Michael Fitz mit "Wenn I schaug" in Weißenburg

14.4.2014, 12:00 Uhr
Michael Fitz mit

© Robert Maurer

Seitdem ist er immer wieder mal im Fernsehen (das ZDF spendierte ihm mit „Hattinger“ eine eigene Krimireihe) und im Kino („Ludwig II.“, „Fünf Freunde“) zu sehen. Von einer Überpräsenz lässt sich allerdings auch nicht sprechen. Eher hat man den Eindruck, der 55-Jährige will es schauspielerisch ein wenig ruhiger angehen lassen, um mehr Zeit für seine Musik zu haben. So wie jetzt in der bis auf den letzten Platz gefüllten Luna Bühne in Weißenburg.


Mitte der 80er-Jahre hat Michael Fitz die Musik als zweites Standbein für sich entdeckt. 2001 mit dem Album „Gleichgewicht“ war es kurz davor, dass die Musikerkarriere der Schauspielerkarriere den Rang ablief. Damals übrigens noch mit hochdeutschen (sowie englischen und französischen Texten). Inzwischen hat sich der Münchner der Mundart verschrieben und pflegt seinen Dialekt auf eine sympathisch-dezente Weise, die ihn auch außerhalb Bayerns noch weit­gehend verständlich sein lässt.


Er ist viel unterwegs und sorgt – wohl nicht zuletzt wegen seines bekannten Gesichts – für gut gefüllte Säle. Vorausgesetzt diese sind nicht
zu groß. Doch eine konkrete Vorstellung davon, was ein Abend mit Michael Fitz bedeutet, haben viele nicht, die sich darauf einlassen. Das ist auch in der Luna Bühne so. Die Frage nach der Erwartungshaltung des Publikums bleibt unbeantwortet. Egal. Bereut ha­ben die Besucher den Abend sicher nicht.


Michael Fitz ist ein hervorragender Musiker. Und er ist ein toller Geschichtenerzähler – mit und ohne Gitarre. Die Einleitungen der einzelnen Stücke sind mitunter fast so lang wie die Lieder selbst. Melodischer Singer-Songwriter-Gitarren-Pop mit lebensechten Texten. So lässt sich das wohl beschreiben, was das TV-Gesicht als Musiker so treibt. Er singt vom schwierigen Verhältnis zum Vater („Du siegst mi ned“), von der alles bestimmenden Frage einer Partnerschaft („Wuist du mi no?“) oder vom Weltuntergang („20122012“). Kurzum es geht ums große Ganze, um das Leben und um das, was man daraus macht.


Die Melodien sind tendenziell glatt, aber keineswegs anspruchslos. Die Stimme ist voller Gefühl, rau und doch schmeichelnd, sehnsüchtig und kantig. Die Mundart-Texte haben Charme, Humor und Tiefgang – ohne schwermütig zu werden: „Wenn I schaug, dann sieg I ois. Und i vasteh, dass I nix woas. Vielleicht grad no, was I bin und wia I hoas.“ Das ist aus dem Titelsong seines 2012er-Studioalbums „Wenn I schaug“.


Ungewöhnliche Mischung


Weil die meisten Besucher die Lieder nicht kennen, gibt es kaum ein stummes Mitsingen oder ein verträumtes Mitschwingen. Die Besucher beobachten den ganz in schwarz gekleideten Mittfünfziger mit den schulterlangen Haaren und der markanten Brille, wie er da so auf der Bühne sitzt, zwischen seinen fünf Gitarren wechselt und seine Geschichten vorträgt.


Die Mischung, die Fitz als Kleinkunst auf der Luna Bühne zelebriert, hat etwas Ungewohntes, etwas Eigenes. Irgendwie ist es ein Konzert. Und irgendwie auch nicht. Irgendwie gibt es einen roten Faden. Und irgendwie steht jeder Song für sich. Irgendwie sind die Einleitungen nettes Geplauder. Und irgendwie sind sie essenziell.


Einfühlsam, eingängig, unterhaltsam und gefühlvoll. Zweieinhalb Stunden geht das so. Ohne besondere Höhepunkte, aber auch ohne einen einzigen Ausreißer nach unten. Das Publikum ist mehr als zufrieden.


Und als Michael Fitz nach dem Konzert am improvisierten CD-Tisch Platz nimmt, um seine Tonträger zu verkaufen und zu signieren, holt ihn sein Alter Ego Carlo Menzinger wieder ein. Ein Besucher betrachtet die CDs genau und sagt schließlich: „Ich kenne Sie doch aus dem Tatort . . . “

Keine Kommentare