„Bittere und ziemlich deprimierende Diagnose“

5.2.2016, 15:55 Uhr
„Bittere und ziemlich deprimierende Diagnose“

© Mühling

Aus Sicht von Trainer Stephan Harlander ist Volker Lang schlichtweg „nicht zu ersetzen“. Der 29-Jährige, der beruflich als Physiotherapeut arbeitet, war über viele Jahre hinweg Leistungsträger und gehörte stets zu den Topscorern und -reboundern. Und vor allem war er eine Führungsfigur, mit der sich die Fans voll identifizierten. Jetzt muss Lang seine Laufbahn verletzungsbedingt und frühzeitig beenden (wir berichteten). Über dieses „Aus“ sprachen wir mit dem VfL-Ausnahmespieler ebenso wie über die Faszination des Basketball-Sports, seine Verbundenheit zum Verein und schließlich auch über mögliche sportliche Alternativen wie Paragliding.

Herr Lang, die Nachricht von Ihrem Karriere-Ende wegen einer Hüftgelenksarthrose hat eingeschlagen wie eine Bombe. Man hat das Gefühl sowohl die Fans, als auch ihre Teamkollegen bei den VfL-Baskets können es noch gar nicht recht fassen. Wie geht es Ihnen dabei?

Volker Lang: Das Ganze hat mich hart getroffen. Es ist eine sehr bittere und ziemlich deprimierende Diagnose. Man muss das Kind aber auch beim Namen nennen: Die Entscheidung ist jetzt allerdings fix, ich muss meine Basketball-Laufbahn schweren Herzens beenden.

Die Entwicklung kam wohl nicht von heute auf morgen?

Lang: Nein, mir war schon länger bewusst, dass es sich um etwas Schlimmeres handelt. Ich habe in den letzten Jahren gespürt, dass meine Hüfte von der Beweglichkeit her rapide abnimmt und dass es auch im Alltag immer wieder sticht. Im Herbst vergangenen Jahres bin ich dann im Training mit der Hüfte gegen einen Mitspieler geprallt und es hat heftig in der Leiste gestochen. Da war mir auch von Berufs wegen klar, dass es so nicht weitergehen kann. Ich habe dann mehrere Ärzte aufgesucht und Ende Januar nun die endgültige Diagnose bekommen.

Dazwischen lagen einige Wochen, in denen Sie sicherlich gehofft haben, dass es irgendwie doch weitergeht.

Lang: Ja natürlich, ich hatte schon noch Hoffnung und habe mit Harli (gemeint ist Trainer Stephan Harlander, die Redaktion) an Konstrukten gefeilt, wie es weitergehen könnte. Vielleicht nur noch einmal die Woche trainieren und die Belastungen runterfahren. Ich wollte einfach nicht mit dem Basketball aufhören und möglichst lange weitermachen. Zusammen mit Claudio Huhn und Stefan Schmoll bin ich der einzige, der den ganzen Höhenflug von der Bezirksliga bis zur 1. Regionalliga mitgemacht hat. In jedem von uns ist irgendwie natürlich auch das nächste Ziel der 2. Bundesliga ProB verankert. Da wäre ich gerne dabei gewesen.

Wie genau darf man sich das Problem mit Ihrer Hüfte vorstellen?

Lang: Meine Hüftarthrose kommt von einer angeborenen Hüftdysplasie, das heißt es handelt sich um eine Fehlstellung. Die Gelenkpfanne und der Hüftkopf passen nicht genau aufeinander, was bei mir in der Kindheit und Jugend aber nicht festgestellt wurde. Die Belastungen beim Basketball haben das Ganze noch verschlimmert.

Wie sind Sie eigentlich zum Basketball gekommen. Als Sie aufgewachsen sind, gingen die Jungs wohl eher noch zum Fußball?

