaften Branchengrößen sie nach Weißenburg bringen. 
 

 

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