Dieses Spitzenspiel war nichts für schwache Nerven

13.11.2017, 08:27 Uhr
Dieses Spitzenspiel war nichts für schwache Nerven

© Uwe Mühling

Nach einem umkämpften, spannenden und am Ende sogar dramatischen Match setzten sich die Gäste aus Vilsbiburg mit 76:72 durch und verteidigten damit als einziges ungeschlagenes Team der Liga ihre Tabellenführung (16 Punkte). Neuer Zweiter ist anstelle des VfL nun die Bundesliga-Reserve aus Gotha (14). Die Treuchtlinger selbst fielen auf Rang fünf zurück – punktgleich mit dem Dritten Breitengüßbach und dem Vierten Oberhaching (alle 12).

Wie eng die Angelegenheit vor rund 700 Zuschauern und bei bester Bas-ketball-Stimmung in der Turnhalle der Senefelder-Schule war, zeigte die entscheidende Schlussphase, in der es gewaltig nach einer erneuten Verlängerung zwischen beiden Teams roch und beide hätte gewinnen können: Knapp vier Minuten vor dem Ende glich der herausragende Tim Eisenberger – mit 30 Punkten auch der Topscorer des Abends – zum 70:70 aus. Dann reihten sich beiderseits die Fehlwürfe aneinander, ehe Vilsbiburgs US-Boy Kendall Timmons die letzte Minute mit einem Sprungwurf zum 70:72 einläutete. Eisenberger schlug mit einem Korbleger zum 72:72 zurück. Dann bekam Timmons zwei Freiwürfe und traf doppelt zum 72:74.

Neun Sekunden blieben dem VfL noch Zeit. Letzter Angriff. Simon Geiselsöder tankte sich durch, sein Korb-leger sprang jedoch zurück. Im Nachsetzen tippte Eisenberger die orange Kugel zunächst an den Ring und vergab dann auch im zweiten Nachsetzen. Das Spiel war entschieden, Vilsbiburg kam noch mal in Ballbesitz und erhielt in den verbleibenden zwei Sekunden zwei Freiwürfe, die Eduard Hoffmann zum 72:76-Endstand versenkte – aber das zählte schon fast nicht mehr.

Die Enttäuschung bei VfL-Trainer Stephan Harlander, seiner Mannschaft sowie bei den vielen Fans war riesig. „Wir hatten es drin, heute zu gewinnen und haben als Team alles gegeben“, stellte der Coach fest. Dass es am Ende nicht gereicht hat, hatte für Harlander mehrere Gründe: „Nicht jeder Leistungsträger ist heute so in Fahrt gekommen, wie wir es gebraucht hätten. Außerdem dürfen wir in einem solchen Spiel nicht nur mit Herz reingehen, sondern müssen auch den Kopf viel früher finden. Wir haben zum Teil nicht unseren Basketball gespielt.“

Aus Sicht des Treuchtlinger Trainers wurde das Match in der ers-ten Hälfte verloren – auch wenn es mit einem 39:42-Pausenstand noch knapp war. „Wir haben in den ersten beiden Vierteln nicht das umgesetzt, was wir uns vorgenommen hatten. Wir leben sowohl hinten als auch vorne vom schlauen Spiel – das haben wir heute leider nur 20 Minuten lang gezeigt“, so der VfL-Trainer.

„Geiles Basketballspiel“

Während Harlander an der Niederlage ordentlich zu knabbern hatte, strahlte sein Vilsbiburger Kollege Holger Prote vor Freude. Wie immer gegen Treuchtlingen sei es auch diesmal wieder „ein geiles Basketballspiel gewesen“, stellte der Coach der Niederbayern fest. Beide hätten den Sieg verdient gehabt. Ausschlaggebend für den Erfolg seiner Truppe in dem „Traditionsspiel“ waren aus Protes Sicht am Ende die „Kleinigkeiten und das nötige Quäntchen Glück“. Er zeigte sich natürlich froh, dass sein Team auch das achte Spiel in Serie gewonnen hat, drückte aber auch auf die Euphorie-Bremse, weil noch viele schwere Spiele kommen und noch nicht mal ein Drittel der Saison vorbei ist.

