Wegen Outdoorboom: Altmühlfranken wird hip

11.3.2018, 16:38 Uhr
Wegen Outdoorboom: Altmühlfranken wird hip

© Jan Stephan

Sebastian Kursawe sieht so aus, wie man sich einen Outdoor-Begeisterten vorstellt: braun gebrannt, Dreitagebart, Dauer-Gute-Laune. Dieses altmühlfränkische Pendant zum Surfertyp kann allerdings nicht nur von Mountainbike-Trails, Klettergärten, Stand-Up-Paddling und Pump Tracks schwärmen, der Mann kann auch sehr klug über Zahlen, Geschäftsmodelle und Marketing reden. Er ist einer der Protagonisten des neuen Outdoor-Booms in der Region.

Zu verdanken ist das nicht zuletzt dem Adventure Campus in Treuchtlingen. Seit einigen Jahren können sich dort Sportbegeisterte das Know-how anstudieren, um aus ihren Hobbys einen Beruf zu machen. Kursawe ist Münchner. "Durch das Studium Sportmanagement mit Schwerpunkt Adventuremanagement bin ich an der Hochschule in Treuchtlingen gelandet. Und dann im Outdoor-Tourismus-Business im schönen Franken hängen geblieben." Der Campus versorgt die Region mit Gründern im Adventure-Bereich, die Begeisterung, Ideen und die betriebswirtschaftliches Basis mitbringen.

Altmühlfränkischer Surfertyp mit Ideen: Sebastian Kursawe ist einer von vielen Outdoor-Begeisterten in der Region, die derzeit an Angeboten feilen.

Altmühlfränkischer Surfertyp mit Ideen: Sebastian Kursawe ist einer von vielen Outdoor-Begeisterten in der Region, die derzeit an Angeboten feilen. © privat

Die Hochschule könnte so einer der Faktoren sein, dass aus Altmühlfranken in ein paar Jahren eine spannende Outdoor-Region wird. Und das wäre eine auch touristisch höchst spannende Perspektive. Denn die Mountainbiker, Stand-Up-Paddler, Kanufahrer, Kletterer oder Wakeboarder sind eine dankbare, spannende und vor allem wachsende Klientel. Umwelt- und gesundheitsbewusst, gut ausgebildet und bereit, viel Geld für Erlebnisse in der Natur auszugeben.

Berge, Wasser, Wald und Platz

Die naturräumlichen Voraussetzungen, zur Outdoor-Region zu werden, sind hierzulande ohnehin ziemlich glänzend. Man hat Hügel, Berge, Wälder, Flüsse, Felsen, Seen und vor allem Platz zu bieten. Und das auch noch in Tages-Fahrweite von Nürnberg, Augsburg, Ingolstadt oder München, wo all die Outdoor-Begeisterten wohnen und sich nach der Natur sehnen.

Kursawe und Robert Rieger lernten sich beim Studium in Treuchtlingen kennen und beschlossen gemeinsame Sache zu machen. Gemeinsam mit Riegers Bruder Andreas gründeten sie die Ridetime GmbH, die unter anderem hinter dem Heimatrausch steckt. Und der steht inzwischen stellvertretend für eine Branche, die vor Ort im Kommen ist. "Wir verstehen das als Plattform, auf der sich Anbieter aus der Region präsentieren können", erklärt Sebastian Kursawe. Diese Plattform steht eben einmal in Pappenheim und ist ein Outdoor-Festival, ein anderes Mal bespielt sie eine Halle auf der Altmühlfranken-Messe und das nächste Mal wird sie nach Nürnberg gebucht. "Das war jetzt natürlich schon Bundesliga", stellt Kursawe mit Blick auf die Freizeitmesse fest, die in fünf Tagen rund 100.000 Besucher hat.

Gekommen sind sie zu dem Job, weil die Nürnberger Messeleitung sich bei der Altmühlfrankenschau in die Heimatrausch-Präsentation verguckt. "Die wollten uns dann unbedingt haben und wir haben nicht Nein gesagt", erklärt der 27-Jährige. So kam es, dass man rund ein Jahr später auf der Pressekonferenz zur Freizeitmesse im Stadion von Greuther Fürth als eines der Highlights der Freizeitmesse vorgestellt wurde.

Auftritt im Stadion

Die Entwicklung ist erstaunlich. Noch vor einem runden Jahrzehnt, zu einer Zeit, als Outdoor noch Draußen hieß, hatten die Touristiker hierzulande nicht viel am Hut mit Trendsport. Während man in Österreich schon durch die Gegend raftete und Bike-Parks aus den Bergen baute, verstand man Mountainbiker hierzulande vor allem als Störung für Wanderer. Inzwischen sind auch Tourismusverbände ganz froh um die wachsende Outdoor-Szene, die bunte Bilder, spannende Angebote und ein charismatisches Image liefert.

Sehr viel Potenzial

"Ja, es hat sich in den vergangenen Jahren schon viel getan", sagt Sebas­tian Kursawe. Es gibt ein Outdoorfes­tival, ein internationales Mountainbike-Rennen in Treuchtlingen, ein internationales Stand-Up-Paddling-Rennen in Langlau, mit der Aktivmühle in Solnhofen hat man einen professionellen Outdoor-Anbieter an der Altmühl bekommen, in Absberg kann man im Baumzelt schlafen, in Enderndorf fliegt man an einer Fly-Line durch den Wald oder an einer Zip-Line über den See und in Pappenheim hat einer der schönsten Klettergärten der weiten Umgebung sein Zuhause.

Restlos begeistert wirkt Kursawe aber nicht. Das liegt vor allem daran, dass er gleich an die ganzen Dinge denken muss, die es noch nicht gibt. "Wir haben schon noch sehr viel Potenzial", stellt der Outdoor-Mann fest. Und das muss aus seiner Sicht dringend ausgeschöpft werden. "Wir müssen uns vor keinem verstecken", glaubt der Heimatrausch-Macher. "Wir haben hier eine brutal hohe Lebensqualität, und ich merke auch ganz persönlich, dass viele Leute, die von hier weggegangen sind, wieder zurückkommen wollen." Nur muss es jetzt eben mit Hochdruck weitergehen.

"Home of gschmeidig"

In der Tat stecken einige Projekte in der Pipeline. Die Wakeboard-Anlage am Brombachsee wird ausgebaut und auf eine Größe gebracht, die für bayernweites Interesse sorgen dürfte. Im Rahmen eines Leader-Projekts versucht der RC Germania gerade offizielle und kontrollierte Mountain-Bike-Routen durch die Region auf die Beine zu stellen, Kursawe und die Riegers eröffnen in diesem Sommer einen Mountainbikepark im Heumöderntal bei Treuchtlingen, ein Hüttendorf und Zeltplatz sollen folgen.

Wohin die Reise geht, werden die nächsten Jahre zeigen. Fakt ist, aus Natur und Abgelegenheit ein hippes Image zu zimmern, ist keine so schlechte Idee. Österreich hat es in vielen Bereichen vorgemacht. In Leogang feiert man sich inzwischen als "Home of lässig" und begrüßt im Sommer fast so viele Mountainbiker wie im Winter Skifahrer. Mal sehen, was für Altmühlfranken bleibt: "Home of basst scho" wäre zu wenig, "Home of gschmeidig" schon erheblich besser.

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