Regent soll in zwei Jahren schwarze Zahlen schreiben

25.4.2015, 12:00 Uhr
Regent soll in zwei Jahren schwarze Zahlen schreiben

© Katheder

Regent geht es seit Jahren schlecht, die deutsche Textilbranche liegt darnieder, und Krampf hat kaum Erfahrung mit der Modeindustrie. Was hat den ehemaligen Weißenburger dazu bewegt, sich in der alten Heimat zu engagieren, einen der letzten, großen und erstklassigen Herrenschneider der Republik zu kaufen? „Regent ist ein Mythos“, sagte Krampf. Die Strahlkraft der Marke scheint ungebrochen. „Bei den letzen echten Herrenschneidern in Berlin, im KaDeWe, bei Breuninger . . . Die Experten schwärmen von Regent“, erzählt Krampf.

Der Manager will das Unternehmen behutsam zurück in die schwarzen Zahlen führen. Zwei Jahre, glaubt er, wird das dauern. Der Weg allerdings wird ein steiniger. Regent hat den niederländischen König Willem-Alexander beliefert und zahlreiche Promis aus Politik und Showgeschäft in der Kundenkartei, zwischenzeitlich fehlte aber das Geld, um Knöpfe zu kaufen, einen neuen Drucker anzuschaffen oder eine Kaffeemaschine in den Weißenburger Verkaufsshop zu stellen. Zuletzt wurden Vertriebsleiter und der Designer entlassen – ersatzlos.

Nische im Hochpreissegment

Krampf sieht deshalb keine strukturellen Probleme in dem Werk in Weißenburg, sondern macht Managementfehler für die Umsatzeinbußen verantwortlich. Die Signale, die er nach der Übernahme erhalten hat, stimmen ihn optimistisch. „Wenn ein neuer Inves­tor da ist, dann sind auch die Aufträge wieder da“, hieß es von den Kunden des Edelschneiders. Die Textilindustrie in Deutschland ist schwierig, die meisten – auch teuren Anzüge – werden heute in der Türkei, in Bangladesch, Pakistan oder vielleicht noch Italien gefertigt. „Wenn man in der deutschen Textilindustrie was machen will, muss man eine Nische bedienen“, ist Krampf überzeugt.

Und die findet Regent im Hochpreissegment. „Die Experten sagen mir, dass Regent in der Qualität mit Brioni mithalten kann und noch billiger ist.“ Wer einen Anzug in Topqualität haben will, sei zudem nicht sonderlich preissensibel. „Da ist es nicht so wichtig, ob der Anzug 500 Euro mehr oder weniger kostet“, so der neue Regent-Chef. So können die hohen Personalkosten in Deutschland mit erstklassiger Qualität ausgeglichen werden.

Der gebürtige Weißenburger, der inzwischen in Balingen an der schwäbischen Alp lebt, sieht Regent nicht als reines Investment. „Ich muss da nicht die großen Gewinne haben, ich will einfach ein stabiles Geschäftsmodell. Natürlich will jeder Kaufmann Gewinner erwirtschaften, aber die sollen eher wieder in das Unternehmen investiert werden“ – unter anderem in die Verjüngung der Belegschaft.

1200 Jahre Erfahrung

Auf 1200 Jahre Betriebszugehörigkeit und vor allem Erfahrung in der Modebranche bringt es die Belegschaft im Moment. Das ist Fluch und Segen zugleich. Denn das einzigartige Know-how in der Augsburger Straße in Weißenburg drohe mit dem baldigen Ruhestand vieler Mitarbeiter verloren zu gehen. „Wir müssen sehen, dass wir die nächsten fünf Jahre junge Leute reinbringen, die das Know how übernehmen“, sagt Krampf. „Das ist ein zusätzliches Investment.“ Man darf also – zumindest in der Übergangszeit – mit ein paar neuen Arbeitsplätzen rechnen, zumal Regent zuletzt nur noch rund 50 Mitarbeiter hatte, vor wenigen Jahren waren es noch 80.

Dass Peter Krampf nun der neue Regent-Chef ist, ist seinen guten Verbindungen in die alte Heimat geschuldet. Der Weißenburger war als Manager viel in der Welt unterwegs – unter anderem zieren VW, McKinsey oder EnBW seinen Lebenslauf –, aber der Kontakt in die Heimatstadt riss nie ab. „Der Abiturjahrgang 1990 hat irgendwie einen besonderen Zusammenhalt“, sagt der Absolvent des Weißenburger Gymnasiums. Und auch seine Mutter ist nicht ganz unschuldig an der Regent-Rettung. „Sie hat mir im­mer die Artikel aus dem Tagblatt hingelegt, wenn ich zu Besuch war“, erzählt Krampf. So verfolgte er die Entwicklung bei Regent und machte sich frühzeitig Gedanken über ein Engagement.

„Ich habe so viel gelernt, da war immer die Frage, ob ich das nicht ir­gendwann der Region auch wieder zurückgeben kann.“ Etwa 50 Prozent seiner Arbeitszeit will er in den kommenden Jahren für Regent aufwenden. Seine Unternehmensberatung wird er weiter betreiben, aber erst mal nicht in die Neuakquise gehen. Zudem wird er seine wissenschaftlichen Publikationen im Wirtschaftsbereich einschränken.

Das Engagement in Weißenburg freut nicht nur die Mitarbeiter des Unternehmens, die sich endlich ruhigeres Fahrwasser wünschen, sondern auch die Familie. „Ich werde jetzt wieder öfter da sein. Das freut meine Mutter – also hoffe ich“, sagt Krampf und lacht. Er scheint Freude an der neuen Arbeit in der alten Heimat zu haben.
 

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