Das Pubertier sagte in Weißenburg Servus

18.12.2018, 08:05 Uhr
Das Pubertier sagte in Weißenburg Servus

© Jan Stephan

Und der Abend in Weißenburg war auch ein guter Schlusspunkt. Weil er zeigte, warum Weilers Pubertiere zum Bestseller-Phänomen geworden ist. Die Erzählungen aus dem Mikrokosmos Eltern-Teenager sind auf angenehm freundliche und selbstironische Weise immer wieder herrlich komisch. Weil dieser Abend aber auch ahnen ließ, warum es vielleicht gut ist, dass jetzt Schluss ist. Denn an einigen Stellen war dem Weiler-Humor ein wenig Erschöpfung anzumerken. 

Am besten lässt sich das vielleicht in einem Fußballbild erklären. Weiler spielt seit fünf Jahren gegen den gleichen Gegner. Er weiß genau, wie deren Taktik aussieht, dass der Linksverteidiger eine Null ist, und der Mittelstürmer keinen Bock mehr hat, wenn man ihm auf den Füßen steht. Weiler weiß also, was er und sein Team tun müssen, um das Spiel mit wenig Aufwand zu gewinnen. Und das ist auf Dauer vielleicht nicht der beste Nährboden für Humor. Es droht Ergebnisfußball, pardon Ergebnis-Unterhaltung, dem ein wenig Esprit und Eleganz abgehen. Jan Weiler ist sozusagen eine Art FC Bayern des Eltern-Humors, was für beide Seiten keineswegs eine Beleidigung sein soll.

Genauso sehr wie dieser Text keine Beschwerde ist, es war ein wunderbar unterhaltsamer Abend. Man hat mehrfach laut gelacht und diesen netten Mann auf der Bühne, mit den ergrauten Schläfen, dem Bauchansatz und seinem schelmischen Lächeln schnell lieb gewonnen. Zwischendurch gab es aber durchaus auch ein paar Stellen, die nicht ganz so glitzernd komisch waren. Vielleicht auch, weil der Grat stets schmal ist, wenn sich ein Vater über die Marotten seiner Kinder lustig macht. Mit am stärksten war Weiler in Passagen, die nicht direkt aus dem Eltern-Kind-Kosmos stammten. Etwa der Schilderung von Elternabenden oder dem enervierenden Elternbeiratsvorsitzenden Herrn Daddelmann, der so dermaßen toll ist, dass es schon wieder zum Kotzen ist.

Natürlich ist es auch ansonten ziemlich lustig, wenn Weiler seiner Tochter erklärt, sie solle doch nun mal „ihre Base chillen“ oder beschließt einen Tag lang im Stile von „Game of Thrones“ zu sprechen und damit den neuen Freund der Tochter etwas verunsichert. Auch der ein oder andere hilfreiche Ratschlag für den Familien-Alltag fiel ab: „Wenn ich will, dass die Kinder zum Essen kommen, stecke ich inzwischen einfach den WLAN-Router aus. Das ist das einzige technische Gerät, mit dem sich erzieherische Erfolge feiern lassen.“

Man würde sich in Weißenburg, wo der Wildbadsaal sehr gut gefüllt, aber nicht restlos ausverkauft war, sicher freuen, wenn Weiler bald mal wiederkommt. Mit alter Sprachgewandheit und sympathischem Auftritt, aber gerne mit neuem Thema. Dass er unabhängig vom dankbaren Pubertierende-Teenager-Kosmos sehr komisch sein kann, hat er ja unter anderem mit Büchern wie „Maria, ihm schmeckt’s nicht“ bewiesen.

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