Die Stadt hat einen „Erholungswald“

23.6.2017, 08:12 Uhr
Die Stadt hat einen „Erholungswald“

© Markus Steiner

„Das ist eine ganz besondere Auszeichnung“, freute sich dritter Bürgermeister Gerhard Naß über die Urkunde, die er mitten im Wald am Römerbrunnen aus den Händen von Horst Gleißner von der Zertifizierungsstelle entgegen nehmen durfte. Um ihn herum sprangen die Kinder des Kindergartens „Tausendfüßler“, die mit ihren Erzieherinnen am bislang heißesten Tag des Jahres den kühlen Stadtwald aufgesucht hatten und auch munter im Quellwasser spielten. Eindrucksvoller hätte der Beleg nicht sein können: Die Weißenburger nutzen ihren Stadtwald längst nicht nur für den Holzeinschlag, sondern gerade auch zur Er­holung.

Reizvolle Natur und viel Erholung

Erklärtes Ziel der Zertifizierung, die fünf Jahre lang gültig ist und jährlich überprüft wird, ist es, die naturnahe Schönheit des Stadtwaldes allen Bürgern und Besuchern zugänglich zu machen und die bereits vorhandenen Infrastrukturen noch weiter auszubauen, erklärte Forstamtsleiter Jürgen Fischer den Pressevertretern. Über die Auszeichnung freut man sich natürlich vor allem auch im Städtischen Forstamt: „Sie zeigt, dass dem Erholungssuchenden neben der reizvollen Natur auch ein geeignetes Erholungskonzept geboten wird, das neben den musealen und kulturellen Einrichtungen einen Besuch wert ist.“ Zumal der Stadtwald ein Geschenk aus der reichsstädtischen Zeit ist, die infolge des reichen römischen Erbes oftmals vergessen wird.

Die Stadt hat einen „Erholungswald“

© Markus Steiner

Der Titel „Erholungswald“ bedeutet, dass der Stadtwald ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig bewirtschaftet werden soll. Mit einem Beispiel erklärte Fischer, was das konkret bedeutet: Neben dem Römerbrunnen, den viele Familien zur Erholung aufsuchen, sollte der Wald extensiver bewirtschaftet werden und keine Harvester zwischen den Picknicktischen aufkreuzen. Stattdessen will die Stadt an solchen Orten einen Naherholungswald bieten, der durch eine qualitativ und quantitativ hohe Ausstattung mit Wanderwegen, Lehr- und Erlebnispfaden sowie Sporteinrichtungen glänzen kann. Diese werden durch waldpädagogische Führungen und Umweltbildungsmaßnahmen noch ergänzt. Das bereits jetzt schon vorhandene hohe Niveau soll durch regelmäßige Kontrollen erhalten werden.

Dennoch gibt es natürlich auch in Weißenburg noch Entwicklungspotenzial, das weiß man auch im Forstamt. So will dessen Leiter mit seinem Team noch die Besucherlenkung und die Beschilderung vor Ort weiter optimieren. Hierfür stehe bereits qualifiziertes Personal im Forstamt zur Verfügung, um die nötigen Maßnahmen auch in die Wege zu leiten, erklärte Fischer. Um den Erhalt der Infrastruktur zu sichern, werden nicht nur die Umsätze aus dem Holzeinschlag (rund 1,2 Mil­lionen Euro pro Jahr) verwendet, sondern auch Fördermittel vom Naturpark Altmühltal.

Sanfte Bewirtschaftung

Das PEFC-Zertifikat (Programme for the Enorsement of Forest Certification Schemes), das sich beispielsweise unter anderem auch auf Papiertaschentüchern der Marke „Kokett“ befindet, hat Fischer zufolge gleich mehrere Effekte: Zum einen beweise es, dass sich eine sanfte Waldbewirtschaftung und ein Erholungswald gut vereinbaren lassen. Zum anderen schütze es durch regelmäßige Auditierung vor Betriebsblindheit.

Neben der Urkunde gab es für die Mitarbeiter des Städtischen Forstamts viel Lob. Auditor Gleißner bestätigte den Forstleuten ein überaus großes Engagement: „Die arbeiten alle mit viel Herzblut.“ Insgesamt gebe es nichts zu mäkeln, weil im Weißenburger Stadtwald auf Biodiversität, Naturschutz und die erholungs­suchenden Bürger im gleichen Maße Rücksicht genommen werde. Dabei sei die Zertifizierung sogar überaus günstig und koste gerade mal 16 Cent pro Hektar.

 

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