"Ich liebe Boxen, Bayern und Bier"

22.8.2016, 09:00 Uhr

© Uwe Mühling

Am relativ knappen Gesamtergebnis sowie an den einzelnen, oft recht engen Urteilen nach elf überwiegend hochklassigen Fights  lässt sich schon ablesen, dass es ein Kirchweih-Kampf auf Augenhöhe war. Zwei Duelle endeten unentschieden, drei Mal gab es einen vorzeitigen Technischen K.o. (immer zugunsten des BCW) und der Rest waren Punktsiege nach Kämpfen über die volle Distanz.

„Sehr zufrieden“ zeigte sich Boxclub-Vorsitzender Heiner Pauckner nicht nur mit der sportlichen Qualität, sondern vor allem auch mit dem Zuschauer-Interesse: Gut 800 Besucher wollten sich die rund dreistündige Box-Matinee im Widmann-Festzelt nicht entgehen lassen. „Tendenz steigend“ hat sein Stellvertreter Walter Novotny mit Blick auf die Zuschauerzahlen festgestellt und sieht dadurch auch die Arbeit des BCW bestätigt: „Die Leute wissen, dass sie bei uns konstant ein hohes Niveau zu sehen bekommen.“

Nach der Begrüßung (unter anderem waren OB Jürgen Schröppel und Bundestagsabgeordneter Artur Auernhammer live dabei) und einigen Ehrungen (Bericht folgt), kam Gäste-Trainer Tomic Milenko zu Wort und verschaffte sich und seiner Truppe gleich Sympathien: „Ich liebe Boxen, ich liebe Deutschland, ich liebe Bayern und ich liebe das bayerische Bier“, sagte er unter dem Beifall des Publikums. Milenko führte die Staffel an, die 1200 Kilometer zurückgelegt hatte – noch nie in den vergangenen Jahrzehnten hatte der Box-Club solch weitgereiste Gäste.

Den Kontakt hatte übrigens Niko Nikic geknüpft, dessen beiden Söhne Nemanja und Miroslav jeweils ersten Teil durch Technische-K.o.-Siege für Weißenburg punkteten (gegen Andre Djalmic im Jugend-Mittelgewicht beziehungsweise gegen Milos Stevic im Jugend-Superschwergewicht). Siege wurde nach internationalen Statuten mit 2:1 gewertet.

Ebenfalls einen Technischen K.o. gab es für den BCW durch Rakhim Shidaev (Jugend Mittel gegen Cestic Bojan). Des Weiteren kamen in der ersten Hälfte noch die Punktniederlage von Weißenburgs Morrison Owusu gegen Stefan Colovic (Mittelgewicht) und zwei Unentschieden in die Wertung – zum einen für Johannes Dumler (Halbschwer gegen Radnik-Athlet Radenko Tomic) sowie im ersten Frauen-Duell für Andrea Zimmer gegen Sabrina Stotz (Welter).

© Uwe Mühling

Die kleine Lily und der große Peter

Während in der Pause (Zwischenstand: 9:7 für Weißenburg) die neunjährige Lily Grabert im Sparring mit dem früheren Deutschen Meister (und jetzigen BCW-Trainer) Peter Stettinger ihr Können zeigte und weit mehr als ein Pausenfüller war, ging es danach gleich mit dem nächsten weiblichen Fight weiter: Annemarie Retzer feierte dabei im Leichtgewicht einen Punktsieg über Jaqueline Hatcher.

Danach wurde es hitzig, emotional und teils auch unsauber zwischen Sebastijan Saciri (Radnik) und Jamiro Klasing (BCW), wobei die Zuschauer vor allem dem Gäste-Athleten sein provozierendes Verhalten übel nahmen. Der Ringrichter hatte hier kein leichtes Amt und die Punktrichter sahen am Ende der drei Mal drei Minuten Kampfzeit Klasing vorne (Jugend Leicht).

Dann stand im Endspurt der Veranstaltung wieder jener Boxsport im Mittelpunkt, den die Zuschauer sehen wollen: temporeich, technisch hochkarätig und obendrein noch richtig spannend: Michael Eifert (Halbschwer) erhöhte durch seinen Punktsieg gegen Sasa Milovac auf 15:10 und Christian Dezel baute diese Führung im wohl besten Kampf des Tages gegen Sloboda Mitrovic auf 17:11 aus. Beide Weltergewichts-Boxer wurden zurecht gefeiert.

Die Entscheidung zugunsten der Weißenburger Staffel war damit gefallen und es ging in den letzten Fight: im Superschwergewicht standen sich der Landshuter Granit Shala und Bosnier Dasa Simeunovic gegenüber. Wer bei den etwas kräftigeren Herren einen schwerfälligen Fight erwartet hatte, sah sich getäuscht. Beide bearbeiteten sich mit blitzschnellen Aktionen und fast ohne Verschnaufpausen. Dass nach dem Schlussgong das Punkte-Urteil zugunsten von Gäste-Boxer Simeunic ausfiel, war für die meisten Beobachter nicht nachvollziehbar, es war allerdings auch die einzige Entscheidung, die man in die Kategorie „Fehlurteil“ stecken konnte.

Am Weißenburger Sieg sollte sich nichts mehr ändern: 18:13 lautete der Endstand. Der BCW dankte nicht nur allen Athleten/innen, die vielfach ihre nationale und internationale Klasse unter Beweis stellten, sondern auch den vielen Helferinnen und Helfern des Vereins für die reibungslose Durchführung, der Stadt Weißenburg, dem Festwirt sowie vielen Spenden und Sponsoren für die Unterstützung. „Es ist schwierig immer noch einen draufzusetzen. Aber ich glaube, das haben wir heuer geschafft“, hatte Heiner Pauckner eingangs schon versprochen gehabt – und am Ende Recht behalten.

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