Viele schöne Ein- und Ausblicke

11.9.2018, 06:04 Uhr
Viele schöne Ein- und Ausblicke

© Markus Steiner

Was alle Denkmäler in der Region verbindet: Sie alle sind Zeitzeugen einer beeindruckenden Handwerkskunst, die Großartiges geschaffen hat, was auch heute, nach etlichen Jahrhunderten, noch besteht. Die von den Erbauern verwendeten Baumaterialien und Techniken verbinden die verschiedenen Regionen und zeigen, dass reisende Handwerker neues Know-how mitbrachten. Das gilt für die vier Türme, die man in Weißenburg besichtigen konnte (Ellinger Tor, Andreas-turm, Spitalturm und der Stadtmauerturm an der Schießgrabenmauer 2), sowie für den Dachstuhl des Ellinger Schlosses, wo den ganzen Sonntag von der Bayerischen Schlösserverwaltung und dem Staat­liche Bauamt Ansbach rund 40 Minuten dauernde Führungen angeboten wurden.

Der sonst nicht zugängliche Dachboden und das sogenannte Mezzaningeschoss der Residenz Ellingen waren geöffnet und die Besucher erhielten unter der fachkundigen Führung von Luise Enderlein Einblicke in die komplexe Dachstuhlkonstruktion, für die rund 3000 Eichen in einer Länge von 16 bis 22 Metern verbaut wurden – alleine für den Südflügel! In einer aufwendigen Sanierung wurde der Dachstuhl von 1968 bis 2001 saniert. Die Kosten hierfür betrugen fast 14 Millionen Euro, eine Zimmerei war über 20 Jahre lang mit zwei bis drei Mann täglich beschäftigt.

Platz für 40 Häuser

Zahlen, die auch die Gäste der Führung beeindruckten. Genauso wie das schier unfassbare Ausmaß des an seiner höchsten Stelle 37 Meter hohen Dachstuhls, in dem Enderlein zufolge 40 Einfamilienhäuser Platz finden würden. Bei der Führung erfuhr man unter anderem auch, wie eine Prunkdecke von hinten aussieht und wie die Räumlichkeiten der Dienstboten im sogenannten Mezzaningeschoss aussahen. Ebenfalls eindrucksvoll: die vielen schöne Aussichten aus luftiger Höhe auf das gesamte barocke Ellinger Stadtensemble.

Viele schöne Ein- und Ausblicke

© Markus Steiner

Noch höher hinaus ging es für die Besucher der Viertürme-Tour in Weißenburg, die bis ins Türmerstübchen des 65 Meter hohen Andreasturms führte. Die Aussichtsplattform liegt auf 52 Metern, erklärte Stadtführer Thomas Struller den interessierten Besuchern, die insgesamt 174 Stufen der engen Steinwendeltreppe hinaufsteigen mussten. Die Strapazen waren indes lohnenswert: Bei bester Sicht konnten die Besucher Weißenburg aus allen vier Himmelsrichtungen von oben sehen und nachempfinden, wie sich der Türmer, der bis 1925 die Türmerstube bewohnte und die Stadt vor Gefahren warnte, gefühlt haben muss.
Im Ellinger Tor, das im 14. Jahrhundert gebaut wurde und heute die his-torische Ratsbibliothek der Stadt beherbergt, zeigte Stadtarchivar Reiner Kammerl alte Handschriften, und die Besucher konnten auch von dort tolle Blicke auf die Weißenburger Altstadt werfen.

Den Spitaltorturm, der im Unterbau auf das frühe 14. Jahrhundert zurück-geht und 1728 durch Gabriel de Gabrieli barockisiert wurde, konnte ebenfalls erklommen werden und auch von der dortigen Besucherbrüstung bot sich ein herrlicher Blick auf den gut belebten Marktplatz und Weißenburgs gute Stube. Wer am Ende alle vier Türme erklommen hatte und sich seine Eintrittskarte abstempeln ließ, der durfte sich über eine Eintrittskarte für die Mogetissa-Therme freuen. Ein Anreiz, der vor allem viele Kinder motivierte, ihre Eltern beim Tag des offenen Denkmals zu begleiten.

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