Lang: Bei mir war es auch so. Kein Wunder, denn mein Vater hat lange Fußball gespielt und als Trainer gearbeitet. Ich habe schon mit fünf Jahren angefangen, habe dann aber mit 13 mit dem Fußball aufgehört und ein Jahr lang keinen Sport gemacht. Mit 14 hat mich dann meine Mutter zur Halle gefahren und ins Basketball-Training gesteckt, weil sie den Abteilungsleiter und Trainer Josef Ferschl kannte. Basketball hat mir von Anfang an gut gefallen. Man hat mich an die Hand genommen und gut integriert. Eine wichtige Rolle hat Josef Ferschl gespielt. Er hat den Laden zur damaligen Zeit fast im Alleingang geschmissen. Seine beiden Söhne Fabian und Sebastian waren auch dabei, wir haben dann viele Jahre zusammen gespielt.

Was macht für Sie die Faszination dieses Sports aus?

Lang: Zum einen konnte ich mich beim Basketball selbst in vielen Sachen immer verbessern und zum anderen konnte ich es über viele Jahre als Mannschaftssport hier in Treuchtlingen genießen und miterleben, wie alles gewachsen ist. Es ist wirklich etwas Besonderes, wenn man als Amateursportler vor 700 bis 800 Zuschauern spielen darf. Wir haben beim VfL ein tolles Umfeld mit den ganzen Verantwortlichen und vielen richtig tollen Fans. Nach einem guten Spiel war es immer eine Bomben-Woche, nach einem schlechten Spiel natürlich nicht so. Insgesamt war es einfach eine Super-Zeit.

Sie leben seit einigen Jahren in Nürnberg und arbeiten dort auch als Physiotherapeut. Dennoch haben Sie stets den Weg zu Training und Spielen nach Treuchtlingen auf sich genommen. Droht nun der Kontakt abzureißen?

Lang: Auf keinen Fall! Ich werde dem VfL definitiv verbunden und erhalten bleiben.

In welcher Funktion? Vielleicht als Trainer?

Lang: Trainer – das liegt mir ehrlich gesagt nicht so. Es gibt aber auch andere Aufgaben im Verein. Die Homepage der VfL-Baskets werde ich wie bisher weiter betreuen und möglicherweise auch als Physiotherapeut mitarbeiten. Und ganz sicher werde ich die Truppe von der Bank aus unterstützen. Alles weitere wird sich zeigen. In der Mannschaft müssen nun andere Spieler die Lücke füllen und da haben wir einige gute, junge Kandidaten. Für sie ist mein Aus eine echte Chance. Sie müssen allerdings um diesen freien Platz kämpfen.

Letzten Samstag bei der Heimpleite gegen Rosenheim war so ein Match, bei dem sich Trainer Stephan Harlander einen Spieler wie sie auf dem Feld, zumindest aber auf der Bank gewünscht hätte.

Lang: Ich war ausnahmsweise nicht da, weil es mir zu viel geworden wäre. Der Schock über die Diagnose saß noch tief, mir ging es nicht so gut und ich konnte an diesem Abend einfach nicht in die Halle gehen. Beim Derby nächsten Samstag gegen Ansbach bin ich aber wieder dabei. Versprochen!

Ein kleiner Trost dürfte Ihnen bleiben: Immerhin haben Sie ihr letztes Spiel am 31. Oktober 2015 gegen den FC Bayern München bestritten. Das kann nicht jeder von sich sagen.

Lang: Das stimmt und ist schon cool, war mir bislang aber gar nicht wirklich bewusst.

Bedeutet die Diagnose eigentlich ein generelles Sportverbot oder betrifft es nur Basketball?

Lang: Nein, anderen Sport kann und darf ich schon machen. Hallensportarten sind zwar tabu; Schwimmen, Radfahren und Fitness gehen aber immer. Ich kann mir allerdings kaum vorstellen, fünf Mal die Woche zum Schwimmen zu gehen. Ich bin einfach ein Funsportler. Wenn es keinen Spaß macht, betreibt man einen Sport auch nicht so exzessiv, wie ich es mit dem Basketball getan habe. Meine Freundin macht Paragliding. Vielleicht werde ich das mal ausprobieren.

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