Die CSU bleibt in Weißenburg-Gunzenhausen der Platzhirsch

16.10.2018, 08:51 Uhr
Die CSU bleibt in Weißenburg-Gunzenhausen der Platzhirsch

© Rainer Heubeck

Generell lässt sich feststellen, dass die Bundespolitik starken Einfluss darauf genommen hat, wie die Menschen in der Region abgestimmt haben.

Manuel Westphal wurde nicht nur erneut Stimmkreisabgeordneter für Ansbach-Süd/Weißenburg-Gunzenhausen. Der Meinheimer, der seit 2013 im Landtag sitzt, hat sogar das beste Erststimmenergebnis der CSU in Mittelfranken eingefahren. Dementsprechend wertet Westphal sein persönliches Abschneiden „mit Blick auf das Gesamtergebnis“ als Erfolg.
Er kam auf 43,51 Prozent im Stimmkreis Ansbach-Süd/Weißenburg-Gunzenhausen (2013: 48,99). Damit liegt er allerdings hinter dem Zweitstimmenergebnis für die CSU in der Region (45,35). Bemerkenswert: Im südlichen Landkreis Ansbach schnitt der Meinheimer besser ab als in Weißenburg-Gunzenhausen (42,39).

Westphal sieht sein Ergebnis als Belohnung für seine politische Arbeit der vergangenen Jahre. Er verstehe sich als verlässlicher Ansprechpartner für den Landrat, für die Gemeinden und für alle Bürger. Vor Ort jedenfalls habe er eine gar nicht so schlechte Stimmung gegenüber der CSU verspürt, jedenfalls nicht so schlecht, wie es nun das Gesamtergebnis aussage.
Mit dem Gesamtergebnis seiner Partei ist der 44-Jährige natürlich nicht zufrieden. Die Bundespolitik sei für die Partei nicht gerade förderlich gewesen im Wahlkampf. Dieselfrage und Flüchtlingspolitik seien zwei Themen gewesen, auf die er immer wieder angesprochen wurde. Wobei sich aus seiner Sicht beim letztgenannten Thema zwei Lager gebildet haben: Die einen forderten, die CSU solle ihre Linie konsequent beibehalten, andere wünschten, die CSU solle genau das Gegenteil tun, also ihren Kurs massiv ändern.

Wie Westphal, so kann auch Wolfgang Hauber (Freie Wähler) auf ein Ergebnis verweisen, dass besser ist, als das seiner Partei. 13,54 Prozent im Stimmkreis und 14,20 Prozent im Landkreis (die Zweitstimmenergebnisse lagen bei 12,43 und 12,24 Prozent) sind eine Belohnung für den immensen persönlichen Einsatz im Wahlkampf. Gleichzeitig ist es das beste Erststimmenergebnis eines FW-Kandidaten in Mittelfranken. „Besser als die beiden amtierenden Abgeordneten“, merkte er sichtlich stolz an. Haubers Einsatz gegen die Straßenausbaubeitragssatzung hat seinen Bekanntheitsgrad ebenso gesteigert wie die Bundestagskandidatur in Roth im vergangenen Jahr.
Ob es am Ende gereicht hat, um den Sprung über die Liste in den Landtag zu schaffen, ist noch offen. Bei Redaktionsschluss dieser Ausgabe waren noch nicht alle Zweitstimmenergebnisse in Mittelfranken ausgezählt. Die Freien Wähler im Bezirk werden drei Sitze im Landtag haben. Gabi Schmidt und Dr. Peter Bauer als Amts­inhaber gelten gemeinhin als gesetzt, spannend wird der dritte Platz sein. Hier könnte es ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Wolfgang Hauber und Röttenbachs Bürgermeis­ter Thomas Schneider geben.

Wie Westphal sieht auch SPD-Kandidat und Kreisvorsitzender Harald Dösel eher den Bund in der Verantwortung für die massiven Verluste seiner Partei. Frontfrau Natascha Kohnen sei glaubwürdig rübergekommen, die Menschen würden nur keine rea­listische Chance sehen, dass sie ihre Positionen auch umsetzen kann, so seine Einschätzung. Ebenso ist der Weimersheimer überzeugt, dass er und seine Genossen vor Ort einen engagierten Wahlkampf geliefert haben. Dösel nahm an fünf Podiumsdiskussionen teil, hinzu kamen zahlreiche Auftritte bei Veranstaltungen und an Infoständen. Dösel selbst kam damit im Stimmkreis auf nicht einmal 9 Prozent, im Landkreis reichte es immerhin zu 10,15 Prozent.

