Bekommt Weißenburg eine Großtagespflege?

30.11.2018, 06:00 Uhr
Bekommt Weißenburg eine Großtagespflege?

© Marianne Natalis

Dem Antrag zufolge soll die Stadtverwaltung prüfen, ob „Großtagespflege ein zusätzliches alternatives Angebot zur Versorgung mit Kita- und Kindergartenplätzen in Weißenburg sein kann“ und ob „die absehbaren Engpässe in der Versorgung mit Kita- und Kindergartenplätzen in Weißenburg durch Großtagespflege überbrückt werden können“.

Wie berichtet, ist der Bedarf vor allem an Krippen- und Hortgruppen deutlich gewachsen, weshalb auch die geplante Kindertagesstätte der Diakonie an der Schwärzgasse größer gebaut werden soll. Allerdings verzögert sich dadurch der Fertigstellungstermin, sodass die Einrichtung voraussichtlich erst zum Jahresbeginn 2021 eröffnet werden kann.

Bereits ab kommendem Jahr werden aber sukzessive Plätze in den katholischen Einrichtungen abgebaut, weshalb wohl „mit einem zumindest vo­rübergehenden Mangel an Plätzen zu rechnen ist“, schreibt Fraktionschef Klaus Drotziger. Daher beantragt er im Namen der CSU-Fraktion, „zu prüfen, ob durch ein Angebot an Großtagespflege zum einen ein alternatives Angebot unterbreitet werden kann, zum anderen eine Überbrü­ckung möglicher Engpässe möglich ist“.

Unter Großtagespflege versteht man in der Regel die gemeinsame Betreuung von mehr als fünf Kindern durch zwei oder mehr Kindertagespflege­personen. Die rechtlichen Grundlagen sind von Bundesland zu Bundesland und von Kommune zu Kommune unterschiedlich. In manchen Bundesländern ist die Großtagespflege gar nicht vorgesehen.

In Bayern ist sie für Kinder im Alter bis zu 14 Jahre erlaubt. Sie werden „in einer überschaubar kleinen Gruppe“ betreut, heißt es in der Definition des Bayerischen Landesjugendamtes. Derzufolge schließen sich zwei bis maximal drei Tagespflegepersonen zusammen und „betreuen gleichzeitig sechs bis maximal zehn Kinder, die ihnen persönlich und vertraglich zugeordnet sind“. Die Zahl der insgesamt mögli­chen Betreuungsverhältnisse ist seit 2013 gesetzlich auf maximal 16 begrenzt. „In der Großtagespflege zählen grundsätzlich alle anwesenden Kinder – auch eigene“, heißt es in der Definition weiter.

Die Umsetzung des Bildungs- und   Erziehungsauftrags, die Einhaltung   der fachlichen Standards der Kindertagespflege, wie zum Beispiel eine einfühlsame Eingewöhnung, regelmäßige  Elterngespräche und eine stabile und  überschaubare Gruppensituation für  die Kinder sollen dadurch gewährleis­tet werden. Die Großtagespflege gren­ze sich vor allem durch „eine besondere Familiennähe und Flexibilität  von den Kindertageseinrichtungen ab,  was auch durch eine geringe Zahl an  Kindern und Betreuungspersonen   zum Ausdruck“ komme. 

In Gunzenhausen wird bereits seit Anfang 2017 ein entsprechendes Angebot gemacht. Lange war das Projekt unter den Stadträten umstritten. „Die Gegner befürchteten, dass damit eine minderwertige Konkurrenz für die Kindergärten geschaffen werde. Tatsächlich aber sei in den Räumen des früheren Kindergartens eher eine ,Luxusherberge‘ entstanden, meinte Bürgermeister Karl-Heinz Fitz mit Blick auf die ,großzügigen Räumlichkeiten‘ und die ,gute Personalausstattung‘“, berichtete der Altmühl-Bote im April vergangenen Jahres.

Die Gesellschaft zur Förderung beruflicher und sozialer Integration (gfi) Mittelfranken ist Träger der Groß­tagespflege „Die kleinen Strolche“. Priorität bei der Vergabe der Plätze haben Familien aus Gunzenhausen. Vor allem Plätze für Kinder unter drei Jahren sind in der Altmühlstadt Mangelware. Deshalb wuseln in den Räumen auch nur Kleinkinder herum. Ne­ben einer Erzieherin, die die Groß­tagespflege leitet, gibt es eine Tagesmutter, eine Kinderpflegerin und eine weitere Erzieherin. Sobald mehr als acht Kinder da sind, muss eine Erzieherin anwesend sein.
Was die Buchungszeiten betrifft, so gibt es keine Minimalforderung, allerdings empfehlen die Fachleute den Eltern, ihre Kinder mindestens 15 Stunden auf drei Tage verteilt in der Einrichtung abzugeben, damit sie sich auf Dauer aufgehoben und zu Hause zu fühlen. Höchstens können 40 Stunden gebucht werden.

Die Kinder werden in der Regel zwischen 7.30 und 9 Uhr morgens gebracht. Wie in allen Kindertagesstätten steht auch hier Spielen, Singen, Basteln, Malen oder Spazierengehen auf dem Tagesplan. Großer Wert wird auf das gemeinsame Essen gelegt. Vom Frühstück über das Mittagessen bis hin zu den Nachmittagssnacks und dem kleinen Abendessen um 17 Uhr wird alles in der gut ausgestatteten Küche vorbereitet. Eine Stunde in der Einrichtung kostet die Eltern 1,30 Euro, für ein Vollzeitplatz werden monatlich 200 Euro fällig. Darin ist das Essen enthalten.

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