Der SV Wettelsheim und der Geist von Pfingsten

26.5.2018, 12:30 Uhr
Der SV Wettelsheim und der Geist von Pfingsten

© Uwe Mühling

Herr Grimm, kann es sein, dass Sie besonders viele gläubige Christen und Kirchgänger in Ihrer Mannschaft ha­ben?

Tobias Grimm (lacht): Gute Frage, scheinbar hat es doch etwas Besonderes mit uns und Pfingsten auf sich. Das Wochenende scheint uns zu liegen.

In der Tat, denn der SV Wettelsheim hat zuletzt immer an einem Pfingstsamstag seine Erfolge perfekt gemacht: 2015 war es der Aufstieg in die Kreisliga, 2017 der Sprung in die Bezirksliga und jetzt der kaum noch für möglich gehaltene Klassenerhalt in der Bezirksliga. Vielleicht war ja doch der Heilige Geist im Spiel?

Grimm: Es könnte auch daran liegen, dass dieser Termin feier-technisch richtig gut ist, weil wir den Montag gleich immer noch mitnehmen konnten. Das hat offenbar für eine Extra-Motivation gesorgt (lacht).

Bei all dem Turbo-Programm im Saisonendspurt und dem Feiermarathon nach der furiosen Aufholjagd ist eine Frage fast ein wenig untergegangen: Machen Sie eigentlich als Trainer weiter?

Grimm: Ja, natürlich! Das war von vornherein klar. Wir haben schon in der Winterpause die entsprechenden Gespräche mit Co-Trainerin Larissa Auernhammer und meiner Person geführt und uns geeinigt. Auch bei einem Abstieg hätte sich nichts geändert. Wir haben hier in Wettelsheim super Rahmenbedingungen, das ganze Umfeld ist hervorragend. Wir freuen uns jetzt alle nach dem Jahr in Treuchtlingen, dass wir wieder auf unsere eigene, herrliche Sportanlage am Hirschfeldweg zurückkehren und auf dem dort sanierten A-Platz Bezirksliga-Fußball spielen können.

Sie gehen als Coach ins dritte Jahr beim SVW. Gleich zu Beginn ist der Aufstieg in die Bezirksliga gelungen, jetzt folgte mit dem Klassenerhalt der nächste Meilenstein. Wie lautet Ihre nächste Zielsetzung?

Grimm: Das Ziel ist ganz klar wieder der Klassenerhalt. Wir müssen von Jahr zu Jahr denken. Wie es in der Bezirksliga läuft, hängt von vielen Faktoren ab, vorrangig ist dabei der Verbleib in der Liga. Eine Rückkehr in die Kreisliga wäre für uns als Verein sicherlich kein Beinbruch. Weiterhin drinzubleiben, wäre allerdings auch eine schöne Belohnung. Wir würden uns natürlich gerne langfristig in der Bezirksliga etablieren und das gesicherte Mittelfeld anpeilen. Doch das ist ein weites und hochgestecktes Ziel.

Wie stehen aus Ihrer Sicht die Aktien auf mehrere Spielzeiten in der Bezirksliga? Das erste Wettelsheimer Gastspiel vor rund 25 Jahren dauerte bekanntlich nur eine Saison, diesmal gibt es zumindest eine zweite.

Grimm: Die Aktien stehen aus meiner Sicht sehr, sehr gut: Wir haben eine Mannschaft, die sich weiterentwickeln kann. Wir haben eine unfassbar junge Truppe, die größtenteils ihre ersten Bezirksliga-Erfahrungen gesammelt und dabei auch viel gelernt hat. Wir haben uns auch als Verein darauf eingestellt und wollen jetzt das Positive mitnehmen und dadurch Vorteile für die kommende Saison rausholen. Wir haben aber auch gesehen, wie schnell einen zwei, drei Verlet­zungen zurückwerfen können. Gegen Ende der Hinrunde war es richtig prekär. 

Wenn wir schon dabei sind: Was war für Sie der Tiefpunkt und umgekehrt, was war das Highlight?

Grimm: Tiefpunkt war das verlorene Spiel zu Hause gegen Holzheim. Trotz unserer Chancen wurden wir in diesem ersten Hopp- oder Top-Spiel mit 1:4 niedergestreckt. Das war schon ein kleiner Schlag ins Gesicht. Das Highlight war für mich das Spiel in Deutenbach. In der Schlussphase der Saison hatten wir nur noch Finalspiele. In Deutenbach haben wir in der 85. Minute durch einen Elfmeter das 2:2 gekriegt. Danach herrschten einige Sekunden Leere, doch mit einem abso­luten Willensakt haben wir in der 89. Minute noch das 3:2-Siegtor erzielt. Das war für mich der Wendepunkt. Mit einem Remis wär’s das mit der Bezirksliga gewesen.

Insgesamt waren es 13 Punkte aus den letzten fünf Spielen, die das kleine Fußballwunder möglich gemacht ha­ben. Danach heißt es jetzt sicher durchschnaufen und Sommerpause, oder?

Grimm: Eigentlich nur bedingt, denn unsere Reserve spielt noch drei Wochen und hat den Relegationsplatz in der B-Klasse so gut wie sicher, hier gilt es den direkten Wiederaufstieg in die A-Klasse zu schaffen. 

Wann geht es mit der Vorbereitung für die Erste wieder richtig los und was tut sich personell bei den Wettelsheimern?

Grimm: Wir starten am Samstag, 16. Juni. Bei den Spielerwechseln ist derzeit noch nichts offiziell. Wir arbeiten daran und ein paar Leute stehen auch schon kurz vor der Tinte . . .

. . . also kurz vor der Unterschrift. Schwarz auf weiß steht dagegen schon jetzt der erste Platz des SV Wettelsheim in der Fairnesstabelle. Das ist schon etwas Besonderes nach 32 Spielen mit Abstiegskampf pur, oder?

Grimm: Sicherlich ist das mehr als ungewöhnlich, aber ich glaube genau das zeichnete uns diese Saison aus: trotz des Abstiegskampfes sportlich fair zu agieren.

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