Einer der entscheidenden Trümpfe der Gäste war die Bank: Satte 40 Punkte erzielten die Vilsbiburger Ersatzspieler, während in dieser Rubrik nur magere zwei Treuchtlinger Zähler zu Buche standen. Auch sonst gibt die Statistik interessante Fakten her: Der VfL traf nicht einmal die Hälfte seiner Freiwürfe (nur zehn von 22), Vilsbiburg dagegen 11 von 17. Was die Feldwürfe anbelangt, hatten die Gastgeber mit 46,2 Prozent zwar die bessere Quote (Vilsbiburg 40 Prozent), doch diese Zahlen zeigen auch, dass das von Holger Prote im Vorfeld prophezeite „Offensiv-Feuerwerk“ an diesem Abend nicht zündete. Die beiden bes-ten Angriffsreihen schwächelten ausgerechnet beim Gipfeltreffen – der VfL traf nur zwei von 14 „Dreiern“ (Vilsbiburg 9 von 28).

Unterm Strich gab es in dem ausgeglichenen Match, bei dem immer wieder die Schiedsrichter mit ihren Entscheidungen in der Kritik standen, acht Führungswechsel, zehnmal stand es Unentschieden. Treuchtlingen lag gut zehn Minuten, Vilsbiburg knapp 22 Minuten – und vor allem im entscheidenden Moment – vorn.

Der Teamerfolg ging an die Gäste, im Einzel blieb der kleine Trost, dass Tim Eisenberger im Vergleich der beiden effektivsten Spieler der Liga vor Kendall Timmons lag (32:28). Neben Spielmacher Eisenberger trafen bei den Altmühltalern auch noch Stefan Schmoll und Florian Beierlein (je 16) zweistellig.

„Es hat heute kein VfL-Happy-End gegeben und alle sind enttäuscht“, stellte VfL-Coach Harlander nach dem nervenaufreibenden Match fest, richtete den Blick aber auch nach vorne: „Ab Montag müssen wir alles dafür tun, dass wir am kommenden Samstag in Zwickau gewinnen“. Anschließend kommt es zu Hause zum Verfolgerduell gegen Gotha II. Harlander: „Wenn die Mannschaft vorne dabei bleiben will, brauchen wir zwei Siege gegen diese beiden ostdeutschen Teams.“

Dieses Spitzenspiel war nichts für schwache Nerven

VfL Treuchtlingen: Tim Eisenberger (30 Punkte, 15 Rebounds, 9 Assists), Stefan Schmoll (16 Punkte, 6 Rebounds), Florian Beierlein (16 Punkte, 5 Rebounds), Claudio Huhn (6 Punkte, 4 Assists, 4 Rebounds), Simon Geiselsöder (2 Punkte, 4 Rebounds), Jonathan Schwarz (2), Arne Stecher, Kevin Vogt, Tobias Hornn, Luca Wörrlein, Moritz Schwarz. 

Baskets Vilsbiburg: Kendall Timmons (18 Punkte, 11 Rebounds, 6 Assists), Eduard Hoffmann (15 Punkte, 5 Rebounds ), Joshua Gudemmi (13 Punkte, 8 Rebounds), Michael Mayr (9), Andreas Goderbauer (9), Jordan Aboki (5 Punkte, 4 Rebounds), Josef Leierseder (4), Michael Theisinger (3 Punkte, 5 Rebounds), Alexander Möllenkamp. 

Die einzelnen Viertel: 23:21, 16:21, 20:20, 13:14

Fünf-Minuten-Takt: 15:13, 23:21, 29:29, 39:42 (Halbzeit), 49:54, 59:62, 69:70, 72:76

Schiedsrichter: Christian Zang, Oliver Murmann

Zuschauer: 700 in der Turnhalle der Senefelder-Schule.

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