Schöner sterben

30.7.2018, 08:53 Uhr
Schöner sterben

© Jan Stephan

Den ersten Lacher hatte die Aufführung nach handgestoppten 1,7 Sekunden. Ein Jagdhornbläser eröffnete das Stück mit einem kräftigen Stoß in sein Horn und sein Jagdhund fiel mit einem kräftigen Jaulen ein. Das Publikum hatte seine Freude. Das erste, aber nicht das letze Mal an diesem langen, rund dreieinhalbstündigen Abend.

Schöner sterben

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Das liegt daran, dass das Stück hervorragend ist. Die Theaterfassung, die auf einer Novelle von Franz von Kobell basiert, ist komisch, schlitzohrig, voller feiner Wortgefechte, aber hat auch Tiefgang und eine ordentliche Portion Drama zwischen den Zeilen. Der Erfolg des Weißenburger Brandners liegt aber auch an der starken Inszenierung der Weißenburger Bühne unter der Regie von Thomas Hausner.

Über die Jahre hat man viel Lokalkolorit in das Stück eingebaut, dessen Textfassung sich immer wieder anpasst. So stellte der bayerische Petrus in diesem Jahr fest, dass man im Himmel schon zufrieden sei, wenn unten auf Erden gerade mal keinem baye­rischen Ministerpräsident irgendein Blödsinn einfalle. Auf der anderen Seite beklagte der himmlische Torwächter, dass SPD-Oberbürgermeister ein Zeichen des nahenden Untergangs der bayerischen Volksseele sein müss­ten.

Schöner sterben

© Jan Stephan

Das Bergwaldtheater nutzt man mit seiner großen Bühne hervorragend. Da findet zwischendrin nicht nur ein kleines Volksfest statt – bei dem sich die Jagdhornbläser, die Diatonisch’n Druckknöpf, die Thalacher Goißlschnalzer und der Trachtenverein Thalmannsfeld austoben dürfen – nein, auf die Bergwaldtheaterbühne passen an diesem Abend Himmel und Erde gemeinsam. Das eine unten, das andere oben.

Der perfekte Himmel

Beeindruckend wie immer auch die schauspielerische Leistung: Der Himmel agiert nahe an der Perfektion. Thorsten Michel als Portner Petrus ist grundgemütlich, die beiden barocken Bayern-Engel Turmair (Mathias Böhner) und Nantwein (Matthias Seeger) sind liebenswert komisch und der Abgesandte des preußischen Himmels (Volker Meckel) ist einfach zum Nie­derknien. Hinzu kommen der dauerschlechtgelaunte Erzengel Michael (Florian Gerbig) und natürlich der Boanlkramer.

In dem klapprigen Tod hat Thomas Hausner seine Paraderolle gefunden, wie man nicht erst in diesem Jahr feststellen durfte. Er bringt ihn herrlich schräg auf die Bühne. Selten, dass man einen Tod so gern haben konnte wie den armen Boanlkramer.

Auf der Erde ragten schauspielerisch Rainer Scheibe als Brandner Kaspar heraus, dem man seine Schlitzohrigkeit jederzeit abnahm, sowie Martin Globisch als stetig vor sich hinzeternder Bürgermeister Senftl. Ebenfalls mit guten Leistungen an zentralen Stellen des Stücks sorgten Kevin Berns (Florian), Florian Huber (Gerch) und nicht zuletzt Beate Kammerbauer (Maria) für das Gelingen. Außerdem spielten Franzi Hüttmeyer (Anna), Anna Stengel (Vroni) und Anja Michel (Theres) sowie zahlreiche Engel und anderes himmlisches Personal. Im kommenden Jahr gibt es den Brandner übrigens nicht zum Start der Saison, sondern zu ihrem Beginn, wie Thomas Hausner ankündigte. Wegen der Theater-Festspiele im Bergwaldtheater rutscht der Brandner auf den 25. Mai.

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