Landrat Wägemann wird wohl durchmarschieren

16.2.2017, 16:18 Uhr
Landrat Wägemann wird wohl durchmarschieren

© Renner

Martin Schulz hat mit seiner Kandidatur einer vermeintlich faden Bun­destagswahl mit einem Schlag neue Spannung verpasst. Auf so einen Kandidaten wartet man auf Landkreisebene noch – und vermutlich wartet man auf ihn vergeblich. Ein Umfrage bei den im Kreistag vertretenen Parteien ergibt keine einzige konkrete Zusage, einen Kandidaten zu stellen. Stattdessen hört man eine Menge mehr oder weniger offene Absagen.

Dünne Personaldecken

Am wenigsten lässt sich die SPD in die Karten schauen. Man habe das noch nicht grundsätzlich geklärt, sagt Harald Dösel, der Kreisvorsitzende der Genossen, und lässt sich auch im weiteren Gespräch keine Tendenz entlocken. Spricht man mit führenden Sozialdemokraten in der Region, dann bekommt man allerdings zu hören, dass es an geeignetem Personal und am Willen fehlt. Eine Kandidatur ge­gen Amtsinhaber Wägemann gilt als weitgehend chancenlos. Zu fest sitzt der Politprofi Wägemann im Amt und zu ordentlich hat er sich in den nun fast sechs Jahren seiner Amtszeit präsentiert.

Eine klare Absage gibt es derweil von den Linken. Seine Partei werde keinen Kandidaten ins Rennen schi­cken, erklärte Kreissprecher Erkan Dinar auf Nachfrage. Zwar hatte man eine Person im Blick, die hatte aber offenbar nun abgesagt. Die Freien Wähler sind ebenfalls relativ deutlich in ihrer Aussage. Wir haben das schon ein paar Mal diskutiert, und zum jetzigen Zeitpunkt bietet sich kein Kandidat an“, lässt Josef Miehling, der Vorsitzende der Kreistagsfraktion der Freien Wähler, wissen. Gegen Wägemann zu kandidieren, sei auch eine Situation, „die nicht von großem Optimismus geprägt“ sei.

Die Grünen teilen in Person ihres Kreistagsfraktionsvorsitzenden Achim Schubarth mit, dass der Kreisverband erst im März über diese Personalie entscheiden werde. Seine persönliche Einschätzung ist allerdings, dass auch seine Partei keinen Kandidaten aufstellt. Die Personaldecke sei dünn, keine geeignete Persönlichkeit in Sicht, und die Amtsführung von Wägemann fordere aus seiner Sicht auch nicht zwingend einen Gegenkandidaten.

Etwas anders sieht man das bei der ÖDP, wo man sich einen Gegenkandidaten dringend wünschen würde. „Demokratie heißt immer Auswahl“, stellt Kreisvorsitzender Reinhard Ebert fest. Allerdings schaut es in seiner Partei auch eher düster aus mit einem Gegenkandidaten. „Die Tendenz geht eindeutig in die Richtung, dass wir keinen stellen. Es ist auch weit und breit keiner in Sicht, der bereit ist, da in die Bütt zu gehen“, so Ebert.

Bei der FDP verweist man auf die nächste Kreisversammlung, wo man diese Frage endgültig klären wolle, stellt der Kreisvorsitzende der FDP, Thomas Geilhardt, fest. Allerdings sei die Tendenz auch eher, keinen Kan­didaten zu stellen. Zumindest sei aktuell keiner in Sicht.

Eine kurze Periode?

Die Bereitschaft der Parteien, sich in den Landratswahlkampf zu stürzen, dürfte auch deswegen klein sein, weil es sich um eine ziemlich kurze Amtszeit handeln könnte. Seit dem Tod Franz Xaver Uhls im Jahr 2011 findet die Landratswahl nicht mehr parallel zur Kommunalwahl statt. Ein Umstand, der nicht nur zusätzliche Kosten verursacht, sondern auch dem Interesse an der Kreispolitik nicht guttut. Deswegen gilt eine Zusammenführung der Wahltermine als wünschenswert. Dazu müsste man eine Landratsperiode verkürzen, um wieder auf den Zug der Kommunalwahlen aufzuspringen.

Die nächste Periode unter Wägemann böte sich an. Bei den nächsten Kommunalwahlen im Jahr 2020 wäre der amtierende Landrat immerhin bereits 67 Jahre alt und damit durchaus reif für den politischen Ruhestand. Im Kreistag dürfte es keine Widerstände gegen einen verfrühten Rückzug ge­ben. Weil gute Argumente dafür sprechen und weil die anderen Parteien in der Nach-Wägemann-Ära wieder reelle Chancen sehen, selbst das Landratsamt zu erobern.

Ob es im Falle einer Wahl Wägemanns tatsächlich zu einer kurzen Periode kommt, hängt nicht zuletzt vom Bayerischen Landtag ab. Dort gibt es Bestrebungen, die Rentenansprüche von Landtagsabgeordneten und Landräten in Zukunft verrechnen zu können. Bisher gilt in beiden Fällen, dass man erst nach zehn Jahren im Amt die vollen Leistungen erhält. Bei einem Abschied 2020 brächte es Wägemann auf neun Jahre im Landtag und auf neun Jahre als Landrat. Sollte es keine Anrechnung der Amtszeiten geben, dürfte Wägemann wohl über 2020 hinaus weitermachen.

1 Kommentar