Was bedrückt die Menschen in Altmühlfranken?

13.10.2017, 07:53 Uhr
Was bedrückt die Menschen in Altmühlfranken?

© Markus Steiner

In einem Zeitraum von vier Monaten bat Gerhild Wächter insgesamt rund 100 Frauen im Alter von 16 bis 90 Jahren, ihr ein symbolisches Päckchen zu packen, das sie zu tragen haben. Von 50 Frauen erhielt sie inzwischen ein oder mehrere Päckchen. Von einigen Frauen weiß Wächter, dass sie es schon fertig gepackt haben, aber einfach noch nicht die Zeit gefunden haben, es bei ihr abzugeben.

Bislang hängen insgesamt 72 Päckchen an einem weißen Kubus (2,20 m mal 2,20 m mal 2,20 m) als äußerem Rahmen. Das Projekt will interaktiv sein und den Besuchern den Dialog erlauben. Eine silberne Schaufensterpuppe, die ebenfalls kleine Päckchen trägt, steht in der Ecke und schaut durch ein Fernrohr.

Was bedrückt die Menschen in Altmühlfranken?

© Markus Steiner

Auch wenn einige Frauen mit Wächters Idee erst gar nichts anfangen konnten, haben viele nach mehrmaligem Nachfragen dann doch ihren Karton gepackt und ihre eigene Ausdruckssprache entwickelt. „Einige fanden die Idee spannend, wollten oder konnten aber aus persönlichen Gründen nicht mitmachen“, sagt die Künstlerin, die glaubt, dass manche die Päckchen auch nur ihr zuliebe vorbeigebracht haben.

Zeitmangel als größtes Päckchen

Andere wiederum hätten sofort abgeblockt, wieder andere zeigten sich zuerst sehr interessiert, gaben aber kein Päckchen ab, und wieder andere ließen sogar Wächter das Päckchen für sie selbst packen. Nachdem die Weißenburger Künstlerin weiß, was alles eingepackt wurde, weiß sie auch, was  die Frauen am meisten bewegt und welche Päckchen sie im Alltag zu tragen haben: „Allen Frauen gemeinsam war der Zeitmangel.“

Männer sollen auch mitmachen

Jetzt überlegt Gerhild Wächter, ob sie ihr künstlerisches Projekt noch ausdehnt und auch Männer bittet, ihr individuelle Päckchen zu schicken. Denn ihr persönliches Fazit fällt am Ende des Projekts positiv aus.

„Obwohl ich manchmal aufgeben wollte, weil ich befürchtete, mit dieser Aktion möglicherweise selbst zum Päckchen, zur Last für andere zu werden, kam doch immer wieder unerwartet ein Päckchen, das mir Mut machte weiterzumachen.“

Die vielen Gespräche, die oftmals auch in die Tiefe gingen, erschienen Wächter, trotz des großen Zeitaufwands, als Geschenk. Viele Frauen interessierten sich für die Päckchen der anderen und konnten sich sofort damit identifizieren. Auch deshalb sei die Aktion für sie „ein großer Gewinn“ gewesen: „Ich bin dankbar für all das, was mir die Frauen anvertraut haben.“

Wer für Gerhild Wächter noch ein Päckchen packen möchte, kann es gerne bei ihr abgeben. Kontakt über Telefon 0 91 41 / 87 41 73 oder per E-Mail: Gerhild.W@gmx.net.

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