Pappenheimer Feuerwehr fehlten die Fahrer

28.8.2015, 16:55 Uhr
Pappenheimer Feuerwehr fehlten die Fahrer

© Pappenheim aktuell

Vielleicht sechs bis acht Minuten standen die Feuerwehrleute tatenlos vor den Fahrzeugen, schätzt Pappenheims Kommandant Werner Schober. Im vorliegenden Fall kein Problem, die Wehr musste nur die Verkehrssicherung übernehmen. Aber wenn die Scheune brennt, jemand mit der Rettungsschere aus einem Unfallfahrzeug befreit werden muss … „Dann ist es schlecht“, sagt Schober. Da können – im Extremfall – sechs bis acht Minuten über Leben entscheiden.

Schober nutzt die Gelegenheit, um Druck auf die Stadt zu machen. „Schon seit Jahren sage ich, dass wir mehr Fahrer brauchen, aber das scheitert immer am Geld“, ärgert sich der Kommandant der Wehr. Bei drei amtierenden Bürgermeistern habe er sein Anliegen vorgebracht, aber passiert sei wenig.

Kritik, die man in der Stadtverwaltung Pappenheim nicht auf sich sitzen lassen will. „Wir haben für zwei Fahrzeuge theoretisch 15 Fahrer“, stellt Werner Rachinger fest, der bei der Stadt für das Feuerwehrwesen zuständig ist. „Wir haben da nichts verschwitzt.“ Tatsächlich klingt die Zahl üppig gemessen an der Stärke der Wehr von knapp 50 Mann. Allerdings gebe es zahlreiche Einschränkungen, weil einige Fahrer außerhalb Pappenheims arbeiten, stellt Rachinger fest. Schober spricht von „höchstens zwei Mann“, die in der Stadt stets verfügbar seien. „Alle anderen arbeiten auswärts oder haben keine Einweisung.“ Dafür habe man Bauhofmitarbeiter und Stadtwerksbedienstete auf der Liste, hält Rachinger dagegen.

„Saublöde Geschichte“

„Eine saublöde Geschichte, ein außergewöhnliches Zusammentreffen unglücklicher Umstände“, nennt Pappenheims zweiter Bürgermeister Claus Dietz (Bürgerliste), der den urlaubenden Uwe Sinn (SPD) derzeit vertritt. Und das sieht auch Florian Gallus (CSU) so, der als Feuerwehrreferent im Stadtrat fungiert. Urlaubszeit, Arzttermine, Außeneinsätze des Bauhofs … Es kam einiges zusammen bis die Pappenheimer am Ende ratlos vor ihren beiden großen Fahrzeugen standen.

Wobei: So ratlos hätte man nicht sein müssen, denn Otto Schober selbst verfügt über einen passenden Führerschein. „Als normaler Feuerwehrmann wäre das keine Sache gewesen, aber als Führungskraft muss ich während der Fahrt überlegen, was wir machen“, erklärt Schober. Zudem habe er aus zeitlichen Gründen keine Übungsfahrten mehr machen können. Eine Erklärung, die längst nicht alle gut finden. Offiziell aber hält man sich zurück. Bei einem klärenden Gespräch am Montag in der Stadtverwaltung soll aber auch die Schobersche Weigerung auf den Tisch kommen. Abgesehen davon nimmt die Stadt den Vorfall ernst. „Wir sehen absoluten Prüfbedarf und schauen uns das jetzt noch mal an“, so Rachinger.

Geht es nach Kommandant Schober, dann sollten es mindestens drei Fahrer mehr sein. Feuerwehrreferent Gallus allerdings weist darauf hin, dass das Profil passen muss. Ein Führerschein der nötigen Klasse C kostet zwischen 2000 und 3000 Euro. Die Stadt könne das nur ausgeben, wenn der Fahrer langfristig und auch tagsüber einsatzbereit sei. Im vergangenen Jahr habe Schober zwei Vorschläge gemacht. Gallus: „Bei einem hat das Profil nicht gepasst, den anderen haben wir ausgebildet.“ Mehr Vorschläge habe es nicht gegeben.

Zum Schichtwechsel wird es eng

Pappenheim ist kein Einzelfall. „Das kommt selten vor, aber es kommt vor“, sagt Kreisbrandmeister Werner Kastner. Das Problem sind die großen Fahrzeuge über 7,5 Tonnen, von denen es im Landkreis zwischen 40 und 50 gibt. Kastner: „Da hat fast jede Gemeinde eines.“ Dafür braucht es den Führerschein der Klasse C. Früher brachten die Wehrdienstleistenden oft von der Bundeswehr den passenden Schein mit, das aber hat sich erledigt. Wenn die alten Feuerwehrler in den Ruhestand gehen, werde sich das Problem verschärfen, ist Kastner überzeugt. Zusätzlich wird die Situation dadurch erschwert, dass heute nur noch wenige Menschen direkt am Heimatort arbeiten. „Wenn es einen Einsatz gibt um 14.00 Uhr, wenn gerade Schichtwechsel ist und die einen zur Arbeit fahren und die anderen noch bei der Arbeit sind, dann kann es eng werden“, so der Kreisbrandrat.

Im Pappenheimer Fall rettete übrigens der zweite Kommandant der
Geisloher Wehr die Kameraden. Er kam ein paar Minuten nach der Alarmierung ans Feuerwehrhaus. Zwi-schenzeitlich klingelte es sogar beim zweiten Bürgermeister Claus Dietz. Der hat nämlich auch einen passenden Führerschein, hörte das Handy allerdings nicht. Ganz offenbar war die Verzweiflung groß.

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