Pappenheim: aus zwei Häusern wird ein Gemeindezentrum

21.12.2014, 07:00 Uhr
Pappenheim: aus zwei Häusern wird ein Gemeindezentrum

© Stephan

Am Freitag wurde das neue Gemeindezentrum mit einem offiziellen Empfang eingeweiht (weiterer Bericht folgt). Am morgigen Sonntag darf die Öffentlichkeit schauen, was sich die vergangenen Jahre in dem Komplex in der Graf-Carl-Straße getan hat. Womit gleich eine der wesentlichen Änderungen beschrieben wäre, denn durch die Sanierung wurden zwei Häuser zu einem Zentrum. Das gelang über ein architektonisch anspruchsvolles Glasdach, das sich nun über den früher eher trostlosen Innenhof spannt.

Damit ist ein gemeinsames Foyer für das Gemeindehaus und das ehemalige Amtsgerichtsgebäude geschaffen worden, das die Nutzung des zuletzt leer stehenden Erdgeschosses des ehemaligen Amtsgerichts möglich macht. Die Konsequenz ist ein ziemliches Raumwunder. Hatte man zuvor nur einen großen und einen kleinen Saal im Gemeindehaus zur Verfügung, kommt man nun in beiden Gebäuden auf sage und schreibe acht Räume verschie-denster Größen, wie Dekan Wolfgang Popp vorrechnet. Vom Seminarraum für zehn Personen bis hin zum Saal mit Fassungsvermögen von gut 100 Besuchern.

Kirche wollte Häuser aufgeben

Die Sanierung war ein langwieriges, aber dringend nötiges Projekt. Dekan Popp hatte schon 2008 im Weißen­burger Tagblatt gewarnt, dass man eine Sanierung brauche und andernfalls mit der Aufgabe der Häuser und einer Verlegung des Dekanatssitzes gedroht. Tatsächlich war der Zustand der beiden historischen Gebäude miserabel. Das Erdgeschoss des ehemaligen Amtsgerichts war derart feucht, dass der Putz von der Decke fiel und das ganze Geschoss aufge­geben werden musste. Auf dem Dachboden versuchte man derweil mit
Eimern dem undichten Dach Herr zu werden.

Im benachbarten Gemeindehaus machte vor allem der Holzwurm Sorgen. Dem konnte man bei der Arbeit zusehen. Gerne zeigte Dekan Popp bei Führungen durchs Haus die frischen Sägemehlspuren am Gebälk.

Pappenheim: aus zwei Häusern wird ein Gemeindezentrum

© Stephan

In Zusammenarbeit mit dem Kirchenvorstand und der Pappenheimer Architektenfamilie Radegast trieb man das Projekt voran und suchte nach Unterstützern. Die fand man Stück für Stück. Die Evangelische Landeskirche sicherte 900000 Euro zu, der Entschädigungsfonds des Freistaats Bayern 520000 Euro, die Deutsche Stiftung Denkmalschutz überwies 200000 Euro und die Bayerische Landesstiftung 240000 Euro. Zusammen mit einer halben Million von der Städtebauförderung (inklusive einem städtischen Anteil von 125000 Euro) sowie 50000 Euro vom Dekanatsbezirk musste die Kirchengemeinde am Ende noch 370000 Euro aus Eigenmittel aufbringen.

Zumindest für die reinen Baukosten. Die Einrichtung und Ausstattung des neuen Gemeindezentrums schlug mit weiteren 300000 Euro zu Buche. Dafür hat man in Pappenheim nun ein sehr altes und sehr neues Gemeindezentrum zugleich.
Das Gemeindehaus ist im ehemaligen Pfarrstadel untergebracht, der um das Jahr 1600 als Fachwerkscheune erbaut wurde, im Kern aber möglicherweise sogar noch älter ist. Aus denkmalpflegerischer Sicht ist vor allem der Grasmahlsaal im zweiten Stock des Gebäudes von Bedeutung. Dort haben sich Wandmalereien aus der Renaissance erhalten.

Die schönsten Büros im Landkreis

Das ehemalige Amtsgericht wurde als imposantes Bürgerhaus um das Jahr 1767 von der Pappenheimer Familie Kern errichtet. Später zog das Amtsgericht dort ein und es wurde ein Gefängnis an das historische Gebäude angebaut. Das ist inzwischen längst wieder abgebrochen und die Deka-natsverwaltung, die die Geschäfte der beiden Dekanate Weißenburg und Pappenheim verwaltet, hat dort seinen Sitz. Mit der Renovierung des Hauses konnte diese Stelle für Pappenheim nicht nur dauerhaft gesichert, sondern sogar ausgebaut werden.

Die Kirchenmitarbeiter residieren in den wohl schönsten Büros des Landkreises. Die Ausstattung des Bürgerhauses gilt als ziemlich einmalig. Insbesondere der figürliche Stuck in den ersten beiden Geschossen sucht seinesgleichen. Zudem sind Treppenhaus und Türen in weiten Teilen noch original erhalten.

Nach der Sanierung muss nun das neue Gemeindezentrum mit Leben gefüllt werden. Dekan Popp verfolgt dabei einen Mehrgenerationenansatz. Alt und Jung, Familien und Alleinstehende sollen in dem Haus Angebote und damit auch eine Heimat finden. Mittelfristig denkt man über die Etablierung einer Tagesstätte für Senioren nach, die pflegende Angehörige entlasten kann. Mit der Sanierung wurden auch dafür die Voraussetzungen geschaffen, denn durch die Zusammenlegung der beiden Häuser sind die wesentlichen Einrichtungen nun allesamt barrierefrei zu erreichen.

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