„Die Bundespolitik hat es uns verhagelt“, ist Dösel überzeugt. Ginge es nach ihm, sollte sich seine Partei möglichst umgehend aus der Großen Koalition in Berlin ausklinken. Dort könne sie nur verlieren. Er kündigte Veranstaltungen unter dem Motto „Die SPD erneuert sich“ an. Die Sozialdemokraten müssten nach seinen Vorstellungen wieder Politik für die Arbeitnehmer machen und sich davon verabschieden, alle Schichten mit einer „Sowohl-als-auch-Haltung“ bedienen zu wollen.

Vom landesweiten Aufwärtstrend der Grünen hat zweifellos Winfried Kucher profitiert. Der Weißenburger schaffte im Stimmkreis 13,70 und im Landkreis 13,60 Prozent. Damit lan­dete er auf Platz 2 hinter Manuel Westphal. „Es war extrem mehr, als ich erwartet habe“, stellte Kucher zufrieden fest. Angesichts des satten Zuwachses im Freistaat war die Zusammenkunft der Grünen im Gasthaus „Zum Torwart“ in Weißenburg eine der wenigen Wahlpartys am Sonntagabend, bei der wirklich aus tiefster Überzeugung dauerhaft gelächelt wurde. Mit 14,91 Prozent sind die Grünen im Landkreis zur zweitstärksten Partei aufgestiegen, noch vor den Freien Wählern (12,24 Prozent). Seit der Landtagswahl 2008 – damals erreichten die Grünen 6,42 Prozent der Zweitstimmen – konnte das Ergebnis mehr als verdoppelt werden.

Für die FDP zeigte sich Kandidatin Gabriele Bartram froh, dass die Partei nach einer Pause nun wieder im Landtag vertreten ist. „Für mich persönlich hätte ich mir natürlich mehr gewünscht“, räumte die Weißenburgerin ein. Im Stimmkreis kam sie auf 2,78, im Landkreis auf 2,60 Prozent. Allerdings habe sie den Wahlkampf auch nicht mit der ursprünglich geplanten Intensität führen können. Das sei wegen der unerwarteten schweren Erkrankung ihres Mannes nicht möglich gewesen. Ohnehin war Gabriele Bartram nur als Direktkandidatin eingesprungen, weil sich der bereits nominierte Pierre Horrolt mit der Partei verkrachte und ausgetreten ist. Die Alternative wäre ein hierzulande unbekannter Kandidat aus Nürnberg gewesen. Da sprang die Weißenburger Ortsvorsitzende in die Bresche.
Nicht gereicht hat es bekanntlich für die Linken. Direktkandidat Heinz Rettlinger aus Gunzenhausen sprach von der etwas blauäugigen Hoffnung seiner Partei, ins Maximilianeum einziehen zu können. Nun gelte es vorzubereiten, dass es 2023 endlich klappe.

Was alle Kandidaten durch die Bank geknickt zur Kenntnis nahmen, ist das Abschneiden der AfD. Die Alternative für Deutschland blieb zwar einstellig und unter dem bayernweiten Ergebnis, aber auch in der Region fand sie immerhin 9,38 Prozent an Zustimmung. Kandidat Siegfried Lang kam im Stimmkreis auf 9,63 und im Landkreis auf 9,33 Prozent. Der Burgsalacher zeigte sich mit dem Abschneiden seiner Partei auf Landesebene „sehr zufrieden“, hätte sich persönlich aber durchaus mehr erhofft. Er verwies auf die verhältnismäßig starken CSU-Ergebnisse in der Region. „So gesehen ist mein Ergebnis leicht unter dem Landesdurchschnitt gar nicht so schlecht.“ Für die Zukunft kündigte er an, mehr Mitglieder für die AfD in Weißenburg-Gunzenhausen gewinnen zu wollen. Bislang liege der Schwerpunkt im gemeinsamen Kreisverband Ansbach/Weißenburg-Gunzenhausen noch sehr auf dem Raum Ansbach.

Erfreulich ist sicherlich der deutliche Anstieg bei der Wahlbeteiligung: 70,81 Prozent im Landkreis bzw. 70,71 im Stimmkreis sind deutlich mehr als die gut 62 Prozent von 2013.

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