„Fairkehr“ macht Vorschläge für Ruhe in der Innenstadt

20.1.2019, 13:01 Uhr
„Fairkehr“ macht Vorschläge für Ruhe in der Innenstadt

© Robert Renner

Gegründet wurde die BI im September vergangenen Jahres. Die Initiative ging von Bürgern aus der südöstlichen Altstadt aus. Nach Angaben der BI-Sprecher beteiligen sich an den Treffen der Arbeitsgruppe mittlerweile bis zu 18 Bewohner aus allen Teilen der Innenstadt und auch Geschäftsleute. „Wir haben ein Netzwerk über die gesamte Altstadt geknüpft“, schilderte Christiane Strub aus dem BI-Sprecherkreis. Der gesamten BI wurde das achtseitige Papier gestern Abend vorgestellt. Vorab gab es ein Pressegespräch.

Adolf Kohler, einem der Sprecher, war es besonders wichtig klarzustellen, dass die BI „nicht polemisch arbeitet, sondern sachlich und kons-truktiv“. Er spielte damit auf Äußerungen von Oberbürgermeister Jürgen Schröppel beim Neujahrsempfang an.

Eigennutz dürfe nicht „notdürftig mit Allgemeininteresse bemäntelt und negative Stimmung gemacht“ werden. „So erlebe ich das von einzelnen Personen beim Thema Verkehr“, hatte das Stadtoberhaupt gesagt, ohne die BI zu nennen. Es sei „völlig legitim“, wenn Bürger Belastungen beklagten oder auch eine Überprüfung des Verkehrskonzeptes verlangten, äußerte Schröppel damals Verständnis, fügte aber an: „Die üble, billige Polemik aber, mit der einige vor allem in den sozialen Netzwerken unterwegs sind, vergiftet das Diskussionsklima. Manch einer zieht da seine Ego-Show ab.“ Wie Einzelne agierten, wisse er nicht, die BI aber arbeite seriös und fair, unterstrich Kohler.

Die Bürgerinitiative will ihren Sprechern zufolge vor allem Denkanstöße für die Verkehrsdiskussion liefern, die für die Altstadt geführt werden müsse, weil es immer mehr Klagen über zu hohe Fahrzeug- und damit Lärm- und Schadstoffbelastungen in allen Quartieren gebe. Geschirr klirre in den Schränken, wenn Autos vorbeiführen, und er als Schichtarbeiter finde oftmals keine Ruhe, mitunter auch in den Nachtstunden nicht, berichtete Dietmar Oschewski, ein weiterer BI-Sprecher. 

Auf bis zu 2000 Fahrzeug pro Tage summiere sich die Belastung im Bereich vor dem Bräustüberl „Zur Kanne“, wo Bach-, Juden- und Untere Stadtmühlgasse zusammentreffen, merkte Kohler an, der in diesem Bereich ein Haus besitzt. Selbst langsam fahrende Fahrzeug hinterließen eine langanhaltende Geräuschkulisse, weil sich der Schall in den engen Altstadtgassen fange. Daher müsse der Transitverkehr durch die Altstadt verringert werden.

Die BI schlägt dazu verschiedene Maßnahmen vor. Für Bach- und Judengasse sowie die Schranne soll die Einbahnrichtung gedreht werden. Der Verkehr soll also künftig von der Judengasse über die Bachgasse in die Obertorstraße fließen. Der Platz vor dem Bräustüberl „Zur Kanne“ könnte zudem „als Ruhezone neu gestaltet werden, zum Beispiel mit dem Anpflanzen von Bäumen und Sträuchern“, heißt es im Konzept. Erreichbar sein soll die Judengasse im Westen über den Rosenbühl.

