Fairer Handel seit 30 Jahren in Weißenburg

23.10.2018, 06:06 Uhr
Fairer Handel seit 30 Jahren in Weißenburg

© Rainer Heubeck

Es begann bescheiden. An den Weißenburger Marktsonntagen verkauften die Mitglieder des „Christlichen Vereines junger Menschen“ (CVJM) fair gehandelte Waren aus der „Dritten Welt“. Zudem war ab und an im Eingangsbereich des CVJM-Heimes ein Stand aufgebaut, an dem Kaffee, Kakao, Tee oder Zucker sowie diverses Kunsthandwerk gekauft werden konnten. Das Jugendzentrum und der keimende Weltladen aber „passten nicht wirklich zusammen“, so Ute Mößner heute. Denn die Jugendlichen hatten völlig andere Nutzungen der Räume im Blick.

Nach einem Gespräch mit dem damaligen Dekan Hans Issler wurde rasch eine Lösung gefunden. Zwischen Pfarrerwohnung und Dekanat waren Räume frei, der Weltladen zog im Oktober 1988 mit seinen Produkten dort ein. „Die Ware war ja da. Dort konnten wir auch die Öffnungszeiten erweitern“. Und auch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer waren rasch gefunden – neben „Gründerin“ Ute Mößner stehen noch zwei Unterstützer seit 28 Jahren regelmäßig an der La-dentheke oder räumen Ware in die Regale. Die Trägerschaft für den Welt-laden übernahm die evangelische Gemeinde St. Andreas – und hat sie noch heute inne.

Schon nach wenigen Jahren stellte sich das Weltladen-Team breiter auf: Seit 1995 wird der Weltladen ökumenisch geführt. „Die ökumenische Bewegung wurde damals immer stärker und man hat sich gefragt, wo die Ökumene realisiert werden könnte. Da war der Weltladen natürlich perfekt“, blickt Ute Mößner zurück. Sechs Jahre später kam dann der nächste große Schritt: Der Weltladen, dessen Räume mittlerweile übervoll waren mit Lebensmitteln und Kunsthandwerk aus fairem Handel fand ein neues Domizil: Das Anwesen am Martin-Luther-Platz 4 wurde von der Familie Aßmann angeboten. Rasch war man sich einig, die Konditionen passten und so konnte ein neuer Hafen angelaufen werden. 2012 wurde saniert, umgebaut und erweitert – nicht zuletzt war das durch die Unterstützung der Besitzerfamilie möglich. Ute Mößner: „Für uns alle war das eine Win-Win-Situation.“

Immer mehr Produzenten

Nur ein wenig Neues konnte im größeren Laden ins Sortiment genommen werden, denn die vorhandenen Produkte füllten die Regale locker aus.  Zeitweise gab es sogar Brot mit fair gehandelten Zutaten, das in Pleinfeld gebacken wurde – bis die Bäckerei vor Jahren für immer schloss. Derartiges passiert immer wieder, doch generell ist das Angebot an fair gehandelten Produkten deutlich breiter geworden. „International gibt es immer mehr kleine Produzenten und Händler“, weiß Ute Mößner nicht zuletzt aus den Katalogen der wichtigsten Weltladen-Lieferanten „gepa“, „dwp“ oder  „El Puente“.

Großen Wert legt das Weltladen-Team in dem aktuell 35 Personen mitarbeiten, darauf, dass nicht Almosen bezahlt oder aus Mitleid gehandelt wird. „Wir wollen faire Preise für hochwertige Produkte durchsetzen. Gute Ware kostet einfach Geld“, ist Ute Mößner überzeugt. Der Kreis der Stammkunden wächst, mittlerweile können auch geringe Rücklagen für Investitionen im Laden gebildet werden. „Nach Abzug der Unkosten geht der Erlös aber nach wie vor an die Projekte“, betont Ute Mößner.

Unterstützt werden neben Pater Alfredo Hillers Arbeit in Brasilien (Grundschule in Maraja, Gesundheitszentrum Sao Daniel und Schulspeisung in Menor) die Organisation „Vida Liberada“ in Peru (kümmert sich um misshandelte und mißbrauchte Kinder und Frauen), „Salve Floresta“ in Brasilien (Ausbildung und Berufsbildung im Regenwald) und „Vamos in El Salvador (Gesundheitsvorsorge im Armenviertel Soyapango/San Salvador).

Auf der anderen Seite können sich Bauern und Produzenten in den Entwicklungsländern durch die fairen Preise den Schulbesuch ihrer Kinder leisten oder auf nachhaltigen Anbau umstellen. „Damit sie sich eine menschenwürdige Entwicklung leisten können“, beschreibt Ute Mößner das große Ziel.

Der Weltladen „Nueva Esperanza“ in Weißenburg befindet sich direkt neben der Stadtkirche St. Andreas und hat Montag, Mittwoch und Donnerstag von 9.30 bis 12.30 Uhr und von 15 bis 18 Uhr geöffnet. Am Dienstag und Freitag ist durchgehend von 9.30 bis 18 Uhr offen, samstags von 9.30 bis 12.30 Uhr.

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