Blick in Weißenburger Forschungslabor

2.5.2016, 10:30 Uhr
Blick in Weißenburger Forschungslabor

© Stephan

Viele Weißenburger können mit der neuen Hochschule, die Freistaat, Landkreis und Stadt Weißenburg gemeinsam ins Gewerbegebiet West gestellt haben, noch nicht viel anfangen. Man kennt die orange leuchtende Kunststofffassade des Betonquaders vom Vorbeifahren, was in dem Kasten passiert, weiß man eher nicht so genau. Dabei ist es ziemlich spannend.

Die Fenster zukleben

Das Gebäude ist im Inneren klar gegliedert. Im Erdgeschoss hat das Studienzentrum und damit die Lehre seinen Platz, hier können die beiden berufsbegleitenden Bachelor-Studiengänge Strategisches Management und Angewandte Kunststofftechnik absolviert werden. Zudem eine ganze Reihe an beruflichen Weiterqualifikationen (weiterer Bericht folgt). Im Untergeschoss ist das Technologiezentrum und damit die Forschung zuhause. Hier arbeiten Wissenschaftler in Kooperationen mit der Wirtschaft an Forschungsaufträgen.

Der Besuch im Keller war das Highlight des Tages der offenen Tür, denn so schnell wird die Forschungsabteilung keinen Einblick mehr gewähren. Ein elektronisches Sicherheitssystem erlaubt nur mit entsprechendem Ausweis den Zutritt zur Laborebene und die einzelnen Forschungsstellen sind nochmals mit Zugangssicherungen versehen. „Im Notfall könnten wir sogar die Fenster zukleben“, erklärte Prof. Dr. Christian Willisch, der Gesamtleiter des Kunststoffcampus.

Die Vorkehrungen sind nötig, denn bei den Forschungsaufträgen geht es um viel Geld. Ideen dürfen die Weißenburger Labors auf keinen Fall verlassen, sie sind der Rohstoff der Zukunft. Eine Menge Technik steckt in dem Kellergeschoss. Kräne, die fünf Tonnen durch die Gegend hieven, Spritzgussmaschinen, aber auch eine deutschlandweit einzigartige Kombination aus Laser- und Plasmaanlage, die Kunststoff mit Metallteilen beschießt und es so passgenau elektrische Leiter in den Kunststoff integriert.

Im Nachbarraum schwärmt derweil Andreas Pöppl von der Kooperation mit dem Kunststoffcampus. Der Geschäftsführer der Alfmeier-Tochter „k3works“ lässt ein Modellauto auf einer kleinen Hebebühne in alle Richtungen kippen. Eine Spielerei, aus der bald ernst wird. In Kürze soll in dem Labor eine rund eine Millionen Euro teure Spezialmaschine aufgebaut werden. Ein sogenannter Hexapode, der Rüttel-, Schüttel- und Fahrbewegungen in allen möglichen Richtungen simulieren kann.

Die Maschine wird allein rund 40000 Euro an Strom pro Jahr verschlingen. Für die Industrie ist die Einrichtung spannend, hier können in Zukunft Tanksysteme unter Extrembedingungen getestet werden.

Ein Tank bei minus 40 Grad

„Wir stülpen da eine Glocke drüber und schauen uns bei minus 40 Grad an, was passiert“, erklärt Pöppl. Es geht darum, die theoretischen Lösungen einem Praxistest auszusetzen. Und dafür braucht man sehr spezielles Gerät, Fachwissen und das entsprechende Netzwerk. In der Kooperation zwischen Campus und privatem Unternehmen kommen diese Dinge im konkreten Fall zusammen. So hat man eine Geschäftsidee geschaffen, die die Automobilkonzerne mit Interesse verfolgen. Und eine, die nicht nur „k3works“ beim Geld verdienen helfen soll, sondern irgendwann auch dem Campus neue Aufträge bescheren könnte. „Die Unternehmen wollen ja nicht nur wissen, dass irgendetwas nicht funktioniert, sondern auch warum das so ist, und wie man es besser machen kann“, erklärt Pöppl.

Die Kooperationen zwischen Wirtschaft und Technologiezentrum werden entscheidend für die Zukunft des Kunststoffcampus. Während Stadt und Landkreis knapp zehn Millionen Euro für den Bau des Gebäudes aufgebracht haben, ist der Freistaat für die Ausstattung des Gebäudes und die Finanzierung der Stellen auf zumindest fünf Jahre verantwortlich. Danach gibt es nur noch eine geringere Grundfinanzierung. Der Campus muss sich dann aus verschiedenen Quellen selbst finanzieren.

Rund eine Million Euro an Forschungsaufträgen und Drittmitteln brauche man dann pro Jahr, stellte Prof. Dr. Peter Sperber, der Leiter der technischen Hochschule Deggendorf fest, die zusammen mit der Hochschule für angewandte Wissenschaft Ansbach den Kunststoffcampus betreiben.

Sperber glaubt, dass das zu schaffen ist, wenn die Voraussetzungen stimmen: „Wir erwarten deutschlandweite, vielleicht sogar europaweite Spitzenklasse.“ Nur so könne man Aufträge auch von außerhalb der Region binden. Und die wird es brauchen, wenn man die Einrichtung dauerhaft finanzieren will.

Keine Kommentare