„Flowers“ locken nach Ellingen

30.4.2016, 06:17 Uhr
„Flowers“ locken nach Ellingen

© Leykamm

Hatte das Haus Fürst von Wrede vom Karlshof aus im 19. Jahrhundert noch vorwiegend die bayerische Kavallerie mit Halbblütern beliefert, wurde es 1869 von der Familie Rhodius in ein landwirtschaftliches Mus­tergut verwandelt. 1996 erwarb die Stadt Ellingen den Karlshof.

Vier Jahre lang sanierten dann Gunar Gronauer und Sandra Weckmar das ehemalige Gutsherrenhaus. Den Abschluss der Maßnahmen im Jahr 2011 feierte die Fotografin mit der Ausstellung „Zum Spatenstich“ und rief damit zugleich das „Kunstprojekt Karlshof“ ins Leben. Seit 2012 unterstützt die Kunsthis­torikerin Christiane Lischka-Seitz (ehemalige Gründungsleiterin des Joschka-Fischer-Museums) das Projekt als Kuratorin. Feste wie das jetzige kleine Jubiläum seien ja meist mit Blumen verbunden, betonte sie gestern bei einer Pressekonferenz zur Ausstellung. So entschloss man sich, sie demgemäß mit „Flowers“ zu überschreiben.

Dabei wird das Motto von verschiedenen Positionen (je zwei fotografische, malerische, bildhauerische und installatorische) aus aufgegriffen, dies auch im Spannungsfeld zwischen künstlerischem Schaffen und organischem Wachstum. Die Grenzen sind dabei fließend, wie sie dies auch zwischen den Lebensformen sein können. Dass der Titel auf englisch gewählt ist, hat damit indirekt zu tun. Zum Einen hört man es bei „Flowers“ lautmalerisch richtig aufblühen, zum Anderen steckt hier der „Flow“ drin – alles ist im Fluss – und eine Frage der Perspektive.

So lässt beispielsweise Werner Knaupp (Ernhofen) durch Nahaufnahmen Tulpen und Stiefmütterchen in monumentaler Form erscheinen. Thomas May (Nürnberg) setzt die Natur ganz gewitzt in Szene. Etwa in Form von Leuchtkästen oder eines riesigen „Hugging Ball“ aus Gras, der zum Umarmen der Mutter Erde einlädt. Im Außenbereich ist ein interessanter Feldversuch von ihm zu sehen: Eine Art Hochbeet aus Weidelgras, das in einer Gitterbox eingezwängt ist und von innen mit Richard Wagners „Meis­tersinger“ beschallt wird. Man darf gespannt sein, wie die Pflanzen darauf reagieren.

„Flowers“ locken nach Ellingen

© Leykamm

Für absolute Lebensbejahung stehen die Holzskulpturen von Clemens Heinl (Schwabach). Mit der Kettensäge lässt er wilde florale Schönheiten entstehen. Und auch einen Rosenkavalier stellt er aus. Kenner sind sich zwar einig, dass es sich dabei um einen Musiker handelt – nur nicht, ob es Lou Reed oder vielleicht doch Leonhard Cohen ist. In der Scheune ist Alexandra Hiltl (Neumarkt) auf der Suche nach dem „Moment der maximalen Schönheit“, dem Augenblick des Aufblühens. Die Wandelbarkeit der Blumen spiegelt sich dabei in der unbestimmten Art zu malen wider, ebenso in verschiedenen Techniken. Viele zarte Schichten liegen hier übereinander.

Ein Kraftfeld

Buchstäblich in „Octopussys Garden“ entführt die Videoinstallation von Pirko Julia Schröder (Nürnberg). Sie hat zahlreiche Aquarien im Bundesgebiet bereist und daraus diverse DVDs zusammengestellt. Zu sehen sind in Ellingen vor allem Quallen, deren Rückenzeichnung stark an Blumen erinnert. Für Pflanzenliebhaber hat sie auch Exponate dabei, die garantiert nicht gegossen werden müssen.

Auf die Kraft der Blüten setzt Fotograf Achim Weinberg (Nürnberg), der sie auch von vielen Sonnen bescheinen lässt. Vor einer von ihnen zieht ein Vogel seine Bahn – eine zufällig entstandene Momentaufnahme. Runde Wirtshaustische hat Christine Nikol (Nürnberg) benutzt, um eine hypnotische Fülle an Farben und Formen da­rauf entstehen zu lassen. Ein ganzes Kraftfeld hingegen ist schon vor dem Karlshof zu betrachten. Die hölzernen Stelen von Samo Skoberne (Grafschaft bei Bonn) wirken ein wenig wie eine pflanzliche Antwort auf Stonehenge.

Die Schirmherrschaft der Ausstellung hat Bürgermeister Walter Hasl übernommen. Begleitend wird an einigen Samstagen übrigens auch der   Dokumentationsfilm „More than Honey“ von Markus Imhoof gezeigt (am 7. und 21. Mai sowie am 4. Juni, jeweils um 15.00 Uhr).

Die Ausstellung im Karlshof ist an den Wochenenden jeweils von 14.00 bis 18.00 Uhr geöffnet. Am Donnerstag, 12. Mai, stehen die Exponate von 16.00 bis 20.00 Uhr zur Besichtigung. Jeden Sonntag finden um 14.15 Uhr Führungen statt. Die Vernissage findet am morgigen Sonntag, 1. Mai, um 11.00 Uhr statt. Geöffnet ist dann bis 17.00 Uhr. Ihr Ende findet die Ausstellung am Sonntag, 5. Juni.

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