Der Kamin bleibt stehen

24.3.2011, 08:12 Uhr
Der Kamin bleibt stehen

© Katheder

Das schriftliche Urteil des Sachverständigen liegt zwar noch nicht vor, doch bereits vor Ort habe der Vertreter des Industrieverbandes für Stahlschornsteine erklärt, mit einer entsprechenden Sanierung könne der alte Kamin noch leicht „zehn bis 15 Jahre stehen bleiben“, berichtete Wiedemann. Als der Fachmann das verkündete, brandete spontan Beifall auf. Denn zu dem Ortstermin hatten sich wieder zahlreiche Bürger, aber auch Bürgermeister Manfred Schuster und ein paar Gemeinderäte einge­funden.

Der Gutachter geht auch im Ge­gensatz zu seinem Kollegen, der sich den Schlot im Februar angeschaut hat, davon aus, dass das 15 Meter hohe Bauwerk den nächsten Sturm prob­lemlos übersteht. Die Einsturzgefahr ist erst mal vom Tisch, und damit können auch die Raiba-Verantwortlichen durchschnaufen, weil die Versicherung wieder greift.

Nun kann der Storch seine Brut am angestammten Platz auf dem alten Kamin anfangen und muss nicht vorsorglich zwangsumgesiedelt werden, freut sich Oda Wieding, die Leiterin des Artenhilfsprogramms Weißstorch beim Landesbund für Vogelschutz. „Wir werden schnell versuchen, den Storch noch – wie ursprünglich vorgesehen – mit einer provisorischen Nisthilfe zu unterstützen.“

Mit dem Urteil des Gutachters fällt nicht nur den Trommetsheimern ein Stein vom Herzen. „Wir sind sehr froh“, bekräftigte Wiedemann im Gespräch mit dem Weißenburger Tagblatt mehrfach. Der Gutachter habe ihm versichert, dass er seine schrift­liche Stellungnahme umgehend verfassen werde. Idealerweise soll sie bei der Bürgerversammlung am Samstag, 26. März, um 20.00 Uhr im Alten Schulhaus bereits vorliegen. „Doch versprechen wollte er mir das nicht“, warnte der Bankchef vor zu viel Euphorie.

Kosten sind noch offen

Auch wenn damit erst mal die Wo­gen in dem Alesheimer Ortsteil geglättet sind, bleiben noch einige Fragen. So hat sich der Gutachter bislang nicht geäußert, welche Maßnahmen für die Sanierung erforderlich sind. -Somit stehen auch die Kosten noch nicht fest. Wiedemann räumte zwar ein, dass der Aufsichtsrat kein Budget für die Kaminrettung vorgegeben ha­be, doch zeigte er sich zuversichtlich, dass die Sanierung nicht zu teuer wird. Zumal die Raiba auch für den Abbruch ordentlich in die Tasche hätte greifen müssen. Möglicherweise gibt es Zuschüsse der Dorferneuerung oder aus einem Naturschutztopf. „Das müssen wir nun alles prüfen.“

Zeit dafür sollte genug sein, denn die Sanierung kann erst im Herbst stattfinden. Der LBV wird sich sicher bei der Nisthilfe beteiligen, denn de­ren Erneuerung war ohnehin geplant, da das alte Nest durch Stürme im vergangenen Jahr verrutscht war und abstürzen hätte können. Das ist vor ein paar Jahren in Gunzenhausen einmal passiert, erinnerte LBV-Expertin Wieding.

So erleichtert Wiedemann über das Urteil des zweiten Gutachters ist, so sehr ist er vom ersten Fachmann enttäuscht. Der Raiba war der TÜV Rheinland von mehreren Seiten als auf derartige Bauwerke spezialisiert empfohlen worden. Wiedemann: „Deshalb sind wir ja dorthin gegangen.“ Doch der TÜV-Gutachter schloss die Möglichkeit, den Kamin wieder stabil zu kriegen, nahezu aus und riet dringend zum Rückbau (wir berichteten).

Damit wollten sich die Trommetsheimer allerdings nicht zufriedengeben. Auch nachdem der Horst des Storchenpaares entfernt worden war, trafen sie sich zu Demonstrationen und Mahnwachen am Dorfplatz. Während sie ein zweites Gutachten forderten und vereinzelt sogar damit drohten, ihre Konten bei der Raiffeisenbank aufzulösen, fingen die Störche damit an, ihr Nest wiederaufzubauen.

Storchenexpertin Wieding hatte das schon beim Rückbau des Nestes prophezeit.
Der Storch hätte die Ersatznisthilfe nur angenommen, wenn der alte Standort entweder weg oder unbrauchbar gewesen wäre. Deshalb hätte man eine Haube auf den Kamin setzen müssen, die eine Landung der Störche verhindert. Da aber ursprünglich der Abriss bereits für Montag vorgesehen war, hatte man vonseiten des Vogelschutzes und der Raiba auf die Haube verzichtet. „Jetzt ist dies zum Glück nicht mehr nötig“, schreibt Wieding in einer Pressemitteilung.