In der Luitpoldstraße soll ein verkehrsberuhigter Bereich eingerichtet werden, schlägt Fairkehr vor. Die Geschwindigkeit sei dafür gesetzlich nicht festgelegt. „Grundsätzlich wird jedoch davon ausgegangen, dass sich die Geschwindigkeit an dem Tempo eines schreitenden Fußgängers orientieren muss“, heißt es im BI-Papier mit dem Titel „Für eine lebens- und liebenswerte Stadt – Verkehrspolitische Überlegungen und Vorschläge“: Auch die Obertorstraße soll nach den Vorstellungen der Bürgerinitiative zu einem verkehrsberuhigten Bereich werden, aber mit einer Tempo-20-Zone und einem Fußgängerüberweg auf Höhe von „Klamotte & more“. 

Für den Saumarkt und den südlichen Teil Auf der Wied sieht die BI beidseitigen Fahrverkehr vor. Durch den gegenläufigen Verkehr werde das Tempo gedrosselt, allerdings fielen Parkplätze am Saumarkt und Auf der Wied weg. Für die Wildbadstraße schlägt „Fairkehr“ einen sogenannten Starenkasten, sprich eine automatische Geschwindigkeitsmessanlage vor. Die BI ist überzeugt: In der Wildbadstraße müsste eindeutig eine bessere Verkehrsüberwachung stattfinden.“  Außerdem sprächen verschiedene Gründe, beispielsweise die Berufliche Oberschule, für eine Tempo-20-Zone. 

Eine solche kann sich die Bürger­initiative auch für den Bereich Am Hof vorstellen. Außerdem gebe es dort „sehr viele Dauerparker“, was „die Fluktuation, die die Geschäfte dringend benötigen“, behindere. Hier sollte auch das Anwohnerparken überdacht werden.

Eine sehr „lästige Lärmquelle“ hat die BI an der Schanzmauer ausgemacht, den wechselweise aus Pflaster und Asphalt bestehenden Straßenbelag. Hier schlägt Fairkehr eine Vereinheitlichung und ebenfalls einen „Starenkasten“ vor. Kohler: „Generell gilt: Wenn nicht überwacht und geahndet wird, nützt es gar nichts.“

Mehr Parkplätze nötig

Ferner hält die BI mehr Parkraum für nötig, weshalb eine Aufstockung  des Parkhauses – so dies statisch möglich ist, ein zusätzliches Parkdeck im Wallgraben oder ein unterirdisches Parkhaus am Plerrer ins Spiel bringt. Die bestehenden Parkplätze außerhalb der Stadtmauer müssten besser beworben werden, befindet Fairkehr.

Der Verkehr soll künftig über die Ringstraßen fließen. Um den Verkehr dort flüssiger zu gestalten, schlägt die BI vor, die Ampelschaltung an der Hörnleinkreuzung zu optimieren und dort Grünphasen ausschließlich für Linksabbieger einzurichten sowie Kreisverkehre zu schaffen.

ingezeichnet hat die BI in ihrem Konzept solche für die Kreuzungen am Gasthaus „Zum Schiff“, am Ellinger Tor und am Grünen Kranz sowie an der Anselmkreuzung. Außerdem sollen der ruhende Verkehr – auch in den Abendstunden – intensiver überwacht und generell die Verkehrsüberwachung gestärkt werden. 

„Wir erwarten jetzt nicht, dass alle unsere Vorschläge umgesetzt“ werden, sagte Hermann Drummer, ein weiterer Sprecher der BI, vielmehr soll ein Dis-kussionsprozess in Gang kommen. „Das vorliegende Ergebnis sollte nun von den politischen Parteien und den Stadträten aufgegriffen werden um zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern eine verbesserte Situation in der Innenstadt zu ermöglichen“, heißt es im Konzept.

Die BI will aktiv auf die Parteien und deren Kandidaten für die Kommunalwahl im nächsten Jahr zugehen, um sie von ihren „Vorstellungen von einer noch lebens- und liebenswerteren Stadt zu überzeugen, die letztlich auch den Einzelhandel und die Altstadt unterstützen sollen“. Wichtig ist der Initiative auch: „Wir wollen nicht das Auto aus der Stadt raus haben, sondern nur den Verkehr reduzieren.“ Dies machte Christiane Strub deutlich, die in der Judengasse ihr Geschäft Panaché betreibt.

 

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