Erlebnis-Gastronomie auf Neulinger Areal in Weißenburg

31.7.2016, 06:00 Uhr
Erlebnis-Gastronomie auf Neulinger Areal in Weißenburg

© Jan Stephan

Seit Langem weiß man, dass die Bä­ckerei Schmidt in Weißenburg ein großes Rad drehen will und das – in Roth und Schwabach – erfolgreiche Konzept der Genießer-Treffpunkte in der Römerstadt etablieren will. Man sah sich verschiedene Immobilien in der Stadt an und war schon mal Teil eines Nutzungskonzepts für das Neulinger-Areal. Das stieß im Stadtrat allerdings auf so wenig Begeisterung, dass Grundstückseigentümer Stefan Kießling den Bauantrag zurückzog. Gestorben ist die Idee eines Groß-Schmidts nicht.

Wie konkret sie ist, zeigt die Tat­sache, dass Kießling und Vertreter der Heidecker Bäckerei nun zu einer Klausurtagung mit dem Stadtrat zusammenkamen und ihre neue Planung im Detail vorstellten. „Es ging darum, dem Besitzer in einem vertraulichen Rahmen die Möglichkeit zu geben, sein Projekt vorzustellen und auszu­loten, wo es möglicherweise Bedenken gibt“, erklärte Weißenburgs Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD). „Ich halte es nicht für einen vernünftigen Umgang, wenn wir dem Eigentümer sagen: ,Plane halt mal was, und vielleicht hast du ja Glück und triffst das, was sich der Stadtrat vorstellen kann‘“, so Schröppel.

Linken-Stadtrat Erkan Dinar ver­öffentlichte über Facebook und die Homepage des Linken-Ortsverbandes detaillierte Informationen aus dieser Klausursitzung. Damit sorgte er für einen Eklat im Stadtrat. „Mir fehlen die Worte“, stellte Schröppel fest. „Schon der Begriff der Klausursitzung bedeutet, dass deren Inhalt nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist.“ Dinar habe ein Gentleman’s Agreement gebrochen, an das sich alle anderen Stadträte gehalten hätten. „Das ist ei­ne unmögliche Handlungsweise, vor allem gegenüber dem Grundstücksbesitzer und dem Betreiber.“ Der OB hat Dinar inzwischen mitgeteilt, dass er ihn zu solch vertraulichen Gesprächen außerhalb des regulären Stadtratsbetriebs nicht mehr einladen werde.

Keine normale Bäckerei

In der Sitzung hatte die Firma Schmidt detaillierte Informationen zu dem geplanten Betrieb veröffentlicht. Die lassen erkennen, dass der „Genießer-Treffpunkt“ wenig mit einer handelsüblichen Bäckerei zu tun hat. Laut Dinar sind 130 Innen- und 70 Außensitzplätze auf einer Fläche von 500 bis 800 Quadratmetern geplant. Unter der Woche soll bis 23.00 Uhr geöffnet sein, an den Wochenenden bis 1.00 Uhr. Kulinarisch gäbe es – wie in Roth – volles Programm: von Burger über Pizza, Pasta bis hin zu Steaks und Salaten.
Erkan Dinar begründete sein Vor­gehen damit, dass die Pläne an die Öffentlichkeit müssten. Er befürchtet, dass die bestehende Gastronomie in Weißenburg massiven Schaden durch die Neueröffnung nehmen würde.

„Es droht durch einen Mc-Bäcker-Schmidt in Überdimension ein Unterbietungswettbewerb und damit ein zahlenmäßiger Arbeitsplatz- sowie qualitativer Genussverlust im Gastrogewerbe unserer Stadt“, postete Dinar auf Facebook. Er gibt an, dass rund 40 Prozent des Umsatzes von bestehenden Gastronomiebetrieben abgezogen würden. In absoluten Zahlen wären das rund 600000 Euro. Offenbar bezieht er sich damit auf ein Gutachten von Reinhard Hutzelmann von Geoplan, das die Stadt seit Jahren städtebaulich berät und nun auch das Integrierte Städtebauliche Entwicklungskonzept erstellt hat.

OB: Keine Klungelei

Neben der Systemgastronomie sollen nach den Plänen Penthouses, medizinische Praxen, Büroräume sowie ein Bio-Supermarkt oder ein Hotel garni auf dem Neulinger Areal entstehen. Das gilt als Top-Lage am Eingang der Innenstadt mit direkter Verbindung zur reizvollen Kulisse von Seeweiher und Stadtmauer.

„Es ging bei dieser Klausursitzung nicht darum, irgendetwas im Hinterzimmer auszukungeln“, erklärte sich Schröppel. „Es ging darum, Informationen für die interne Meinungsbildung in den Fraktionen zu sammeln.“ Über ein Projekt dieser Größe müsse und werde der Stadtrat öffentlich entscheiden. Dinar hatte das Vorgehen der Grundstückseigentümer, Gespräche mit einzelnen Stadtratsfraktionen zu führen, als „fragwürdig“ bezeichnet und sprach von „internen Gesprächen in Lobbymanier“.

Jörg Schmidt vom Heidecker Unternehmen wollte Dinars Einlassungen nicht kommentieren, nahm aber Stellung zu dem Projekt. „Wir befinden uns in konstruktiven Verhandlungen mit der Stadt und Herrn Kießling und können uns das sehr gut vorstellen.“ In Weißenburg sei in den vergangenen Jahren in der Altstadt so viel Positives passiert, dass es hervorragende Rahmenbedingungen für alle gebe. „Es ist genug Platz für alle“, glaubt Jörg Schmidt.

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