Plastic Omnium will Stellen streichen

15.3.2017, 06:08 Uhr
Plastic Omnium will Stellen streichen

© Limes-Luftbild

Der Ton der „Mitarbeiterinformation“ ist deutlich und kämpferisch: „Das, was Wirtschaftskrise und In­solvenz nicht vermocht haben, will Plastic Omnium zu Ende bringen.“ Künftiges Wachstum werde es nach 2020 in der Produktion offensichtlich nicht mehr mit den deutschen Werken geben. Mit knapp 1500 Mitarbeitern in Weißenburg und Pappenheim ist Plastic Omnium einer der größten Arbeitgeber im Landkreis.

Der Gesamtbetriebsrat wurde inzwischen durch das Unternehmen informiert, dass die Belegschaften in den kommenden zwei Jahren an die „nicht ausreichende Auslastung“ angepasst werden sollen. Konkret heißt das: An allen Standorten, an denen es zwei Lackieranlagen gibt, muss eine stillgelegt werden. Laut Berechnungen des Gesamtbetriebsrats würde die Maßnahme rund 800 Arbeitsplätze kosten, die Auswirkungen seien von Standort zu  Standort unterschiedlich.

Ist das der Dank?

Für die Arbeitnehmervertretung sind die angekündigten Sparmaßnahmen ein Schlag ins Gesicht: „Nach jahrelangem Verzicht auf soziale und tarifliche Leistungen zum Erhalt der deutschen Standorte müssen wir heute feststellen, dass dies mit zukünftigen Deinvestitionen gedankt wird.“ Sowohl der Gesamtbetriebsrat als auch die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie (IG BCE) lehnen die bisher vorgelegten und unzureichenden Pläne ab, zumal diese auf Fragen, welche Zukunft die deutschen Standorte nach 2020 haben, keine verbindlichen Aussagen lieferten.

Aus dem Grund hat der Gesamt­betriebsrat das Unternehmen aufgefordert, neben den bisher vorgelegten „sehr vagen Informationen“ detaillierte Aussagen zu den einzelnen Werken zu machen. Auf Anfrage des Weißenburger Tagblatts, wie sich der Stellenabbau auf Weißenburg und Pappenheim auswirken könnte, wollte vor Ort niemand Stellung beziehen und verwies auf die Zentrale.

Die angekündigten Schritte sorgen logischerweise auch für Unruhe in den Werken der Region. Die Pläne des französischen Kunststoffverarbeiters und Automobilzulieferers stoßen bei der deutschen Belegschaft vor allem auch deshalb auf Unmut, weil Plastic Omnium derzeit seine Produktionskapazitäten unter anderem in den USA ausbaut. So baut der Konzern derzeit ein neues Werk in Greer im Bundesstaat South Carolina. Dort sollen künftig lackierte Karosserieaußenteile für die Montagewerke von BMW und Volvo in South Carolina sowie von Daimler in Alabama produziert werden.

Gerhard Weikinger, Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei Plastic Omnium, zufolge müsse man das allerdings differenziert betrachten, weil jeder Automobilzulieferer auch dort investieren würde, wo die Originalausrüstungshersteller ihrer Werke haben. Nach Informationen von Weikinger seien vom beabsichtigten Stellenabbau alle deutschen Werke von Plastic Omnium betroffen. Unklar sei derzeit allerdings noch, in welchem Ausmaß. Dass das Pappenheimer Werk um eine „Stellenanpassung“, wie der Schritt firmenintern genannt wird, nicht umhinkommen wird, gilt als sehr wahrscheinlich. Denn zum einen gibt es in Pappenheim zwei Lackieranlagen, von denen die eine zudem noch sehr veraltet und nicht mehr konkurrenzfähig sei.

Lackieranlage I wird geschlossen

Informationen unserer Zeitung zufolge soll die Lackieranlage I bereits Ende März geschlossen werden. Die dort beschäftigten18 Mitarbeiter sollen erst einmal in anderen Bereichen im Pappenheimer Werk weiter beschäftigt werden. Alles weitere sei derzeit noch Spekulation, hieß es aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen.

Erst seit dem 1. August vergangenen Jahres heißt die frühere „Faurecia“ Plastic Omnium und ist seitdem in französischer Hand. Der Chef des französischen Konzerns Plastic Omnium war damals selbst zur Übernahme nach Weißenburg gekommen und hatte unter der übernahmege­beutelten Belegschaft vor allem durch seine lockere und legere Art schnell Sympathien erworben.

Auch beim Gesamtbetriebsrat freute man sich damals, dass mit Plastic Omnium jemand kommt, der das Kern­geschäft kennt und man sich nicht mehr, wie bei Faurecia, als „fünftes Rad am Wagen“ fühlen müsse. Die euphorische Stimmung scheint derzeit inzwischen aber verflogen zu sein. Analog zu dem Titel einer amerika­nischen Science-Fiction-Filmkomödie aus den 80ern kommentierte die Arbeitnehmervertretung die Pläne der Geschäftsführung in der Mitarbeiterinformation mit einer gehörigen Portion Sarkasmus: „Chérie, ich habe die Werke geschrumpft.“
 

 

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