Entscheidung über neue Weißenburger Halle steht an

7.6.2018, 06:19 Uhr
Entscheidung über neue Weißenburger Halle steht an

Der Stadtrat hatte im März 2017 eine Obergrenze von 9,52 Millionen Euro und einen Bau nach dem Vorbild der neuen Halle in Rothenburg ob der Tauber beschlossen. Nach der aktuellen Kostenberechnung wird das Gebäude nun aber 11,2 Millionen Euro kosten.  Der Grund sind die „enormen Preissteigerungen im Markt“, die „nur durch radikale Einschnitte in der Funktionalität der Halle (das heißt Änderung in Dreifachhalle mit Mehrzwecknutzung oder reine Schulsporthalle ohne Tribüne)“ vermieden werden könnte, heißt es in den Unterlagen zur vergangenen Stadtratssitzung, in der der Eichstätter Architekt Norbert Diezinger den Planungsstand und die Kostenentwicklung vorstellte. Das Rothenburger Bauwerk wurde als Sporthalle mit Mehrzwecknutzungsmöglichkeit in einfacher Ausstattung für 7,29 Millionen Euro erstellt.

Es dient zwar als Vorbild, vergleichbar ist es aber dennoch nicht mit dem Gebäude, das in Weißenburg entstehen soll. So wurde es eben bereits vor rund anderthalb Jahren fertiggestellt, als die Baupreise noch nicht derart überhitzt waren. Und es handelt sich nur um eine Dreifachhalle, was den Bau einfacher macht. Trotz allem musste auch in Rothenburg eine Kostensteigerung gegenüber der Schätzung von 2013 um fast eine Million Euro hingenommen werden, machte Thomas Winter, zuständiger Mitarbeiter in der Weißenburger Stadtverwaltung deutlich. Ihm zufolge haben die Preise wegen der boomenden Baukonjunktur in den vergangenen Monaten nochmals weitaus stärker angezogen.

Allein im ersten Quartal 2018 musste nach Angaben des Statistischen Bundesamt eine Teuerung um 1,7 Prozent hingenommen werden – mit steigender Tendenz. Pro Jahr klettern die Baupreise derzeit um acht bis zehn Prozent. Zahlreiche Einsparungen Dabei wurde an der Weißenburger Halle schon gespart, wo es möglich ist.  Die nach den Vorgaben der Rothenburger Halle hochgerechnete Nutzfläche lag bei 3 970 Quadratmeter. Sie wurde bei der Planung auf 3 800 Quadratmeter reduziert: „Bei den Räumen weiter einzusparen, ist nicht möglich“, stellte Winter klar.  Verzichtet wird aber auf ein Ballfangnetz für die Galerie, auf Mobiliar sowie auf einen Windfang im Eingangsbereich.

In den Nebenräumen gibt es keine Akustikmaßnahmen, sondern nur in der Sporthalle und den Konditionsräumen. In den Verkehrsfläche wird mit Linobelag geplant, der allerdings nicht so haltbar wie anderes Material ist, was die Unterhaltskosten in die Höhe treiben wird. Und die Oberflächen der Betonwände werden nur gespachtelt und gestrichen, statt Sichtbeton zu verwenden. Dies bedeutet, das immer wieder nachgestrichen werden muss, was ebenfalls den Unterhalt teurer macht. Und auch die aus Kostengründen gewählte Heizungsart ist im Betrieb teurer, machte Winter deutlich.

Das alles wirft die Frage auf, ob das mit der Kostendeckelung selbstauferlegte Spardiktat des Stadtrats überhaupt sinnvoll ist. Zu halten wäre der Kostenrahmen von 9,52 Millionen Euro nur, wenn lediglich eine reine Schulsporthalle gebaut würde. Die Stadt hätte dann abzüglich des Anteils des Landkreises sowie der Fördermittel 3,85 Millionen Euro zu bezahlen.  Bei einer Halle mit Mehrzwecknutzung als Vereinssporthalle liegen die Baukosten bei circa 10,9 Millionen Euro. Der Eigenanteil der Stadt würde sich auf 5,05 Millionen Euro summieren. Und bei einer Halle mit Mehrzwecknutzung als Vereinssporthalle plus kultureller Nutzung, sind es eben gut 11,2 Millionen, bei einem städtischen Anteil von 5,35 Millionen Euro. Zum Vergleich.

Im März 2017, als der Bau nach dem Rothenburger Modell beschlossen wurde, waren die Baukos-ten mit 9,52 Millionen hochgerechnet worden, der städtische Anteil lag zu bei 4,17 Millionen Euro. Um signifikante Einsparungen zu erzielen, müsste also umgeplant werden. Man könnte eine Drei- statt eine Vierfachhalle bauen oder eine reine Sporthalle ohne Tribünen, Foyer, Besuchertoiletten, Küche, Versammlungsstätte und Akustikmaßnahmen und so weiter. Dies würde aber die Sache erneut verzögern, und die Preissteigerung könnte wiederum die Ersparnis auffressen.

Da die CSU um Bedenkzeit gebeten hatte, schlug Oberbürgermeister Jürgen Schröppel in der jüngsten Stadt-ratssitzung vor, die Entscheidung in der heutigen Sondersitzung zu treffen. Die Union legte in der Folge einen Katalog mit 21 Fragen vor, die die Verwaltung zwischenzeitlich beantwortet hat. Unter anderem wollten die Christsozialen wissen, warum es in der Planungsphase keine Kostenschätzung gegeben hat.

Der Verwaltung antwortete, dass sogar ein präziseres Instrument gewählt wurde, nämlich eine Hochrechnung aus den Kosten der Rothenburger Halle. Diese Werte seien „tragfähiger als die statistischen Kostenkennwerte“ für eine Schätzung. Für Stadtrat Heinz Gruber war in der jüngsten Sitzung der weitere Beratungsbedarf nicht nachvollziehbar. Die Situation verändere sich dadurch ja nicht, außer dass mit jedem Zuwarten die Sache noch teurer würde, meinte der Freie Wähler. 

„Es wird langsam lächerlich“ CSU-Fraktionschef Klaus Drotziger zeigte dafür kein Verständnis und wollte wissen, ob es regelmäßige Abstimmungen der Verwaltung mit den Planern gegeben habe. Als der OB dies bejahte, fragte er, warum dann der Stadtrat über 15 Monate hinweg nicht über die Kostenentwicklung informiert worden sei. Schröppel wies diesen Vorhalt zurück. Er habe „so früh wie möglich informiert“. Es könne im Planungsprozess nicht bei jeder Besprechung eine neue Kostenaufstellung vorgelegt werden. Die Berechnung sei erst möglich, wenn die Planung entsprechend weit gediehen sei, was Architekt Diezinger bestätigte.

Nach zahlreichen Wortbeiträgen verschiedener Stadträte, erinnerte Gruber daran, dass er schon beim Beschluss der Kostendeckelung gefragt habe, warum sich der Stadtrat auf die zweite Stelle hinter dem Komma festlegen wolle. Es sei damals schon klar gewesen, dass diese Vorgabe nicht einzuhalten sei. Der Bau müsse endlich durchgezogen werden. Der Freie Wähler: „Es wird nicht billiger. Und es ist wird langsam lächerlich, was wir hier veranstalten.“   

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