Immer mehr Frauen im Rettungsdienst

7.7.2016, 08:27 Uhr
Immer mehr Frauen im Rettungsdienst

© Hanna Schmidt

Die junge Frau arbeitet als Rettungsassistentin auf der Rettungs­wache Treuchtlingen. Im vergangenen Jahr schloss sie ihre zweijährige Ausbildung ab. Zu ihrem Job kam Schmidt durch Zufall. Seit ihrem Abi­tur 2012 wartet sie immer noch auf einen Medizinstudienplatz und wollte die Wartezeit mit etwas „Sinnvollem“ überbrücken. „Der Rettungsdienst ist von der Qualität her dem Arztberuf am nächsten“, erzählt sie. Man arbeite selbstständig und könne eigene Entscheidungen darüber treffen, was für den Patienten gut ist. Schmidt ist als Frau im Rettungsdienst kein Einzelfall. Sie ist eine von 22 Frauen unter 108 Männern im BRK-Kreisverband Südfranken.

War es vor einigen Jahren noch eine Ausnahme, auf Frauen im Rettungsdienst zu treffen, so ist es heute zur Normalität geworden. Mit 16,9 Prozent Frauen im Rettungsdienst liegt der Kreisverband nur knapp 1,3 Prozent unter dem bayerischen Landesdurchschnitt. Im Jahr 2007 war die Quote bei nur neun Prozent. Die Daten gehen aus dem Jahresabschluss des Bayerischen Roten Kreuzes hervor. Im Jahr 2014 waren insgesamt 6158 Menschen hauptamtlich für das BRK tätig.

„Keine Unterschiede mehr“

Als Gründe für den wachsenden Frauenanteil im Rettungsdienst sieht Andreas Estermeier, Teamleiter der Abteilung Rettungsdienst in Bayern, zum einen den Generationenwechsel beim Führungspersonal. „Wir haben jetzt jüngere Führungskräfte, die kei­ne Vorurteile mehr haben, was zum Beispiel das Fahrverhalten und die körperliche Kraft der weiblichen Mitarbeiter betrifft. Es werden keine Unterschiede mehr gemacht.“ Zum anderen werde generell mehr Personal bei der Besetzung der Stellen benötigt. Zudem vermutet Estermeier, dass das neue Berufsbild „Notfallsanitäter“ viele Frauen stärker anspricht als der alte Beruf „Rettungsassistent“, der komplett abgeschafft werden wird. Die neue Ausbildung enthalte noch mehr medizinisches Hintergrundwissen, und man habe mehr Kompetenzen und Verantwortung am Patienten. „Wir sind der festen Überzeugung, dass das neue Berufsbild attraktiver ist. Wir haben tolle Bewerberquoten“, berichtet Estermeier stolz.

Eine dieser Bewerberinnen für die dreijährige Ausbildung war im vergangenen Jahr Laura Bronkorsky (20). Als zweiter Jahrgang der Notfallsanitäterausbildung geht die Pappenheimerin seit Herbst mit zwölf Frauen und 16 Männern zur Notfallsanitäterschule in Nürnberg. „Den Patienten helfen zu können, ist schön – ganz egal, ob jetzt der Arzt oder ich die Injektion gebe“, meint sie. Sie hätte sich auch schon für das alte Berufsbild entschieden. „Patienten sind oft skeptisch, wenn eine kleine Frau zum Helfen kommt“, sagt Bronkorsky und blickt auf ihre dünnen Arme. Um mit schweren Patienten umgehen zu können, hat sie sich mittlerweile jedoch gerüstet. Seit vergangenem Jahr besucht Bronkorsky ein Fitnessstudio. „Für die Ausdauer, weil Rucksack, Montur und die Geräte schon sehr schwer sind, und zum Arm- und Beintraining“, lächelt sie.

Fitness ist wichtig

In dem Knochenjob ist es wichtig, körperlich fit zu sein. Das gilt natürlich für beide Geschlechter. Männern werde oft mehr physische Kraft, Frauen werden hingegen mehr soziale Kompetenzen zugesprochen, weiß Estermeier. „Besonders in Einsätzen, in denen es um Patientenbetreuung geht“, sagt er, „können sich Frauen häufig besser auf die Menschen einlassen, beruhigend wirken und zuhören.“

Das Soziale ist aber nicht immer der Grund, dass sich Frauen für diesen Job entscheiden. Birgit Bühringer (47) hatte sich beworben, weil sie „blutende Hände zu verarzten cool“ fand. Die Gunzenhausenerin arbeitet seit 2007 als Rettungsassistentin und hat noch nie schlechte Erfahrungen im Job gemacht, „nur“ weil sie eine Frau ist. Mit ihrem Alter zählt Bühringer bei den Frauen im Einsatz schon zu den „alten Hasen“. Nach jahrelanger Erfahrung kann sie bestätigen, dass es „massiv“ mehr Frauen im Rettungsdienst gibt. Das mache es aber nicht immer leichter, häufig gebe es dadurch mehr „Gezicke“. „Es war angenehmer, als noch weniger Frauen im Einsatz waren“, sagt Bühringer lachend. Aber es gebe auch viele Kolleginnen, mit denen die Arbeit super klappe. Doch ganz egal, ob sie mit Kollegen oder Kolleginnen zusammenarbeitet, es macht ihr Spaß. „Es ist mein Traumberuf“, betont sie. Einen solchen Job könne man nur aus vollster Überzeugung machen. „Und ich liebe ihn wie am ersten Tag.“

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