Fusion der Volkshochschulen in Weißenburg und Gunzenhausen geplatzt

9.1.2019, 06:00 Uhr
Fusion der Volkshochschulen in Weißenburg und Gunzenhausen geplatzt

© Robert Renner

Die Volkshochschule Gunzenhausen hat nach eigenem Bekunden derzeit kein Interesse an einer Fusion mit der Volkshochschule Weißenburg. Diese klare Aussage kommt vom Vereinsvorsitzenden Gerhard Postler und seiner Stellvertreterin Renate Schneider. In mehreren Gesprächen mit Weißenburg konnte ihnen zufolge keine Lösung ins Auge gefasst werden, die für Gunzenhausen zufriedenstellend gewesen sei. Postler und Schneider haben die Mitglieder ihres Vereins hinter sich, versicherten sie gestern beim Pressegespräch.

Stetiger Aufschwung

In der Altmühlstadt habe die vhs einen stetigen Aufschwung hingelegt, das Bildungsangebot sei breit, weithin  bekannt und anerkannt und gut frequentiert. So hat sich die vhs Gunzenhausen in den vergangenen Jahren vorbildlich bei der Sprachintegration profiliert. Auch die Bildungsreisen sind neben den klassischen Angeboten sehr beliebt und ein Aushängeschild, nicht zu vergessen die Kurse im sportlichen Bereich. Zudem ist man in Gunzenhausen auch räumlich gut aufgestellt: Seit 2018 residiert die vhs in der Nürnberger Straße 32, inklusive moderner EDV-Technik, die allen Ansprüchen genügt.

Eine Kooperation mit Weißenburg ist aus Gunzenhausener Sicht nicht wirklich nötig. „Ich gehe inzwischen davon aus, dass wir alleine wachsen müssen“, glaubt auch Dr. Andreas Palme. Der Weißenburger vhs-Vorsitzende hätte eine landkreisweite Lösung begrüßt, die seiner Ansicht nach viele Vorteile hätte.

Dass die Fusion jetzt doch nichts wird, findet er aus mehreren Gründen bedauerlich. So hätte er sich unter anderem mehrere Synergieeffekte erhofft. In der heutigen Zeit sei vor allem die zunehmend zeitintensivere Verwaltungsarbeit nicht mehr ehrenamtlich zu leisten, sagt Palme. Der Bayerische Volkshochschulverband knüpfe die Förderung an bestimmte Vorgaben, wie zum Beispiel an die sogenannten Teilnehmer-Doppelstunden, die in Weißenburg momentan bei rund 20000 pro Jahr liegen, nach Ansicht des Landesverbandes aber bei mindestens rund 30000 liegen sollten. Gunzenhausen kann die geforderten Teilnehmer-Doppelstunden dagegen leicht erfüllen.­

Was der Weißenburger vhs ebenfalls das Leben schwermacht: Bis 2020 muss die Volkshochschule ein Qualitätsmanagement (QM) etablieren, um weiterhin staatliche Förderung zu erhalten und Mitglied im Bayerischen Volkshochschulverband zu bleiben. Nur über den sei die Versicherung der Kursteilnehmer und Dozenten und die Fortbildung auch in Zukunft möglich. Ein Austritt aus dem Verband führe laut Palme dagegen „aufs Abstellgleis“. Weil die Weißenburger vhs nicht QM-zertifiziert ist, dürfe sie beispielsweise keine Integrationskurse für Migranten anbieten.

Der Anspruch der Weißenburger vhs sei es aber auch weiterhin, im Verband und damit „im Rennen und konkurrenzfähig zu bleiben“, sagt Palme, der sich langfristig ähnliche Strukturen wie in der Nachbarstadt wünschen würde. In der gibt es bereits seit rund zehn Jahren hauptberufliche Mitarbeiter. Die dortige Geschäftsführerin wird von der Stadt Gunzenhausen bezahlt, die beiden anderen Hauptamt-
lichen bezahlt der Verein aus seinen eigenen Einkünften.

In Gunzenhausen wurde ein Qualitätsmanagement bereits erfolgreich eingeführt und belegt den hohen Leis­tungsstand der vhs, die mit der Treuchtlinger Volkshochschule kooperiert. Postler zufolge sei es ein langer, Weg gewesen, bis die ehrenamtlich geführte vhs die professionellen Strukturen erhielt. Die seien auch bei der Einweihung des neuen Bildungszentrums von Barbara Stamm, der Prä­sidentin des Bayerischen Volkshochschulverbands (bvv), ausdrücklich gewürdigt worden, so Postler.

Solche professionellen Strukturen wären auch aus Sicht des Weißenburger vhs-Vorsitzenden nötig, damit die Volkshochschule der Römerstadt ebenfalls wachsen kann. Denn zurzeit arbeiteten alle ehrenamtlichen Kräfte „am Anschlag“. In ganz Mittelfranken gibt es Palme zufolge nur noch fünf ehrenamtlich geführte Volkshochschulen – eine davon die in Weißenburg. Für die Kreisstadt wäre die Fusion mit Gunzenhausen deshalb eine echte Chance gewesen, findet Palme.

Kein Interesse an Landkreis-Lösung

In der Altmühlstadt glaubt man wiederum, dass die günstige Entwick­lung der Volkshochschule vor allem auch der Stadt Gunzenhausen zu verdanken ist. Der politische Wille, die Bildungsarbeit für die Allgemeinheit voranzutreiben, sei seit vielen Jahren im Rathaus vorhanden, was sich auch in der finanziellen Unterstützung niederschlage, schildert Postler: „Dass der Weißenburger Verein im Moment enttäuscht ist, kann ich verstehen. Er muss jetzt halt eine Lösung für sich finden.“ Er verschweigt aber auch nicht, dass es seiner Meinung nach vor allem von Oberbürgermeister Jürgen Schröppel abhängt, ob die Weißenburger vhs die Schwierigkeiten meistern kann.

Eine Landkreis-Volkshochschule ist Postler zufolge dagegen nicht sinnvoll, da für die Erwachsenenbildung die Städte und Gemeinden zuständig seien. Auch Landrat Wägemann sei von dieser Idee nicht angetan.

In Weißenburg hofft sein Kollege Andreas Palme, dass der Beschluss des städtischen Kulturausschusses vom vergangenen September auch in die Tat umgesetzt wird. Damals hatte das Gremium sich klar zur Professionalisierung der Erwachsenenbildung in Weißenburg bekannt. „Jetzt wird es darauf ankommen, dass die Stadt den Worten auch Taten folgen lässt und rechtzeitig Mittel zur Ver­fügung stellt, damit sowohl dieser Schritt als auch die ebenfalls dringend notwendige Verbesserung unserer räumlichen Situation zeitnah in Angriff genommen werden kann.“

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