Ordensritter machten Ellingen zur Stadt

27.8.2016, 06:00 Uhr
Ordensritter machten Ellingen zur Stadt

© Kulturzentrum Ostpreußen

Das Spannende an dem Ausstellungskonzept ist der erfrischend lokale Ansatz. Die Schau erzählt allerlei Geschichten. Sie erzählt Geschichten von einem bemerkenswert begabten Uhrmacher, von einem etwas zu lebenslustigen Porträtmaler, von einem Henker aus dem bayerischen Adelsgeschlecht der Kuisls, von einem großartigen Komponisten . . . Und es gelingt ihr, diese Geschichten mit der großen Historie des Deutschen Ordens zu verbinden. Denn all dieses Spezialisten, vom Uhrmacher bis zum Henker, waren nur aus einem Grund in Ellingen: wegen des Deutschen Ordens.

Er machte das kleine Städtchen zu einem Ort, an dem es Geld zu verdienen gab, an dem Karrieren gemacht, an dem Entscheidungen getroffen wurden, an dem man Kontakt in die ganz großen Zentren der Macht hatte. Dabei waren die echten Mitglieder des Deutschen Ordens, die tatsächlich in Ellingen lebten, in acht Jahrhunderten stets ein recht überschaubares Grüppchen. Vielmehr als 20 echte Deutschordensritter lebten in Ellingen nie, sagt Seis.

Ausschlaggebend für den Boom in dem kleinen Ort war allerdings weniger die bloße Zahl an Mächtigen als vielmehr das Ausmaß ihrer Macht. Und das war gewaltig. Von Ellingen aus wurden rund 350000 Seelen in der gesamten Deutschordensballei Franken regiert, sagt Seis. Und nach Ellingen flossen auch deren Steuereinnahmen. Nürnberg dagegen habe zu dieser Zeit nur 35000 Einwohner gehabt.

Aus Ritter wurden Fürsten

Die Deutschordensritter brachten große Entourage mit nach Ellingen. Über die Jahrhunderte wurden aus Rittern Fürsten. Die Hofhaltung be­nötigte Personal und schuf einen Absatzmarkt für Handwerker und Bauern. Der Verwaltungs -und Herrschaftsapparat hatte großen Hunger nach spezialisierten Fachkräften. Und der Repräsentationswillen der Ritter im Fürstengewand sorgte dafür, dass ein Heer an Handwerkern in Ellingen ein Auskommen finden konnte. Die Stadt war voll und ganz auf den Deutschen Orden hin ausgerichtet. Die allermeisten Menschen, die über die Jahrhunderte in Ellingen lebten, hingen von dem geistlichen Ritterorden ab.

Was Ellingen so besonders mache, ist, dass hier so viel Macht auf so kleinem Raum konzentriert gewesen sei, erklärt Wolfgang Freyberg, der Leiter des Kulturzentrums Ostpreußen, dessen Räumlichkeiten die Ausstellung beherbergen. Dorthin passt sie bes­tens, da im Kulturzentrum einen Stock tiefer die große internationale Geschichte des Deutschen Ordens erzählt wird, die immerhin vom Heiligen Land über Ostpreußen bis nach Franken reicht. Die Sonderausstellung hat sich nun vorgenommen, die kleine Geschichte des Ordens auf eine sehr lokale und damit auch sehr anschauliche Weise zu erzählen.

Der Anlass ist ein Jubiläum. Vor 800 Jahren, am 8. September 1216, hatte der Deutschen Orden nämlich seinen ersten Auftritt in einem kleinen Dorf namens Ellingen. Der Stauferkönig Friedrich übergab ein Spital in die Fürsorge des Ordens. Damals war nicht abzusehen, dass die Ritter 800 Jahre bleiben würden und am Ende erst unter Napoleon die Segel streichen mussten. Was Ellingen von dieser großen Geschichte geblieben ist, sieht man noch heute. Nicht umsonst heißt die Stadt die Perle des Barock.

Die offizielle Eröffnung der Ausstellung findet am Samstag, 3. September, um 11.00 Uhr in der Schlosskirche in Ellingen statt. Und das mit prominenten Gästen. Unter anderem sprechen der Hochmeister des Deutschen Ordens sowie Prof. Dr. Udo Arnold, der Präsident der Internationalen Kommission zur Erforschung des Deutschen Ordens. Das Münchner Barock­orchester „L’arpa festante“ wird zu­dem als Uraufführung ein Werk des Ellinger Komponisten Alois Hofstetter aufführen.

Keine Kommentare