Rufbusse für die kleinen Dörfer

3.1.2019, 07:54 Uhr
Rufbusse für die kleinen Dörfer

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Es ist eine mittlere Revolution, die sich da mit dem Beginn des Jahres in Gunzenhausen ereignet hat. Waren viele der Gunzenhausener Ortsteile bislang sehr mager an den Öffentlichen Personen-Nahverkehr angebunden, so verkehrt ab sofort im Stundentakt ein Bus von den Ortsteilen in die Kernstadt. Eine erhebliche Verbesserung. Allerdings mit einer Einschränkung. Der Bus kommt nämlich nur, wenn man ihn auch ruft. Mindestens eine Stunde vor dem fahrplanmäßigen Halt muss man seinen Zustieg in einem Ortsteil angemeldet haben, dann steht auch der Bus zur genannten Zeit an der Haltestelle. Das kann man per Anruf, Mail oder auch App machen. Will keiner fahren, bleibt auch der Bus in der Garage.

Der Gunzenhausener Stadtrat hat das Projekt im vergangenen Jahr mit großer Mehrheit beschlossen. Fünf Jahre probiert man es mit der kleinen Mobilitätswende nun aus und will dann weitersehen. Etwa 80000 Euro sollte das die Stadt kosten. Der Betrag ist überschaubar, weil das Projekt von einem Förderprogramm mitfinanziert wird. Mittelfristig soll es sich selbst tragen, was einigermaßen ehrgeizig ist, da für den Kleinbus lediglich die normalen VGN-Tarife fällig werden, die für die Kurzstrecke überschaubar sind. Der Betrieb des Busses wird im Übrigen über die örtlichen Stadtwerke umgesetzt.

Der Rest des Landkreises wird den Versuch mit Interesse verfolgen, denn auch anderswo wird die Anbindung des ländlichen Raums an die Zentren und weiterführende Verkehrsmittel zunehmend stärker diskutiert. Immer mehr Menschen verzichten aus Kostengründen oder Umwelterwägungen auf das eigene Auto oder würden das zumindest gerne tun. Mit dem stündlichen Rufbus wären nun die Voraussetzungen auch in den Ortsteilen geschaffen, diese Ideen ebenso in die Tat umzusetzen. Und wenn es nur der Verzicht der Familie auf den Zweitwagen ist. Mit den Fahrtzeiten, die bereits ab 5.30 Uhr beginnen, ist der Rufbus auch für Pendler eine echte Option.

Trotz der einstimmigen Entscheidung herrschte auch im Gunzenhausener Stadtrat allerdings eine gewisse Skepsis, ob das Angebot ausreichend angenommen wird. Während es in den Städten bei vielen jungen Menschen selbstverständlich ist, kein Auto zu haben, sieht die Sache auf dem Land noch ganz anders aus. Hier ist das Auto zumeist noch eine Selbstverständlichkeit. Weil die Nahverkehrsverbindungen überschaubar sind, auch aber, weil die Einstellung zur Mobilität eine andere ist. Gunzenhausen wird insofern also ein spannendes Versuchsfeld, um zu sehen, ob der Nahverkehr auch auf dem Land das Zeug dazu hat, einen Teil einer Mobilitätswende zu übernehmen.

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