Thrillerkost aus Pleinfeld

24.12.2014, 10:00 Uhr
Thrillerkost aus Pleinfeld

Das mit der Ladentheke ist im Grunde Quatsch. Timo Leibig verkauft die meisten seiner Bücher im Netz – online, digital, als E-Book. Dort tut er sich als Einzelkämpfer ohne Verlag leichter, abseits der Arrivierten der Branche für Aufmerksamkeit zu sorgen. Und inzwischen hat er sich in der Branche einen Namen gemacht. Zahlreiche Krimi- und Thrillerblogs empfehlen den Pleinfelder als Geheimtipp, seine Verkaufszahlen sind stark und die Leser sind in der Mehrzahl begeistert.

Für Leibig ist die Schriftstellerei inzwischen mehr als nur ein Hobby. „Es ist ein zweites Standbein“, sagt der studierte Grafiker und Mediendesigner. „Das muss es auch sein, sonst könnte ich da gar nicht so viel Zeit investieren.“ Dass man abseits der Verlage mit Literatur Geld verdienen kann, ist eine der erfreulicheren Entwicklungen des Umbruchs in der Branche. Im klassischen System hätte es Leibig wohl nie zu der Bekanntheit gebracht, die er nun in Kennerkreisen hat.
Trotz seines Erfolgs mit „Blut und Harz“ hat er für „Herznote“ keinen Verlag finden können. An ihm lag das nicht. Das Manuskript hat er an zahlreiche Häuser geschickt. Meistens kam nicht mal eine Absage. „Das ist nicht sonderlich motivierend“, erzählt der junge Pleinfelder. Also ging er das Projekt erneut mit eigenen Mitteln an. Inzwischen hat er einen eigenen Kleinverlag gegründet, um für die gedruck-te Kleinauflage von 500 Exemplaren auch eine ISBN-Nummer zu bekommen. Seine Bücher sind jetzt deutschlandweit in jeder Buchhandlung bestellbar.

Das Gros seines Absatzes macht er aber im Internet. Auch da ist Erfolg mit Literatur aber kein Selbstläufer. „Einfach hinsetzen und auf den Erfolg warten, ist nicht. Man muss aktives Marketing machen, Blogger anschreiben, Facebook-Werbung ...“, erzählt Leibig. Und man muss sich mit Amazon auseinandersetzen. Das sei eine Wissenschaft für sich. Das Internetportal bietet sogenannten „Selfpublishern“ eine weltweite Verkaufsplattform. Dafür kassiert das amerikanische Unternehmen im Falle von Leibig 30 Prozent von jedem verkauften E-Book. Im Dezember könnte es für den Pleinfelder für die Liste der Bestseller-Autoren im E-Book-Bereich reichen und das garantiert dann noch mehr Aufmerksamkeit im Netz.

War „Blut und Harz“ ein Mysterythriller, ist „Herznote“ ein klassischer Psychothriller. Ein teuflisches Kräftemessen zwischen einem
Psychologen und seinem Patienten. Ausgefochten mit subtilen Machtspielchen, die bald in einen Strudel von Gewalt führen. Die Story ist großartig konstruiert und lässt den Leser schaudern. Sprachlich hat der junge Autor zudem noch mal zugelegt, was sicher auch der Einbeziehung eines professionellen Lektorats zu verdanken ist. Die Pleinfelder Thrillerschmiede scheint Zukunft zu haben.
Tatsächlich hat Leibig das nächste Buch schon im Rohmanuskript fertig und geht aktuell mal wieder auf Verlagssuche. Einer hat bereits Interesse angemeldet. Diesmal wird es ein Krimi rund um einen Entführungsfall. Leibig hofft, dass es diesmal mit dem Verlag klappt. „Die Wahrnehmung ist dann einfach besser. Im Selbstverlag wirst du immer ein bisschen belächelt“, weiß er. Dabei hat er das nun wirklich nicht verdient. Leibigs Bücher sind absolut lesenswert und besser als manches, was in den Bestseller-Stapeln der großen Buchhandlungen liegt.

 

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