vhs Weißenburg bangt um die Zukunft

13.7.2018, 05:59 Uhr
vhs Weißenburg bangt um die Zukunft

© vhs Weißenburg

Der Auftritt im Kulturausschuss dürfte seinen Zweck erfüllt haben. Zwar verließen die vhs-Vertreter um Dr. Andreas Palme die Sitzung ohne die erwünschte Blanko-Zusage der Stadt, eine Leitungskraft zu finanzieren, aber das Thema wurde nachhaltig gesetzt. So nachhaltig, dass es die Weißenburger Stadtpolitik so schnell nicht mehr verlassen dürfte. Die vhs ist zu einer der drängenderen Baustellen.

Zumal das Thema – relativ kurz vor der Kommunalwahl – einige Brisanz birgt. Immerhin geht es um eine der wichtigsten ehrenamtlichen Institutionen der Stadt. Eine, die mit der Erwachsenenbildung einen Bereich beackert, der zu den Pflichtaufgaben einer Kommune zählt. Und die Vereinsvertreter scheinen entschlossen, ihre Position mit Nachdruck zu vertreten. Zumindest gab es schon mal eine sanfte Drohung, dass nicht sicher sei, ob der Vorstand bei der nächsten Wahl wieder antrete, wenn die Rahmen­bedingungen nicht stimmen würden.

Brisant und teuer

Auf der anderen Seite hat das Thema das Potenzial, richtig teuer für die Stadt zu werden. Denn neben einer hauptamtlichen Leitungskraft, die dauerhaft bezahlt werden soll, fordert die vhs auch mit Nachdruck eine Verbesserung der räumlichen Situation. Die Sanierung des leer stehende Progymnasiums am Plerrer, das der vhs bereits 2010 einmal zugesagt worden ist, dürfte aber in die Millionen gehen.

Zusätzlich läuft der vhs und damit irgendwie auch der Stadt die Zeit da­von. Der Grund sind die Rahmenbedingungen, die die Bayerische Staatsregierung und der Verband der Volkshochschulen gesetzt haben. Von beiden Seiten droht der kleinen und ehrenamtlich geführten Weißenburger vhs Ungemach. Der Freistaat fordert in Zukunft ein Qualitätsmanagement zu installieren. Andernfalls werden die Zuschüsse gestrichen. Und der Volkshochschulverband hat einen Kriterienkatalog aufgestellt, die jede Volkshochschule erfüllen muss. Vorgaben, denen Weißenburg in mehreren Bereichen nicht gerecht wird.

Würden die bisherigen Strukturen bleiben, verlöre die Weißenburger vhs nicht nur die staatlichen Zuschüsse in der allerdings überschaubaren Höhe von 7000 Euro, sondern man würde auf Sicht auch aus dem Verband der Volkshochschulen ausgeschlossen. Die Volkshochschule wäre keine Volkshochschule mehr. „Wir wären dann ein ganz normaler Bildungsträger ohne jeden Überbau“, stellte Palme im Ausschuss fest. Man habe diese „Gallisches Dorf“-Variante am Anfang in Betracht gezogen, sei inzwischen aber sicher, dass dies auf Dauer den Untergang der Weißenburger vhs bedeuten würde.

Aus Sicht der Verantwortlichen ist ein Verbund mit Gunzenhausen die einzig sinnvolle Option. Die Kollegen in der Altmühlstadt erfüllen bereits jetzt die notwendigen Anforderung von Staatsregierung und Verband, werden hauptamtlich geführt und über die Mitgliedsgemeinden vergleichsweise üppig finanziert. Allein der Vergleich der Jahresumsätze spricht eine deutliche Sprache. In Weißenburg kommt man auf rund 160000 Euro, in Gunzenhausen auf 550000 Euro.

Die Gunzenhausener wären einem Verbund nicht abgeneigt, wie erste Gespräche gezeigt haben. Allerdings seien die Ausgangsvoraussetzungen extrem unterschiedlich. „Wir brauchen ein Bekenntnis der Stadt zu einer hauptamtlichen Stelle. Dann können wir weiterverhandeln. Bisher kann ich in den Verhandlungen nichts anbieten“, klagte Palme. Man habe lediglich eine 0,6-Verwaltungsstelle, sei ehrenamtlich organisiert und habe eine vollkommen unzureichende Raumsituation.

Den Blanko-Scheck für eine neue Stelle wollte im Kulturausschuss aber keiner ausstellen. „Ich habe da jetzt schon ein Problem. Wir sollen eine Zusage geben, ohne dass wir wissen, in welchem Umfang das alles stattfinden soll“, stellte Weißenburgs Oberbürgermeister Jürgen Schröppel (SPD) fest. Dem hielt vhs-Vorsitzender Palme entgegen: „Es ist aus unserer Sicht nicht sehr zielführend, erst ein Konzept zu machen und dann zu schauen, wie man das finanzieren kann.“ Zu­dem seien schon die Verhandlungen und der schnelle Einstieg in das Qualitätsmanagement, der 2019 erfolgen müsse, aus ehrenamtlichen Kräften nicht mehr zu schultern.

CSU-Stadtrat Bernhard Amend stellte sich in der Sache klar auf die Seite der vhs. „Wenn ein Vorstand der vhs uns sagt, dass sie das nicht mehr schaffen, dann müssen wir uns überlegen, wie wir sie unterstützen können. Wir werden wohl um eine Professionalisierung nicht herumkommen.“ Allerdings stellte auch Amend fest, dass man die Art und Weise der Unterstützung nicht in einer Sitzung entscheiden könne. Auch SPD-Stadtrat Gerhard Naß argumentierte in dieser Richtung: „Ich denke, alle Kollegen hier wollen, dass die Volkshochschule hier weitergeführt wird. Auf lange Sicht scheint das ehrenamtlich nicht mehr zu gehen, aber wir brauchen ein ganz klares Konzept, wie die vhs in Zukunft aufgestellt sein soll“. „Ich bin dafür, dass wir in diesen Prozess einsteigen“, stellte auch Grünen-Rätin Katrin Schramm fest.

Gemeinsame Erklärung der Städte

Die beiden anwesenden Vertreter des vhs-Verbands hatten darauf hingewiesen, dass der nächste sinnvolle Schritt eine gemeinsame Erklärung der Stadträte in Weißenburg und Gunzenhausen sein könnte, dass man In­teresse an einem Verbund habe. Dann könne man von Verbandsseite einen Berater schicken, dessen Kosten zu 80 Prozent übernommen werden. So könnte das Modell einer Zusammenarbeit zwischen den beiden Volkshochschulen erarbeitet werden. „Das klingt doch nach einem richtigen Weg“, zeigte sich Schröppel dafür offen. Man werde die Sommerpause nutzen, um sich Gedanken zu machen, und das Thema dann weiterbehandeln, stellte der Oberbürgermeister fest. „Das muss ja nicht gleich morgen entschieden sein.“

„Morgen vielleicht nicht“, meldete sich Palme zu Wort. „Aber schon noch in diesem Jahr.“ 2019 müssten sowohl das Qualitätsmanagement als auch der Verbund auf den Weg gebracht werden. Allzu viel Zeit haben damit weder Stadt noch Volkshochschule.

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