Stimmenzauber und Humor im Bergwaldtheater

27.6.2017, 06:00 Uhr
Stimmenzauber und Humor im Bergwaldtheater

© Rainer Heubeck

Letztere treten eigentlich nur in größeren Städten auf, zählen sie doch zu den Top-Formationen in Deutschland. Kurz vor ihrer zweimonatigen Sommerpause machten die vier Sänger aus Hannover, Hamburg und Berlin einen Abstecher zu ihren fränkischen Freunden – und stachen diese beinahe aus.

Bitten an den Fußballgott

Denn die Auftritte von „MaybeBop“ sind alles andere als brave Liederabende ohne instrumentale Begleitung: Frech, ideenreich („Daff kommt mir pfaniff vor“) und kritisch nahmen sie im Bergwaldtheater etwa Gott Fußball aufs Korn, dichteten den Kirchenklassiker „Großer Gott wir loben dich“ zur Breitseite auf die Götter auf dem Rasen um, machten aus dem Kyrie Eleison ein „Schiri Eleison“ sowie „Schiri du Eselssohn“ und knieten nieder, um für die Vergebung der Fußballsünden zu bitten.

Gleich danach ging es rockig zu – mit Botschaft: Pink Floyds „The Wall“, „Zombie“ von The Cranberries, U2’s „Sunday Bloody Sunday“, der Rap „Get up, Stand up“ wechseln sich mit „99 Luftballons“ und „Ein bisschen Frieden“ ab. Das war derart gut, dass die Zuhörer spontan aufstanden und dem Quartett Beifall spendeten. „All diese Songs wollen etwas verändern – wir auch“, sagten Jan Bürger, Lukas Teske, Oliver Gies und Sebas­tian Schröder. Und baten um Unterstützung für die Initiative „Viva con Aqua“, die sich weltweit dafür einsetzt, dass Menschen freien Zugang zu sauberem und vor allem bezahlbarem Trinkwasser haben. Zwei Euro jeder verkauften CD gehen dorthin.

Die vier „MaybeBops“ schafften es in Weißenburg, ernste Themen locker-flockig in die Naturbühne zu singen, mit Witz gegen das dauernde „Frauenversteher-Mantra“ zu kalauern, in „Festung“ das dunkle Mittelalter-Genre zu streifen und den A-cappella-Klassiker „Mein kleiner grüner Kaktus“ von Rolf Marbot von jeglichem Staub der zwanziger Jahre zu befreien. Eine geniale Performance, für die es zurecht stehende Ovationen gab.

Holladriöh im Frack

Da hatten es die fünf „Viva Voce“-Mitglieder zunächst schwer mit einem eher klassischen A-cappella-Auftakt mit Pop-Klassikern. Doch spätestens mit dem italienisch-englischen Zwiegesang zu „O sole mio“ und „Now or never“ hatten sie das Publikum wieder an ihren Lippen hängen und zeigten ihrerseits, was sie nach mittlerweile 19 Jahren auf der Bühne so alles drauf haben: War das Intro zum Hit „Brenna tuats guat“ noch im Jodelmodus, spannte David Lugert zusammen mit Heiko Benjes, Jö̈rg Schwartzmanns, Bastian Hupfer und Mateusz Phouthavong den Bogen von der Moderne zurück in die goldenen Zwanziger.

Hubert von Goisern im Stile von Max Raabe – das war Holladriöh im Frack und zählte zu den Highlights des Abends. Zwei Lieder aus dem „Viva Voce“-Kirchenprogramm, das Zimmerer-Lied und jenes vom kleinen Stein, den es braucht, um eine große Welle auszulösen, folgten.

Nach gut einer Stunde sagte das Quintett erstmals „Adieu“, wurde mit lautstarken „Zugabe“-Rufen aber noch zu einem „Beatles“- und Dancefloor-Medley sowie einer Jam-Session mit „MaybeBop“ auf die Bühne zurückgerufen. „Stand by me“ performen die neun Sänger zusammen – auch wenn das angesichts der fortgeschrittenen Stunde leider nicht mehr möglich war. Aber: „Viva Voce“ kommen nächstes Jahr wieder – mit einem besonderen Programm zum 20. Bühnenjubiläum.

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