Einmal Drogenhölle und zurück

25.4.2018, 10:41 Uhr
Einmal Drogenhölle und zurück

© Mittelschule

Nach dem Drogen- und Suchtbericht 2017 der Bundesregierung haben 7,3 Prozent der befragten Jugendli­chen in den vergangenen zwölf Monaten mindestens einmal Cannabis konsumiert. Dabei gab es keine signifikanten Unterschiede zwischen Mädchen und Jungen. Immer früher werden Jugendliche mit Drogen konfrontiert. Ein aktueller Trend sind sogenannte „Lean“-Cocktails aus co­deinhaltigen Substanzen.

Mit Workshops

Mit dem Aktionstag will die Mittelschule Weißenburg die Schüler für die Konsequenzen des Drogenkonsums sensibilisieren und sie darin bestärken, Drogen abzulehnen. Die Schüler durchliefen mehrere Workshops. Verschiedene Aspekte des Drogenkonsums wurden in Zusammenarbeit mit den Referenten Polizeioberkommissar Dietmar Gerner von der Inspektion Weißenburg, Svenja Memet von der Suchtberatung der Diakonie und dem Ex-Junkie und Autor Dominik Forster beleuchtet.

Memet erarbeitete mit den Schülern die Auswirkungen des Drogenkonsums. Dabei wurde deutlich, dass Drogen nicht nur das eigene Leben bedrohen, sondern auch schwerwiegende Folgen für die Familie und Freunde haben. Drogenabhängige wenden sich von vertrauten Personen ab und verbringen ihre Zeit nur noch mit ihresgleichen. Alles dreht sich immer mehr um das Beschaffen der Drogen – oft gibt es dabei ein Abrutschen in die Kriminalität.

Gerner gab einen Einblick über die rechtlichen Folgen. Ein Eintrag ins polizeiliche Führungszeugnis kann sich auch lange nach der Straftat noch negativ auswirken. Beispielsweise bei der Suche nach einer Lehr- oder Arbeitsstelle.

Nina Seigerschmidt und Carola Schmidt gaben Informationen zu den verschiedenen Drogen. Viele Schüler wussten zwar, dass Drogen schädlich sind, wirklich bewusst waren ihnen diese Gefahren allerdings nicht. Die Schüler waren entsetzt, als sie erfuhren, dass Crystal Meth beispielsweise aus Batteriesäure oder Abflussreiniger hergestellt wird und häufig mit Glassplittern versehen ist.

Das Entsetzen wurde im Vortrag von Dominik Forster intensiviert. Er war selbst schwer drogenabhängig und kämpft immer noch mit den Folgen seines Konsums. Sein Buch „crystal.klar“ zeichnet seinen Weg in den Teufelskreis der Drogen nach. In „klar.kommen – Nach Crystal & Knast gibt dir keiner eine Chance“ beschreibt er den Versuch, in der Gesellschaft wieder Fuß zu fassen.

Er verglich seinen Weg in den Konsum mit einer Rakete, die erst steil nach oben schießt, an einem bestimmten Punkt explodiert und letztendlich schnell und hart abstürzt. Er lebte zuletzt in einer vermüllten, verkoteten und stinkenden Wohnung, konnte nicht mehr lesen und schreiben, versuchte sich Käfer herauszuschneiden, die er unter seiner Haut glaubte. Er wurde zu einer Haftstrafe verurteilt und erlebte im Gefängnis seine nächs­te Hölle. Nach einer Therapiemaßnahme ist Dominik heute drogenfrei, aber die Folgen seines damaligen Lebens bleiben bestehen. So erzählte er, dass er durch der Konsum seine Ne­benhöhlen verätzt hat und sich dadurch seine Zähne langsam auflösen.

Nicht wirklich bewusst

Die Gespräche im Anschluss zeigten, dass den Schülern die weitreichenden Folgen des Drogenkonsums nicht wirklich bewusst waren. Ein 15-jähriger Schüler beschrieb es so: „Ich checke jetzt, warum man damit nicht aufhören kann. Ich dachte, einmal ist nicht so schlimm.“ „Sowas will ich nicht erleben. Da hab ich keinen Bock drauf“, befand eine 14-jährige Schülerin.

Das ZDF hat Dominik Forster bei seinem Besuch in Weißenburg begleitet, um ein Porträt für die Dokumentationsreihe „plan b“ zu drehen. Dazu wurden Schüler und Lehrer interviewt. Ein Sendetermin steht noch nicht fest.

Am Nachmittag bot die Mittelschule Weißenburg Eltern und Interessierten die Möglichkeit, Dominik Forsters Vortrag ebenfalls zu hören. Jugendsozialarbeiterin Carola Schmidt rät: „Eltern sollten stets ihr Kind im Blick haben, um frühzeitig beispielsweise Verhaltensänderungen festzustellen.“ Sie und Lehrerin Nina Seigerschmidt bedankten sich bei den Referenten und dem Verein Präventionswegweiser so­wie bei der Kinderstiftung der Volksbank Raiffeisenbank Bayern Mitte für die Unterstützung.

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