NN-Wanderreporter: Biergenuss mit der Brauerin

4.8.2017, 19:54 Uhr
Wanderreporter Kurt Heidingsfelder hat Braumeisterin Nina Kolb getroffen.

© Kurt Heidingsfelder Wanderreporter Kurt Heidingsfelder hat Braumeisterin Nina Kolb getroffen.

Am schwersten sind das Helle und das Pils. Diese alte Brauerweisheit hat Nina Kolb längst verinnerlicht. Täglich trinkt sie ein Feierabendbier, und als eine von wenigen Frauen in Deutschland kann sie das selbst herstellen.

Ich treffe die 22-jährige Braumeisterin an ihrem neuen Arbeitsplatz in Ellingen. Im Hinterhof schlichten gerade zwei Männer Bierflaschen um, ich staune über kräftige Waden mit großflächigen Tattoos. Ihre neue Chefin reicht ihnen kaum bis zur Schulter, aber der erste Eindruck täuscht offenbar. Sie habe mit deutlich mehr Vorurteilen gerechnet, sagt Nina Kolb, sei aber "erstaunlich gut" aufgenommen worden. Die Schlossbrauerei in Ellingen hat eine über 300-jährige Geschichte. Seit Anfang August liegt die Qualität des Bieres aus der fürstlichen Schlossbrauerei komplett in weiblichen Händen. Katalin Fürstin von Wrede, die die Geschäfte führt, vertraute die Produktion Nina Kolb an.

Alles in allem investierte die junge Dinkelsbühlerin rund 30.000 Euro in ihre Ausbildung. Aber ein Bürojob oder die Übernahme der elterlichen Schreinerei waren für sie nicht infrage gekommen.

Wer direkt neben der Ellinger Residenz unter der ausladenden Kastanie im Brauerei-Biergarten Rast macht, spürt die Tradition, die hinter dem Markennamen "Fürst Carl" steht. Also will ich von der Braumeisterin wissen, wie sich das verträgt, eine junge Kraft mit vielleicht frischen Ideen auf der eine Seite und die bedeutungsschwangere Historie des Hauses auf der anderen. Kolb hat damit offensichtlich kein Problem, auch weil sie beim Brauen Traditionalistin ist. "Eine Brauerei wie die unsere lebt immer von den Grundsorten, vom Hellen und vom Pils. Die müssen bestehen bleiben."

Trotzdem, sagt Kolb, probiere sie in kleineren Suden gelegentlich neue Hopfensorten und andere Braumethoden aus. Bei der Qualitätskontrolle übt sich die Ellinger Braumeisterin übrigens wie ihre Kollegen in einer Prozedur, die Biertrinker wie mich die Stirn runzeln lässt. Ohne Frühstück und mit ungeputzten Zähnen nippt sie an eher lauwarmem als gut gekühltem Bier. Nur so, sagen die Experten, können man feinste Geschmacksnuancen erkennen. Und warum sind nun das Helle und das Pils am schwersten zu brauen? "Das sind geschmacklich schlanke Biere", erklärt Kolb, "da erkennt man am ehesten, wenn was nicht stimmt." Nach nur einem der schlanken Biere von Nina Kolb muss ich leider schon weiter Richtung Pleinfeld wandern.

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