Ein echter Kracher auf der Wülzburg

8.9.2016, 13:00 Uhr
Ein echter Kracher auf der Wülzburg

© Stadt Weißenburg

„Dies wird am Nachmittag und zum Abschluss der Veranstaltung nochmals wiederholt“, heißt es in einer Pressemitteilung der Stadt, in der das gesamte Programm vorgestellt wird. Jürgen Stolz hat schon bei der Wülzburg-Kirchweih im vergangenen Jahr an der Bastion Kaltes Eck eine Kanone abgefeuert. Donnernd hallten die Schüsse mit dem Geschütz des Kalibers 90 über Weißenburg.

Diesmal aber handelt es sich um den authentischen Nachbau einer sogenannten 24-Pfund-Halbkartaune, die 1599 in Ansbach von Valentin Algeier hergestellt wurde. Sie hat einen Durchmesser von 37 Zentimetern und ist 2,80 Meter lang. Das Gesamtgewicht beträgt rund 43 Zentner (circa 2150 Kilogramm). Aufgestellt ist sie im Obergeschoss der Bastion Krebs.

Bis zum Marktplatz

„Zum Transport mussten zwölf Pferde vorgespannt werden“, hieß es auf den Rekonstruktionsplänen, die bereits beim Neujahrsempfang der Stadt 2015 ausgestellt wurden. Nach Überlieferungen hatte die Kanone eine Reichweite von der Festungsanlage Wülzburg bis zum Weißenburger Marktplatz, was einer Entfernung von rund zweieinhalb Kilometern entspricht. Sie trägt einen Gießer- und einen Kanonenspruch sowie das Wappen von Georg Friedrich Markgraf zu Brandenburg und Preußen.

Über die Ausstattung der Hohenzollernfestung mit einer Kanone wur­de in Weißenburg länger diskutiert. Neuen Auftrieb erhielt das Thema im Sommer 2014, als sich die Stadt dem Netzwerk „Fränkische Festungsbaukunst“ anschloss, das wiederum über den Zusammenschluss „Forte Cultu­ra“ die Wülzburg europaweit bewirbt.

Aufgebracht hatte die Idee zu einer Wülzburg-Kanone Freie-Wähler-Stadtrat Wolfgang Hauber im Wahlkampf 2008. Damals wurde er dafür noch belächelt. Doch das Thema Bewaffnung gehört zu der Festungsanlage. Dies zeigt auch die Inventarliste aus dem Jahr 1601 im Buch Landes­festungen in Franken und Brandenburg. Die Wülzburg hatte damals wohl ihren höchsten Bewaffnungsstand. An Geschützen waren unter anderem vier Halbkartaunen, 16 Feuerkatzen, 33 Falkonette und 25 Feuermörser vorhanden.

Um die Wülzburg attraktiver zu machen, wurde in den vergangenen Jahren – neben den umfangreichen Sanierungsprogrammen (wir berichteten mehrfach) – viel getan, nicht zuletzt von der rührigen Denkmalgruppe des Weißenburger Alpenvereins. Seit ein Stück des Waldes am Wülzburghang 1996/1997 abgeholzt wurde, ist das Baudenkmal von nationaler Bedeutung wieder weithin sichtbar und da­mit mehr ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt.

Seit 1979 werden auf der sternförmigen Anlage Führungen angeboten. Ab 1992 wurden die Führungswege ausgebaut und gesichert. Weitere Schritte waren unter anderem das Aufstellen von Informationstafeln (1999), die Parkplatzerneuerung (2003), die Sanierung des gedeckten Wegs um die Wülzburg, die Einrichtung des Infopoints in der ehemaligen Relaisstation der Bundesbahn (2012), die Erneuerung der Brunnenstube sowie die Räumung des Brunnens inklusive Einbau einer Beleuchtung.

Doch nicht nur die Kanone ist am Tag des offenen Denkmals unter dem Motto „Gemeinsam Denkmale erhalten“ zu sehen. Die Stadt Weißenburg stellt – wie berichtet – die derzeit laufenden Sanierungsarbeiten auf der Festung vor. Zuletzt waren im Rahmen dieser Veranstaltung im Jahr 2010 die Sanierungsarbeiten am Dachstuhl des Schlossgebäudes zu besichtigen.

„Geöffnet werden Bereiche der Fes­tungsanlage, die ansonsten weder frei zugänglich noch für Führungen geöffnet sind“, heißt es im städtischen Pressetext. Neben der Burgkapelle und dem Festungsgraben ist auch das Erdgeschoss der Bastion Jungfrau zu besichtigen. Halbstündlich finden Führungen durch den Festungsgraben statt, hierbei werden sowohl die aktuellen als auch die Sanierungen der vergangenen Jahrzehnte vorgestellt.

Vereine eingebunden

Begleitet wird das Programm durch die Böllerschützen der HSG, die Frankenbund-Ortsgruppe Weißenburg, die im Infogebäude ihre Vereinsarbeit vorstellt, und die Denkmalpflegegruppe des Alpenvereins, die ihre Beiträge zum Erhalt und der Erforschung der Renaissancefestung in der Brunnenstube des Tiefen Brunnens präsentiert. Der Segelflugverein Weißenburg bietet vom nahe gelegenen Fluggelände aus Rundflüge über die Festung an.

Die Burgschenke ist für die Versorgung der Besucher mit Speis und Trank geöffnet. Beginn des Tags des offenen Denkmals ist um 11.15 Uhr nach Beendigung des Gottes­dienstes in der Burgkapelle, Veranstaltungs-ende ist um 17.00 Uhr. Parkmöglichkeiten stehen am Wülzburgparkplatz so­wie am Parkplatz vor der Zufahrt zum Segelfluggelände zur Verfügung.

Zum Tag des offenen Denkmals werden vielfältige Angebote gemacht. Von 11.15 bis 17.00 Uhr sind die Brunnenstube (Präsentation Alpenvereinsgruppe), der Infostand des Frankenbunds und die Festungskapelle geöffnet. Ganztägig bietet auch der Segelflugverein Rundflüge über der Festung an. Der Kanonenbeschuss der Böllerschützen auf der Bastion Krebs findet um 11.15, 12.30 und um 17.00 Uhr satt. Führungen im Festungsgraben gibt es um 11.30, 13.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr. Führungen im Erdgeschoss der Bastion Jungfrau werden um 11.30, 12.00, 13.30, 14.30, 15.30 und 16.30 Uhr angeboten.

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