Die Saisonbilanz – ein "Wahnsinnsergebnis"

6.5.2016, 09:02 Uhr
Die Saisonbilanz – ein

© Uwe Mühling

Frei nach Liedermacher und Moderator Werner Schmidbauer bezeichnet sich der VfL-Coach als „Momentensammler“. Als solcher hatte er in den vergangenen Monaten gut zu tun, denn es war eine ereignisreiche Spielzeit.

Nicht nur in sportlicher Hinsicht mit 18 Siegen, acht Niederlagen, 2110:1959 Korbpunkten (plus 151), sondern auch mit dem ganzen Drumherum. Besonders in Erinnerung ist ihm die Verabschiedung von Volker Lang, einem der Leistungsträger und Aushängeschilder des VfL, am letzten Spieltag geblieben. Auch die generelle „Bombenstimmung“ bei einem „gelungenen Abend“ zum Saisonabschluss wird Harlander so schnell nicht vergessen.

Soll man nun den erneuten vierten Rang (wie schon in der Saison 2014/2015) als Stagnation oder als Bestä­tigung eines hohen Niveaus sehen? Da muss Stephan Harlander kurz lachen, um dann festzustellen: „Ich würde sa­gen, wir haben uns auf einem hohen Niveau eingependelt.“ Die Platzierung müsse man auch unter dem Aspekt sehen, das Volker Lang vorzeitig seine Karriere beenden musste, dass Simon Geiselsöder durch sein Auslandsstudium viele Spiele verpasste – genauso wie Leon Fruth aufgrund seiner Verletzungen. Auch sonst gab es manches Zipperlein in den VfL-Reihen.

Als weiterer Aspekt kommt für Harlander hinzu, dass die 1. Regio in der vergangenen Spielzeit die „stärkste“ in den sechs Treuchtlinger Jahren war. Mit Ausnahme von Schlusslicht München Basket konnte man sich gegen niemanden einen gebrauchten Tag leisten. „Die Liga hat sich deutlich gesteigert und personell nachgerüstet.“ Leider sei das zumeist mit Profis geschehen und nicht mit dem eigenen Nachwuchs in dieser als Ausbildungsliga gedachten Spielklasse. Dem VfL mit seinem Amateur- und Nachwuchskonzept sei es nicht gelungen, „unseren Ansatz in die Welt zu tragen“, wie der Trainer ein wenig süf­fisant feststellt. „Das bleibt unser Alleinstellungsmerkmal.“

Die Saisonbilanz – ein

© Uwe Mühling

Platz vier stuft der Coach auch deshalb sehr hoch ein, weil der Vorsprung auf Rang fünf satte acht Punkte betrug und der VfL letztlich nur knapp an der Vizemeisterschaft vorbeischrammte. In diesem Zusammenhang kann er seine Unzufriedenheit über die Heimniederlage im Januar gegen Rosenheim – nach einer 17-Punkte-Führung – nicht verhehlen. Dieses Match hat er nach wie vor „nicht verwunden“. Zum einen fehlten am Ende die zwei Punkte, zum anderen hatte die Pleite auch „Auswirkungen mentaler Art“ und sorgte für ein angeknackstes Selbstvertrauen sowie eine kleine Negativserie.

Stephan Harlander nimmt sich selbst nicht aus der Kritik aus, weil er gerade in dieser Phase zu sehr auf die Eigenverantwortung der Spieler gesetzt habe. Dennoch: „Er war in vielen Bereichen eine Steigerung da“, stellt der 47-jährige Nürnberger fest. Die jungen Spieler hätten sich verbessert, „auch wenn sie nicht immer das Letzte aus sich herausgeholt haben“, wie der Coach kritisch anmerkt.

Verbesserungen (oder Verschlechterungen) lassen sich durch das umfassende Scouting im Basketball gut statistisch belegen. So sind die Treuchtlinger die beste Reboundmannschaft der Liga geworden, was nicht zuletzt von der Verteidigungsstrategie kommt. Selbige ist nach Harlanders Worten „ebenso hochmodern wie unser gesamtes Spiel“. Der VfL stellt die drittbeste Verteidigung und das Team mit den sechstmeisten Korbpunkten. Dem stehen die drittschlechteste Dreier-Quote und eine eher durchschnittliche Freiwurfquote entgegen.

Bei den Punkten liegt Kapitän Stefan Schmoll mit einem Schnitt von 20,1 vorn (Vierter der gesamten Liga). Schmoll (8,1), Peter Maischak (7,8) und Tim Eisenberger (7,6) zählen zu­dem zu den Top Ten der Rebounder-Rangliste. Bei den Assists wird Eisenberger (6,3 pro Spiel) nur vom Vilsbiburgs US-Profi John Boyer (9,3) übertroffen.

„Kein Einheitsbrei“

Wie diese Zahlen in der kommenden Saison aussehen werden, wird sich zeigen. Jetzt ist erst einmal Pause bis zum 30. Mai, dann beginnt die Vor­bereitung in zwei Etappen: bis Ende Juli und dann wieder ab der dritten Augustwoche; Saisonstart ist Ende September. Die Treuchtlinger werden dabei einen weitgehend unveränderten Kader haben. Simon Geiselsöder wird nach seiner Rückkehr aus Indien wieder einsteigen. Bis auf zwei Ausnahmen haben sonst alle Spieler zugesagt. Noch offen ist die Entscheidung lediglich bei Peter Maischak und Florens Remmele. Neuzugänge gibt es keine. Der VfL wird seiner Devise treu bleiben und keine Spieler von sich aus ansprechen. Sollte jemand auf die
Baskets zukommen, muss vieles stimmen, um ihn aufzunehmen. Spielervermittler und Profis klopfen übrigens regelmäßig bei den Altmühltalern an. Dafür hat Stephan Harlander inzwischen schon eine Standard-Absage auf Englisch vorbereitet.

Den Sommer über ist für ihn klar, dass sich alle Spieler (mit Ausnahme vielleicht von Claudio Huhn) körperlich steigern müssen. Auch für die Nachwuchsteams gibt es ein umfassendes Programm. „Das wird intensiv und spannend“, so Harlander. Der VfL will weiterhin seinen Ansatz verfolgen, bei dem das Spiel auf viele Schultern verteilt wird, aber dennoch eine klare Anführerstruktur zu erkennen ist. Der Trainer, der in sein achtes Jahr in Treuchtlingen geht, sagt: „Wir spielen keinen Einheitsbrei.“

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