"Lubberer"-Baustelle in Weißenburg dauert länger

13.3.2018, 10:07 Uhr

© Jan Stephan

„Wir haben schon viel Geld ausgegeben, aber noch nicht mal ein Dach drauf.“ Kazim Tolu, Bausachverständiger aus Nürnberg mit Weißenburger Wurzeln, weiß selbst am besten, dass die Sanierung der Ludwigshöhe alles andere als rund läuft. „Aus heutiger Sicht hätten wir das Ganze abreißen sollen und einen Neubau hinstellen müssen, aber das war am Anfang nicht abzusehen.“ Fundamente erwiesen sich als nicht tragfähig, Kamine wa­ckelten, das Fachwerk zerbröselte, der Hang schob . . . „Im Grunde sind nur noch die Außenwände übrig geblieben“, erzählt Tolu. 400 Kubikmeter Beton habe man bereits verbaut, da­mit würden normalerweise drei Einfamilienhäuser gebaut.

Die Hoffnung will er trotz aller Probleme nicht fahren lassen. „Fertig wird das auf jeden Fall“, versichert er. „Wir haben da schon so viel Geld hineingesteckt, wir können es ja jetzt nicht einfach so stehen lassen.“ Die Frage, wann die Sanierung fertig wird, steht allerdings im Moment tatsächlich ein wenig in den Sternen. Die zeitliche Schiene sei nun nicht mehr so drängend, nachdem der Start der Bergwaldtheatersaison Mitte Mai ohnehin nicht mehr zu schaffen sei, räumt Tolu ein. Gut möglich also, dass das Bergwaldtheater erst zur Jubiläumssaison 2019 sein Theatergasthaus bekommt.

Drei-Sterne-Hotel

Bis dahin gilt es, jede Menge zu erledigen, denn die Probleme am Bau hätten auch eine Umplanung notwendig gemacht, die man derzeit mit dem Stadtbauamt abstimme und die dann noch durch den Stadtrat müsse. Erst mit dem fertigen und genehmigten Plan könne er die Neufinanzierung angehen. Ein Gutachten des Hotel- und Gaststättenverbandes (HoGa) hat ergeben, dass ein Hotelbetrieb in der Ludwigshöhe nur ab einer gewissen Größe und einem gewissen Standard wirtschaftlich rentabel sei. Deshalb plant Tolu nun nicht mehr mit zehn Fremdenzimmer, sondern mit einem Drei-Sterne-Superior-Haus mit mindestens 18 Zimmern. „Das macht dann wieder eine Schließanlage, eine Rezeption mit Foyer, einen Waschraum und vieles mehr nötig“, so Tolu.

Es gebe zudem Gespräche darüber, Künstlerumkleiden für das Bergwaldtheater in dem Neubau im Anschluss an das bestehende Gebäude unterzubringen. Die Räume könnten mit wenigen Metern Höhenunterschied und einigen Treppenstufen vom jetzigen Backstagebereich des Theaters zugänglich gemacht werden.

Außerdem soll wieder ein Gaststättenbetrieb in dem bestehenden, nun entkernten Gebäude einziehen. Tolu verwies immer darauf, dass es in Weißenburg Bedarf für fränkische Küche auf hohem Niveau gebe und das Objekt zudem einen der schönsten Biergärten der Stadt beherberge. Die Su­che nach einem Pächter läuft parallel zu den weiteren Schritten. Die bürokratischen Hindernisse aus dem Weg zu räumen, dürfte vermutlich länger dauern, als der eigentliche Bau. „Wenn das Dach fertig ist, brauchen wir noch drei Monate“, hatte Tolu im April vergangenen Jahres festgestellt. Diese Aussage bezog sich allerdings auf eine noch etwas kleinere Planung.

Trotz der Verzögerungen geht das mögliche Comeback der Weißenburger Traditionsgaststätte nach wie vor als potenzielle Erfolgsgeschichte durch. Denn die meisten Weißenburger hielten das Gebäude für so marode, dass sich keiner mehr an eine Sanierung wagen würde. 2008 hatte der Club Salinas geschlossen, seitdem stand die „Lubberer“ leer. Im April 2016 sorgte ein Brand in der ehemaligen Kegelbahn für weitere Beschädigungen an dem Gebäude. Das Haus wurde im Jahr 1836 als Bierkeller der Brauerei  Weißes Lamm gebaut und von Beginn an auch als Ausflugslokal betrieben.

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