Schröppel schickte die Kavallerie

27.2.2014, 08:01 Uhr
Schröppel schickte die Kavallerie

© Stephan

Der Wahlkampf brodelt. Das war bei der Mitgliederversammlung der SPD deutlich zu spüren. Selten hat man OB Schröppel so kämpferisch  gesehen – und selten so verärgert. Das Stadtoberhaupt wehrte sich wütend gegen den Vorwurf der Wankelmütigkeit durch die CSU. Er hielt den „Amends und Schorks“ seinerseits Planlosigkeit und unsachliche Angriffe vor. CSU-Konkurrent Alexander Höhn kam in Schröppels Rede nicht vor. Zumindest nicht mit Namen. Wenn es um Höhn ging, sprach der Amtsinhaber stets vom „Kandidaten aus Ellingen“. Eine wohlkalkulierte Gemeinheit – nicht die einzige des Abends.

„Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen“, riet Schröppel den CSUlern mit Blick auf seine vermeintliche „Hü-und-Hott-Politik“. „Wer hat denn einen Parteivorsitzenden, dessen Markenzeichen das Schlagen von Haken ist?“, fragte Schröppel. Keiner wisse mehr, wofür die CSU landespolitisch stehe, und das sei in Weißenburg nicht anders.

„Zurückgepfiffen“

Schröppel: „Zuerst sind die Amends, Schorks und Co. im Stadtrat gegen neue Schulden. Dann sagt ihr OB-Kandidat aus Ellingen: Die Zinsen sind niedrig, lasst uns Schulden machen. Dann wird er zurückgepfiffen und sagt erst mal wochenlang gar nichts mehr, weil er so erschrocken ist, dass die Altvorderen ihm die Meinung gesagt haben. Und der Herr Roth aus Dettenheim (stellvertretender CSU-Stadtratsfraktionsvorsitzender, d. Red.) muss einen Leserbrief mit wirren Interpretationen schreiben, wie der eigene OB-Kandidat das gemeint hat.“

Bei der SPD-Basis kommt so viel Wille zur Attacke gut an. Es wird gelacht, geklatscht und auf die Tische geklopft. Die Stimmung ist bestens. Und Schröppel ist noch nicht am Ende. „Wer ist denn hier planlos, wer widerspricht sich in einer Tour, wer betreibt eine Hü-und-Hott-Politik?“, ruft er in den Saal.
Vor dem Auftritt des OB hatte Andre Bengel den Einheizer gegeben. Seine Rede war als „Analyse unserer Positionen“ angekündigt worden, entpuppte sich aber bald als General­mobilmachung gegen die CSU. Bengel warf den Christsozialen im Wahlkampf Vertuschungsversuche und Tatsachenver-drehungen vor. Dass die CSU sich nun in einem Leserbrief dazu bekannt habe, keine Leserbriefe mehr zu schreiben, wertete er als Verdienst der Sozialdemokraten. „Die SPD Weißenburg hat ihnen keine Chance mehr gelassen, auf diese Art und Weise die Weißenburger Bürgerinnen und Bürger hinters Licht zu führen.“

Als Beleg für die Täuschungsver­suche führte er das „vermeintliche Informationsblättchen Der Weißenburger“ an, das die CSU herausgegeben hat. Besonders bitter stieß ihm auf, dass die CSU das Spielplatzkonzept als ihren Erfolg ausgab. „Wenn ich mich zusammenreiße, würde ich diese Darstellung nur als unverschämte Verdummung der Weißenburger Bürgerinnen und Bürger bezeichnen“, rief Bengel und riss sich im Anschluss eher nicht zusammen.
Die CSU habe der Verwaltung den Auftrag gegeben, ein Spielplatzkonzept zu erstellen, die SPD aber habe schon sechs Monate vorher in Eigenregie eine Bestandsanalyse vorgenommen. So sei das Thema erst auf die Agenda gekommen. „Das ist politische Arbeit. Sich mit fremden Federn schmücken, ist ein Armutszeugnis“, ärgerte sich Bengel.

„Nicht mitbekommen?“

Was dem Ganzen die Krone aufsetze, sei, dass der OB-Kandidat der CSU das Spielplatzkonzept jetzt auch noch als zu teuer empfinde. Tatsächlich hatte Höhn zuletzt den neuen Spielplatz an der Lindenstraße als Beispiel für mangelndes Kosten­controlling der Stadt angeführt. Im „Weißenburger“ wird der Spielplatz als Beleg angeführt, dass das Spielplatzkonzept in die Tat umgesetzt werde.
Gerupft wurde auch das Wahlprogramm der CSU. Die genannten Punk­te seien in weiten Teilen bereits auf den Weg gebracht, sagte der Oberbürgermeister. Etwa das Leitbild für Weißenburg. „Wir sind mitten drin, ein integriertes Stadtentwicklungskonzept ist längst in Auftrag gegeben und wird bearbeitet. Hat das die CSU nicht mitbekommen?“, fragte Schröppel.

Stichwort Kinderfreundlichkeit – einer der wesentlichen Punkte in Höhns Wahlkampfprogramm. Unter seiner Amtsführung sei die Zahl der Krippenplätze um 180 Prozent gesteigert worden, und im Sommer werde in diesem Jahr erstmals eine Kin­derferien-Betreuung angeboten, wies Schröppel auf eigene Erfolge hin. Das von Höhn geforderte Internetportal für die Vermittlung von Tagesmüttern gebe es längst, es sei mit zwei Klicks von der Homepage der Stadt zu erreichen. „Man sollte sich halt mal die Internetseite der Stadt ansehen, bevor man den Bürgern irgendein Zeug erzählt.“

Im Zusammenhang mit dem von Alexander Höhn geforderten Stadtmanager erinnerte Jürgen Schröppel daran, dass der letzte CSU-OB-Kandidat Bernhard Amend diesen noch als überflüssig abgelehnt hatte. „Stattdessen hat er in dem denkwürdigen Radio-8-Wahlduell vorgeschlagen, man sollte die Schaufenster leer stehender Geschäfte dekorieren“, sagte der OB. „Ohne Worte. Hanebüchen.“

Scharf wandte er sich auch gegen die „CSU-Propaganda“ bezüglich der Finanzen der Stadt. Weißenburg sei mi 18,15 Euro verschuldet. Der Bundesdurchschnitt vergleichbarer Städte liege bei 600 bis 700 Euro. Wenn das Worst-Case-Szenario komme, das der Stadtkämmerer aus Vorsicht rechne, sei die Stadt 2017 mit 26 Millionen Euro verschuldet. „Bei zwei Prozent Zinsen und einer Tilgung von fünf Prozent sind das eine jährliche Belas­tung von 1,8 Millionen für die Stadt. Bei einem Gesamthaushalt von 64 Millionen Euro“, sagte Schröppel. Das Worst-Case-Szenario aber werde nicht kommen.

Bei der Präsentation seiner eigenen kommunalpolitischen Ziele blieb der SPDler eher im Ungefähren. Er stellte fest, dass mit der Vierfachturnhalle, der Mittelschule, der Sanierung des Römermuseums und der Westtangente genug Großprojekte auf Umsetzung harren. Des Weiteren verwies er da­rauf, dass er weiter die Lebensqualität in Weißenburg erhöhen wolle. Die Bereiche Familie und Senioren sowie die Kulturpolitik seien Felder, in denen man sich weiterentwickeln müsse.

Am Ende wurde der Amtsinhaber wieder versöhnlich. Er wolle eine Politik des Miteinanders, die unsachlichen und persönlichen Attacken müssten ein Ende haben. Schröppel: „So kann das nach der Wahl nicht weitergehen.“  

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