Erwin Koch geht in den Ruhestand

17.2.2017, 12:00 Uhr
Erwin Koch geht in den Ruhestand

© Robert Maurer

Dass er derart in den Mittelpunkt gerückt werde, war Erwin Koch ein wenig unangenehm – gefreut hat er sich dennoch sehr, bekannte er in seinem Schlusswort. „Ich war immer lieber ein Teil der Herde“, bekannte der scheidende Schulleiter, schob aber hinterher: „Wenn auch der mit dem dicksten Kopf.“ Den konnte man übrigens auf der Bühne gleich in vielfacher Form bewundern. Denn die Kinder hatten eine Andy-Warhol-Porträt-Collage ihres Schulleiters in den verschiedensten Farbkombinationen erstellt.

Es war in vielen Reden ein wenig Melancholie zu spüren, da Koch allseits sehr geschätzt wird. „Du bist ein großartiger Lehrer und ein großartiger und umsichtiger Direktor“, sagte beispielsweise Konrektor Jens Nienaber, der auch durch das Programm führte. Auch die Vertreter des Elternbeirats sprachen von einer „gedrückten Stimmung“, die vorherrsche, weil der Schulleiter heute seinen Schreibtisch räumen wird.

Am schönsten packten es die Schüler der 3b in ein Gedicht: „Lieber Herr Koch, das ist nicht vermessen, wir werden die Zeit mit dir nie vergessen!“ Ein größeres Kompliment hätten sie dem Pädagogen wohl nicht machen können. Denn der scheidende Schulleiter sei stets ein Lehrer gewesen, der „nicht nur Wissen, sondern vor allem Bildung“ vermittelt hat, wie es Nienaber anmerkte.

Es sei Koch wichtig gewesen, die Schüler von allen Seiten zu erleben. Deshalb sei er so gerne alljährlich ins Schullandheim gefahren, weil dort die Zeit dafür war, auch jene Talente zu erfahren, die im Unterricht eher un­tergehen. Nienaber: „Herz und Cha­rakter zu bilden, ist so viel wichtiger als eine Stunde Mathe.“ Viele Schüler hätten ihm das gedankt, indem sie Jahre später als Erwachsene ihrer Schule wieder einen Besuch abgestattet und berichtet haben, was aus ihnen geworden ist.

Drei Jahrzehnte in Solnhofen

Seinen Dienst in Solnhofen hat Er­win Koch vor fast 30 Jahren angetreten, nachdem er nach Pollenfeld umgezogen war. Zuvor war er am Hahnenkamm als Lehrer eingesetzt. Ins­gesamt hat er vier Jahrzehnte Schulentwicklung mitgemacht und sich in dieser Zeit immer für seine Schüler, aber auch für die Lehrer eingesetzt, bekannte Fritz Felleiter, der den künftigen Ruheständler auch schon seit vielen Jahren kennt und schätzt.

Einen weiten Blick zurück gewährte die Klasse 1b, die alte Bilder (beginnend mit Kochs eigener Schulzeit bis hin zu seiner Arbeit als Lehrer) und eine Tanzshow miteinander kombinierte. Die Einführung von Sommerfest und Weihnachtsfeier habe Erwin Koch noch als normaler Lehrer an der Solnhofener Grundschule in die Wege geleitet, erinnerte Nienaber. Und er sei sich in all den Jahren nie für eine Arbeit, die damit in Verbindung stand, zu schade gewesen. Schließlich sei es ihm sehr wichtig gewesen, dass jeder Schüler zumindest einmal im Leben auf der Bühne stehen durfte.

Als Schulleiter sei der Zusammenschluss der beiden Schulverbände Solnhofen und Pappenheim eine besondere Herausforderung gewesen. Die Schule in Bieswang schloss und die Busfahrten wurden mehr.

Gleichzeitig galt es, die Eltern zu beruhigen, zwei Kollegien zusammenzuführen, mit zwei Sachaufwandsträgern zu verhandeln und den Kontakt zu fünf Kindergärten zu halten. „Respekt, Er­win“, sagte Nienaber. „Meine Hochachtung.“

Koch habe die Schule „hervorragend aufgestellt“, urteilte auch Solnhofens Bürgermeister Manfred Schneider, der ebenso für seinen Pappenheimer Amtskollegen Uwe Sinn sprach. Schneider lobte die stets
„angenehme und fruchtbare Zusammenarbeit“. Und als Zeichen seines Respekts begleitete Schneider die Kinder beim Abschlusslied „The Lion sleeps tonight“ auf der Gitarre.

Personalratsvorsitzender Markus Scharrer verdeutlichte in seinem Grußwort, dass der Schulbetrieb in den vergangenen Jahren immer schwieriger geworden sei. Erwin Koch habe sich stets beharrlich für die Interessen seiner Schule und seiner Schüler eingesetzt und sich selbst dabei zurückgenommen, sagte Scharrer. Pappenheims Dekan Wolfgang Popp ging auf Parallelen von Pfarrern und Lehrern bzw. Schulleitern ein.

Langweilig wird Erwin Koch sicher auch im Ruhestand nicht. Er hat eine ganze Reihe an Hobbys. Fotografieren, Kochen und sein Aquarium sind nur ein paar seiner Lieblingsfreizeitbeschäftigungen. Wie es an der Schule weitergehen wird, ist offen. Erst mal läuft die übliche Vakanz. Immerhin gibt es eine junge Lehrerin der mobilen Reserve, die die Unterrichtsstunden abdecken wird, kündigte Schulrat Fritz Felleiter an.

Bei den Geschenken hatten sich alle Grußwortredner viel Gedanken gemacht. Das Buch mit „111 Orten im Fränkischen Seenland, die man ge­sehen haben muss“ (schließlich wohnt Koch in Oberbayern) war ebenso da­bei wie eine Lithografie mit dem Titel „Der Bücherwurm“, weil Koch gerne liest, oder auch ein Wochenendtrip für den Neu-Ruheständler und seine Frau Bernadette, der bei der Verabschiedung mehrfach gedankt wurde. Sie war ebenso unter den Gästen wie Kochs Mutter, bei der sich der Schulleiter in seinem Schlusswort ganz besonders bedankte. „Dazu habe ich auch allen Grund. Ich war ja nicht schon immer über 60.“

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