Café Lebenskunst im Weißenburger Bahnhof

25.4.2017, 13:00 Uhr
Café Lebenskunst im Weißenburger Bahnhof

© Robert Renner

Zum Café gehört ein Kiosk, an dem  sich Reisende, Pendler und Schüler mit Getränken, belegten Semmeln Backwaren und mehr versorgen können. Mit Blick auf das Café und den Kiosk freute sich Lebenshilfe-Vorsitzender Winfried Etschel: „Der Weißenburger Bahnhof, er lebt wieder.“

Seine Organisation betreibt die Lokalität als Inklusionseinrichtung. „Das Personal sind Menschen mit und ohne Handicap, die allesamt auf diesem Weg eine Stelle auf dem ersten Arbeitsmarkt gefunden haben“, erläuterte Günther Laubinger, Geschäftsführer der Weißenburger Werkstätten, unter deren Dach das Café Lebenskunst betrieben wird. Mittlerweile gibt es drei solcher Cafés. Jenes in Gunzenhausen befindet sich am Marktplatz, jenes in Treuchtlingen gegenüber dem Rathaus und das Weißenburger eben im Bahnhof.

Dort gibt es, wie mehrfach berichtet, eine Partnerschaft mit der Musikschule Weißenburg, die in den Räumen im ersten und zweiten Obergeschoss ihre Rock-Pop-Abteilung ansiedeln wird. Im Parterre wird in unmittelbarer Nachbarschaft zum Café Lebenskunst außerdem die Kulturbühne „Gleis 1“ eingerichtet, die vom Café aus bewirtet werden kann.

Musikschule folgt im Herbst

Die Musikschulbereiche werden am  Samstag, 16. September, bei einem Tag der offenen Tür ab 11.00 Uhr vorgestellt. Einen Vorgeschmack auf die Kulturbühne gaben zur Eröffnung des Café Lebenskunst Markus Schieferdecker, der neue Bass-Dozent an der Musikschule, und Professor Florian Trübsbach aus München am Saxofon mit genialen Jazz-Stücken. „Das Zusammenleben, das wir uns vorgestellt haben, beginnt ab der Sekunde eins“, freute sich Etschel über die Musik­einlagen.

Er dankte ausdrücklich der Stadt für die Anfrage, ob die Lebenshilfe sich das Betreiben des Bahnhofscafés als inklusives Projekt vorstellen könne. Seine Organisation habe das Angebot gerne angenommen, denn der Bahnhof sei ein vielfrequentierter Ort und eine Eingangstür zur Stadt. „Wir freuen uns, mit das Schaufenster für Stadt machen zu dürfen,“ meinte er, zumal der Bahnhof für viele Weißenburger große Bedeutung habe.

Café Lebenskunst im Weißenburger Bahnhof

© Robert Renner

„Gehen sie alle mit in die positive Stimmung, damit der Bahnhof zum Leben erwacht“, forderte Etschel zum Besuch des neuen Cafés auf. Die Lebenshilfe ist Mieter, Eigentümer des Bahnhofs ist die Stadt, allerdings erst wieder seit 2012. Zuvor gehörte das Bauwerk einer Immobilienfirma. Der Rückkauf sei erst durch eine „großartige bürgerliche Unterstützung“ möglich geworden, erinnerte Oberbürgermeister Jürgen Schröppel an die Aktion „Gebt uns unseren Bahnhof wieder“.

2003 waren die letzten Fahrkarten am Schalter verkauft worden, erinnerte sich Landrat Gerhard Wägemann. Danach stand das Gebäude lange Jahre leer. Erst seit 2013 sind der Wartebereich und die Toiletten wieder zugänglich. Nach 14-jähriger Pause herrsche nun im Gebäude wieder Betrieb, freute sich Wägemann.

Als Vorsitzender der Lokalen Aktionsgruppe (LAG) für das europäische Leader-Programm verwies er auf die Förderung des inklusiven Café-Projektes aus EU-Mitteln in Höhe von 26000 Euro. Zur Einweihung hatte er seine für das Leader-Programm zuständige Mitarbeiterin Carolin Tischner mitgebracht. Außerdem nahm an der Eröffnung Erich Herreiner vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Nördlingen teil, das die LAG betreut. „Ein ganz normales Café hätte sicher keine Förderung bekommen“, hob der Landrat die Bedeutung des inklusiven Projekts hervor und wünschte diesem „einen guten und erfolgreichen Betrieb“.

Gleiches tat OB Schröppel, der kurz an die Entstehungsgeschichte des
Musikbahnhofs mit inklusivem Café erinnerte. Anfänglich habe man nicht recht gewusst, wie man den Bahnhof wieder beleben könne. Als er schließlich ein inklusives Café in Schwäbisch Hall gesehen habe, sei er mit der Idee an die Lebenshilfe herangetreten, die sich gerne bereit erklärt habe.

Aus seiner Sicht war es richtig, das alte Ambiente der Schalterhalle neben dem durch eine Glaswand abgetrennten Cafébereich zu belassen. Der OB: „Das macht das Flair aus.“ Im Gegensatz zu manch anderen Bahnhöfen, „die einem die Tränen in die Augen treiben“, könne sich der Weißenburger nun wieder sehenlassen, was Schröppel als „großen Erfolg für die Stadt“ bezeichnete.

Das I-Tüpfelchen auf der Sanierung werden nach seiner Auffassung die neuen Fensterläden sein, die in diesem Jahr noch angebracht werden. Dafür sind 30000 Euro im Haushalt vorgesehen, berichtetet der OB. Die alten waren komplett vermorscht und muss­ten aus Sicherheitsgründen abgenommen werden.

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