Noch keine Entwarnung im Fränkischen Seenland

29.7.2015, 08:38 Uhr
Noch keine Entwarnung im Fränkischen Seenland

© Archivfoto: Limes-Luftbild

„Badesee wegen Blaualgen gesperrt“ – eine Schlagzeile, die den Bewohnern des Fränkischen Seenlandes nur allzu vertraut ist. Seit Anfang des Jahrtausends hatten die Verantwortlichen nahezu jedes Jahr mit Algenteppichen im Altmühlsee, Igelsbachsee und Kleinen Brombachsee zu kämpfen. In dieser aktuellen Schlagzeile vom 21. Juli jedoch geht es um den oberfränkischen Quellitzsee bei Hof – im Fränkischen Seenland hat das Gesundheitsamt schon seit drei Jahren keine Badewarnung mehr ausgegeben. Ist die Krise also vorüber?

Schön wär’s, denkt sich wohl Thomas Liepold vom Wasserwirtschaftsamt in Ansbach, der für das Fränkische Seenland zuständig ist. „Ich will keine Erfolge verkünden“, dämpft er die Stimmung. Tatsächlich ist es so, dass er nicht genau sagen kann, warum sich die Lage in den vergan­genen drei Jahren entspannt hat. „Es könnte einfach Glück sein. Vielleicht ist der See in zwei Wochen wieder
voller Algenteppiche – diese Dinger sind einfach unberechenbar!“

Dabei hat man in der Vergangenheit einiges getan, um die Algenplage einzudämmen. In den Jahren 2009 und 2010 fanden auf Initiative des dama­ligen Umweltministers Markus Söder Seenlandkonferenzen mit allen Beteiligten statt, um nach Lösungen für das Problem zu suchen. Hauptsächlich geht es darum, den Phosphorgehalt der Gewässer zu verringern – denn je höher dieser ist, umso mehr wachsen und gedeihen die Cyanobakterien, auch Blaualgen genannt. Sie produzieren Toxine, die in großer Konzentration – während der sogenannten „Blüte“ der Blaualgen“ – für Bade­gäste schädlich sein können.

„Kurzfristig konnten im Einzugs­gebiet des Altmühlsees bei zahlreichen Kläranlagen Einrichtungen zur Phosphatfällung nachgerüstet werden“, berichtet das Wasserwirtschaftsamt in einer Pressemitteilung. Um in den kritischen Sommermonaten die Zufuhr von Nährstoffen in den Altmühlsee zu vermeiden, leite man zudem kleine Hochwasser nicht in den See, sondern belässt sie in der Altmühl, die um den See herumführt.

Die Rolle der Landwirtschaft

Eine bedeutende Rolle im Zusam­menhang mit den Blaualgen nimmt die Landwirtschaft ein. Das zumindest hat das Forschungszentrum Jülich erst im vergangenen Jahr nach einer mehrjährigen Studie noch einmal bestätigt. Demzufolge stammen 60 Prozent der Phosphate im Wasser von gedüngten Ackerflächen im Umland. Die Bodenerosion schwemmt die Mineralstoffe
in die Gewässer – und die Blaualgen blühen. Daher haben die regionalen Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in den vergangenen Jahren eine ganze Reihe von Veranstaltungen zur Düngeberatung, Umstellung auf Mulchsaaten und Zwischenfruchtanbau durchgeführt.

Weil all diese Maßnahmen erst mit­telfristig zu Ergebnissen führen, entnimmt das Wasserwirtschaftsamt zusätzlich seit dem Jahr 2002 Brachsen aus den Gewässern. Diese Fische fressen nämlich Planktonkrebse, die sich wiederum von Algen ernähren. Durch das Eingreifen in die Nahrungskette versucht man eine Massenentwicklung der Algen zu verhindern. Ab Herbst dieses Jahres soll außerdem gezielt Sediment aus dem Altmühlsee geräumt werden. Damit will man zwar in erster Linie die langfristige Verlandung des Sees vermeiden, doch als Nebeneffekt wird mit dem Sediment auch eine Menge Phosphat aus dem Gewässer geschafft.

Beginn einer Besserung?

Trotz allem: Einen direkten Zusam­menhang zwischen den bisherigen Maßnahmen und dem Ausbleiben der Algenplage wagt Thomas Liepold nicht unbedingt herzustellen. „Es könnte schon der Beginn einer Besserung sein“, vermutet er. Aber so schnelle Erfolge seien eigentlich nicht zu erwarten, außerdem habe sich an der grundsätzlichen Lage noch nichts geändert: Noch immer werden im Altmühlsee und im Kleinen Brombachsee „geringe Mengen“ an Algen festgestellt. Regelmäßig untersuchen die Biologen des Wasserwirtschaftsamtes daher die Gewässer, zuletzt vergangene Woche. Auch das Gesundheitsamt ist fast wöchentlich vor Ort, um die Lage im Auge zu behalten.

Ob und warum sich die Cyanobakterien manchmal explosionsartig vermehren und sich als großflächige Teppiche über den See legen, ist noch nicht gänzlich erforscht. „Da spielen so viele Faktoren rein, zum Beispiel auch die Niederschläge“, erklärt Liepold. „Und so wurden wir bislang von den Algen immer wieder überrascht.“

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