Ramsauer: B 2-Situation in Dettenheim "katastrophal"

24.7.2013, 09:54 Uhr
Ramsauer: B 2-Situation in Dettenheim

© Renner

Der hiesige Bundestagsabgeordnete Josef Göppel hatte seinen Parteifreund eingeladen, damit dieser in Dettenheim und Dietfurt „die Situation erlebt, wie sie wirklich ist“. Und des Ministers Urteil war eindeutig: „Ka­tastrophal, völlig unzumutbar.“ Nur, diese Worte alleine helfen den Dettenheimern nicht weiter. Seit Jahrzehnten hoffen, fordern und kämpfen sie für die Umfahrung. Viele schwere Unfälle gab es an der Kreuzung in der Dorfmitte schon, auch mit tödlichem Ausgang, wie Weißenburgs Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD) Ramsauer klarmachte.

Der zeigte sich über die Situation, die Planungen sowie die Aktenlage gut informiert und gab sich anpackend und leutselig. Kinder mit bemalten Pappkartons rief er beispielsweise zu: „Kommt mit und bringt Eure Papperdeckel mit.“ Etliche Umherstehende begrüßte er ebenso mit Handschlag wie Parteifreunde, und OB Schröppel klopfte er auf die Schulter.

Ramsauer: B 2-Situation in Dettenheim

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Vor rund einem halben Jahr habe er schon einmal nach Dettenheim kommen wollen, er sei aber auf der Bundesstraße 2 aus Richtung Donauwörth wegen mehreren Unfällen nicht durchgekommen. Als wenn ein Beweis noch gefordert gewesen wäre, donnerten während der Worte des Verkehrsministers immer wieder schwere Lkws vor der Dettenheimer Kirche vorbei, sodass er entweder lauter werden oder seine Ansprache unterbrechen musste.

Ramsauer dankte für den „herzlichen Empfang“. Die Detten­heimer hatten sich in großer Zahl vor der Kirche versammelt und auch etliche Kindergartenkinder und Grundschüler mitgebracht. Gerade Letztere sind von der extremen Verkehrssituation in ihrem Dorf besonders betroffen. Auf dem Schulweg müssen sie die viel befahrene B 2 überqueren, was trotz Fußgängerampel für sie ein gefährliches Unterfangen ist. „Doch auch bei Grün, man glaubt es kaum, kann keiner seinem Glück vertrauen“, war daher auf eine ihrer Tafeln gemalt.

Die ruhige Art des Protests gefiel dem Minister offenbar. „Es gibt für mich auch andere Empfänge“, konstatierte er und sprach von Trillerpfeifen und Buhrufen. Die Dettenheimer versicherten hingegen glaubhaft und unaufgeregt, dass sie dringend die Umgehungsstraße brauchen. Unter anderem übergab eine Bewohnerin einen Brief, den die Schüler der Klasse 3a an Ramsauer geschrieben und gemalt hatten.

Heinrich Schmidt, Sachgebietsleiter Straßenbau an der Regierung von Mittelfranken, schilderte dem Minister die aktuelle Situation und den Planungsstand. Zwischen Schwabach und Augsburg liege das „größte Autobahnloch in Bayern“. Auf der B 2 rollten mindestens 20000 Fahrzeuge pro Tag. In Dettenheim liege der Schwerlastverkehrsanteil bei 18 Prozent. Zwischen Roth und Donauwörth habe man sich für einen dreistreifigen Ausbau entschieden. Schmidt: „Wir sind der Meinung, das ist ausreichend. Wenn man hier den Verkehr sieht, bezweifelt man das aber fast.“

Vertröstet seit 2008

Landrat Gerhard Wägemann zeigte nochmals auf, wie lange die Dettenheimer schon vertröstet werden und erinnerte an den Besuch des damaligen Bayerischen Ministerpräsidenten Günther Beckstein 2008. Mittlerweile bestehe Baurecht, doch der Baubeginn lasse immer noch auf sich warten. Der Christsoziale räumte aber ein, dass  auf der B 2, „der bedeutendsten Verbindung zwischen dem zweitgrößten Wirtschaftsraum Bayerns um Nürnberg und dem drittgrößten um Augsburg“ in den vergangenen Jahren viel passiert sei.

Die B 2 sei die „Hauptschlagader“ des Landkreises, der keinen eigenen Autobahnanschluss habe. Ein baldiger Baubeginn in Dettenheim wäre auch für die Wirtschaft „ein wichtiges Signal“, so Wägemann. OB Schröppel ergänzte, dass über die Parteigrenzen hinweg die Umgehung befürwortet werde. Es gebe auch keine Naturschutzbedenken, und die Dettenheimer seien „mit viel Enthusiasmus“ in die Dorferneuerung gestartet. Doch die fehlende Umgehung bremse alles aus. Der Oberbürgermeister zu Ramsauer: „Jetzt liegt es nur noch an Ih­nen, dass Sie das Geld freigeben.“

Nicht nur Berlin entscheidet

Das wollte der Minister so nicht stehen lassen. Das jeweilige Bundesland müsse den Maßnahmen zustimmen. Die Entscheidung liege also nicht alleine in Berlin. Wenn Bayern bei der Bauprogrammbesprechung im Herbst dafür sei, dürfte aber nichts mehr gegen das Projekt „mit einem überschaubaren Volumen von zehn Millionen Euro“ sprechen.

Mit Bayerns Innenminister Joachim Herrmann arbeite er in diesem Thema eng zusammen.  „An ihm wird’s gewiss nicht scheitern“, hielt Landrat Wägemann dem entgegen. Ortssprecher Karl Roth dankte Ramsauer im Na­men der Dettenheimer für dessen Besuch. „Sie haben jetzt einmal gesehen, in welchen Zuständen wir leben müssen“, sagte er.

Bevor der Verkehrsminister nach Dietfurt weiterfuhr, machte er deutlich, dass er schon an vielen Orten in Deutschland mit ähnliche Problemen stand. In aller Regel sei binnen Jahresfrist dann aber mit dem Bau begonnen worden.

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