Eine Chance für die Weißenburger Innenstadt

16.1.2019, 07:57 Uhr
Eine Chance für die Weißenburger Innenstadt

© Robert Renner

Wie berichtet, wird der Drogeriemarkt, der bisher in der Rosenstraße ansässig ist, 2020 in die Friedrich-Ebert-Straße unmittelbar ans Spitaltor umsiedeln. Dort wird Müller auf knapp 1650 Quadratmetern Verkaufsfläche ein wesentlich breiteres Sortiment bieten als am bisherigen Standort mit 314 Quadratmetern.

Gleichzeitig wird sich die Firma Steingass in Weißenburg komplett neu aufstellen und zusätzlich ins sogenannte Schlehaider-Haus einziehen, in dem übergangsweise derzeit die Sparkassen-Hauptgeschäftsstelle untergebracht ist. Der Mietvertrag dafür ist bereits unterschrieben.

OB Schröppel sieht den deutlich größeren Müller-Markt als „Riesen­frequenzbringer für die Altstadt“. „Genauso wichtig ist aber auch, dass Steingass in Weißenburg bleibt, machte das Stadtoberhaupt gestern bei einem Pressegespräch im Rathaus deutlich. Als „weiteren positiven Aspekt“ wertet er die Ansiedlung der Dessous-Handelskette Hunkemöller in der bisherigen Weltbild-Filiale in der Luitpoldstraße (wir berichteten).

Von all diesen Veränderungen werde Weißenburg profitieren, meinte der OB. Außerdem sei dies ein Beleg dafür, dass die seit vielen Jahren laufenden Bemühungen, die Innenstadt attraktiv zu gestalten, belohnt werden. Die Unternehmen entschieden sich ja nicht per Zufall für einen Standort, sondern hätten zuvor genaue Marktanalysen gemacht. „Für Weißenburg ist das alles eine sehr positive Entwicklung“, ist das Stadtoberhaupt überzeugt. Sowohl Steingass als auch Wannen­macher pflichteten ihm bei.

Neues im Wimmer-Haus

Vorgesehen ist, dass Steingass Ende Februar 2020 sein bisheriges Haupthaus schließt und ins Schlehaider-Haus umsiedelt. Damit verbunden wird eine komplette Neustrukturierung der Steingass-Häuser in Weißenburg. Das Unternehmen mit Sitz in Heidenheim an der Brenz und Filialen in Dillingen, Günzburg, Gunzen­hausen, Kirchheim, Lindau, Nörd­lingen und Pforzheim, das in Weißenburg unter anderem drei sogenannte Stores der Marken Cecil, Street One und s.Oliver betreibt, wird unter anderem die beide Filialen von Street One und Cecil zusammenführen und dafür mit einem neu ausgerichteten Angebot im früheren Wimmer-Haus starten.

Details nannten Jürgen Steingass und sein Weißenburger Filialleiter Thomas Hellmich noch nicht. In den nächsten Wochen werde das Konzept erst genau ausgearbeitet. Nur so viel: Im Wimmer-Haus wird künftig auch das erste Obergeschoss wieder als Verkaufsraum genutzt. Außerdem wird es bei Staccato in der Spitalanlage dann nicht mehr nur Damen- sondern auch Männermode geben. Völlig neu aufgestellt wird die Filiale im Schlehaider-Haus. Sie wird aber mit rund 250 Quadratmetern deutlich kleiner sein als das bisherige Haupthaus, das Steingass an Müller vermietet. Der Vertrag dazu ist „endverhandelt“, sagte Dirk Wannenmacher.

Ähnlich haben Müller und Steingass vor zwei Jahren in Nördlingen gehandelt und beste Erfahrungen gemacht. Müller hat dort im früheren Steingass-Haus auf 1700 Quadratmetern eine moderne Filiale eröffnet, die bestens angenommen wird. „Das war absolut positiv für unser Unternehmen und für die Stadt“, sagte Steingass und Wannenmacher bestätigt, dass der Müller-Markt in Nördlingen gut läuft.

In Weißenburg will Müller in das Steingass-Gebäude rund 1,65 Millionen Euro investieren. Präsentiert werden sollen dort auf drei Etagen neben Drogerie- und Parfümerieartikeln, Naturkosmetik, Spielwaren, Handarbeitsmaterial, Strümpfe und vor allem auch Spielwaren. Die drei Stockwerke seien zwar „personalkostenmäßig nicht optimal“, man wolle den Kunden aber ein attraktives Angebot machen. Wannenmacher: „Wenn wir beispielsweise Spielwaren anbieten, dann eben nicht nur in zwei Regalen.“

Umgebaut werden soll das Gebäude in der Friedrich-Ebert-Straße ab dem Auszug von Steingass. Ende Juni bis Mitte Juli 2020 ist mit der Neueröffnung zu rechnen. Dann wird Müller seinen bisherigen Standort in der Rosenstraße, den der Expansionsleiter als „nicht mehr zeitgemäß“ bezeichnete, verlassen. Müller wird in Weißenburg künftig mehr Mitarbeiter brauchen. „Wir schaffen Arbeitsplätze“, unterstrich Wannenmacher mit Blick auf den Umzug ins Steingass-Anwesen. Und Jürgen Steingass wies ausdrücklich darauf hin, dass die Neuausrichtung mit dem Betriebsrat besprochen wurde und alle unbefristeten Arbeitsplätze seines Unternehmens in Weißenburg erhalten bleiben.

Mit Optimismus in die Zukunft

Steingass legte zudem ein Bekenntnis zum Innenstadthandel ab, wenngleich es damit in manchen Städten große Probleme gebe. In Giengen beispielsweise gebe es so gut wie keine Innenstadtgeschäfte mehr. Steingass: „Das wollen wir für Weißenburg nicht.“ Sein Unternehmen müsse hier zwar derzeit ein „minimales Minus tragen“, doch er setze weiterhin auf Innenstadtläden. „Der Internethandel wird irgendwann auch seinen Höhepunkt erreichen“, gab der Unternehmer sich mit Blick auf den klassischen Einzelhandel optimistisch.

Gefordert sehen er, Wannenmacher und OB Schröppel allerdings auch Einzelhändler, Hausbesitzer und Bürger. Die Geschäftsinhaber müssten attraktive Angebote machen, Hauseigentümer realistische Mieten verlangen, die der Handel auch erwirtschaften könne, und die Kunden müssten in der Innenstadt einkaufen wollen.

Schröppel gab sich optimistisch, dass auch für den derzeitigen Müller-Standort in der Rosenstraße eine neue Nutzung gefunden werden kann. In den Tagen nach dem Bekanntwerden der Umzugspläne habe es in der Liegenschaftsverwaltung schon mehrere Anrufe in Bezug auf das Gebäude gegeben.

Ungeachtet der aktuellen Entwicklungen hält Schröppel an seinem Plan fest, zeitnahe einen Runden Tisch für den Weißenburger Einzelhandel einzurichten. Dies hatte er beim Neujahrsempfang angekündigt. Klar müsse aber sein, dass die Stadt nicht in der Lage sei, Einzelhändler vor Konkurrenz zu schützen.

Keine Kommentare