Stadtwald Weißenburg wird nachhaltig bewirtschaftet

20.6.2017, 08:04 Uhr
Stadtwald Weißenburg wird nachhaltig bewirtschaftet

© Jürgen Leykamm

Das begehrte Siegel darf man somit auch behalten. Eine solche Prüfung war aber für den Forst der Römerstadt auch kein Neuland. Im Gegenteil: Der Betrieb gehört zu den ersten überhaupt, die sich den strengen Standards von PEFC („Programme for the En­dorsement of Forest Certification Schemes“) stellten und das Zertifikat sein Eigen nennen konnten. Ab dem Jahr 2000 als Teil einer Forstbetriebsgemeinschaft, als Einzelbetrieb ist man seit 2009 erfasst.

Als kommunale Einrichtung hängt die Messlatte besonders hoch. Die Bewirtschaftung muss „vorbildlich“ sein. Dass dies auch geschieht, wolle man durch die jetzige Prüfung unterstreichen, wie Forstamtsleiter Jürgen Fischer beim Ortstermin erklärt. Zugute kam dem Stadtwald beim Audit nun auch die genaue Datenerhebung, die seitens des Amtes hier praktiziert wird.

Sie macht beispielsweise deutlich, dass es hier 1993 noch einen Fichtenanteil von über 60 Prozent gab. Er ist mittlerweile auf 47 Prozent gesunken. Das Verhältnis von Nadel- und Laubhölzern auf der knapp 2580 Hektar großen Waldfläche sei derzeit etwa eins zu eins, so Fischer. Immer mehr klimatolerante Baumarten zögen hier ein. Stabilität durch standortgerechte Vielfalt sei die Devise.

Genutzt werden die Vorräte nicht nur von der Holzindustrie, sondern auch zur Energiegewinnung. Den entsprechenden Hinweis Fischers beim Pressegespräch nutzte Oberbürgermeister Jürgen Schröppel, um kritischen Stimmen aus dem Stadtrat entgegenzutreten, die monierten, dass das Holz im Stadtwald „vergammelt“. „Nein, es wird verkauft“, betonte der OB. Unter anderem an jene Einrichtungen im Umkreis, die auf Bioenergie setzen.

Es müsse möglich sein, den kommunalen Forst auch zur Gewinnung von Energieholz zu nutzen, meinte Bun­destags- und Stadtratsmitglied Artur Auernhammer. Er ist auch Vorsitzender des Bundesverbands Bioenergie. „Wir wollen ja keinen Raubbau, sondern nachhaltige Waldbewirtschaftung“, machte er deutlich. Und genau das geschehe ja in Weißenburg.

Nutzung fördert das Wachstum

Die ökonomische Bilanz sei positiv: „Wir schreiben schwarze Zahlen“, stellte Schröppel fest. Die Erholungsfunktion komme dabei aber nicht zu kurz, und auch die Ökobilanz ist im wahrsten Sinn des Wortes im grünen Bereich: Jährlich würden zwar pro Hektar 8,3 Festmeter entnommen, dem stünde aber ein Zuwachs von neun entgegen, wie Fischer anführte. Gerade die Nutzung würde das Wachstum fördern.

Zudem werde bei der Bewirtschaftung den Naturschutzbelangen Rechnung getragen. Totholzbäume bleiben stehen und Biotopbäume werden gepflegt. Wenn ein Baum durch Auslichtung etwa Sonnenbrand bekommt und er fortan für Bruttiere von Nutzen sein kann. Die Bewirtschaftung im Stadtwald trage also ihren Teil dazu bei, dass die Klimaschutzziele in Deutschland auch erreicht werden können, „zu denen wir nach wie vor stehen“, sagte MdB Auernhammer.

Dass bei der Vergabe des Siegels „alle Facetten der Nachhaltigkeit“ berücksichtigt würden, betonte Dirk Teegelbekkers, Geschäftsführer von PEFC Deutschland. Wie diese genau aussehen, erläuterte Auditor Horst Gleißner, Geschäftsführer der Holz- und Wald Zertifizierungsgesellschaft (HW-Zert). Über 60 Kriterien galt es zu erfüllen, wozu auch die Weiterbildung der Mitarbeiter oder die Unfallverhütung zählten.

Unter diesem Aspekt etwa sei auch der Einsatz etwa von Holzvollerntern durchaus positiv zu sehen. So bestätigte es bei der Begehung auch Maximilian Plabst, stellvertretender Amts­chef und Leiter eines der beiden Stadtwaldreviere, das andere betreut Klaus Knaupp. An so mancher Stelle stünden die zu entfernenden Bäume einfach so dicht, dass sie nach dem Umschneiden „einfach nicht fallen wollen“. Tun sie es dann doch, kann dies eine Kettenreaktion auslösen, was höchste Gefahr für die Mitarbeiter bedeute.

Wo möglich werde aber manuell gearbeitet. Dann gelte es bei der Entnahme Augenmaß walten zu lassen. Fichten etwa dürften nicht zu spät
geerntet werden, weil sich dicke Stämme schlecht vermarkten ließen und sie zudem bei zu spätem Schneiden die Naturverjüngung beschädigten, die man ja durch die Entnahme fördern will. Solche Auslichtungen übernimmt im Stadtwald des Öfteren der Berufsnachwuchs. „Im kommunalen Bereich sind wir weit und breit der einzige Ausbilder“, so Schröppel.

Das Fazit Gleißners war eindeutig: „Standortgerechte Mischbestände wurden hier nicht nur geplant, sondern auch erreicht – und zwar eindrucksvoll!“ Er sei mit dem Audit „überaus zufrieden“. Großes Plus sei auch der kurze Radius der Vermarktung von gerade einmal 32 Kilometern.

Nur einen Wermutstropfen gibt es: An einer Stelle etwa würden zehn benötigte Baumarten nach oben wachsen, wenn der Wildverbiss nicht so stark wäre. Diskutiert wird hier deswegen eine Bejagung in Eigenregie und die Aufteilung der Flächen in Pirschbezirke. Nach diesem Modell verfährt man bereits in einem der sieben Jagdreviere recht erfolgreich.

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